Kneten und Gären

Kneten und Gären

Der Knetprozess ist ein wichtiger Teil der Herstellung von Backwaren. Während des Knetens laufen zahlreiche Vorgänge sowohl nacheinander als auch nebeneinander ab. Bereits der Knetprozess wirkt sich daher auf die spätere Qualität der Backwaren aus. Der Knetprozess, ob er nun von Hand oder maschinell, langsam oder schnell erfolgt, gliedert sich hauptsächlich in zwei Phasen.

Mischphase

In der Mischphase erfolgt zuerst ein Vermischen der einzelnen Rezepturbestandteile. Anschließend werden die Zutaten gleichmäßig vermengt und die verschiedenen Inhaltsstoffe mit der Schüttflüssigkeit benetzt. In der Mischphase wird wenig Energie aufgenommen, sie zeichnet sich hauptsächlich durch physikalische Vorgänge aus. Trotzdem beginnen bereits biochemische Umsetzungen sowie Quellungsvorgänge und Lösungsvorgänge. So ergibt sich ein fließender Übergang zur nächsten Phase, die beginnt, wenn der Teig homogen, das heißt klumpenfrei ist.

Teigbildungsphase

In dieser Phase überwiegen, je nach Rohstoff- und Zutatenauswahl, Strukturierungsprozesse und Bindungsprozesse. Für die Teigbildung wird deutlich mehr Energie benötigt, besonders für Weizenteige, bei denen die Quellungsvorgänge im stärkeren Maße und zeitlich verzögerter als in Roggenteigen ablaufen. Der Energiebedarf ist weiter abhängig von den Eigenschaften der Wei-zenmehle, der Wasserschüttung und anderen Rezepturbestandteilen.

Beim Kneten eines Weizenteiges sind verschiedene Viskositätsphasen zu beobachten. Durch das Vermischen der Rezepturteile wird der Teig zunächst zähflüssiger. Aufgrund enzymatischer Vorgänge nimmt die Viskosität jedoch gleichzeitig ab. Mit fortschreitender Quellung steigt die Zähflüssigkeit an, bis durch zunehmenden Enzymeinfluss wiederum Viskositätsverluste eintreten (Teigerweichung). Gleichzeitig erhöht sich die Klebrigkeit der Teige, was wie eine Erhöhung der Viskosität wirkt, jedoch in Wirklichkeit eine Erniedrigung dieser für den Teig bedeutet. Nur in Ausnahmefällen, wenn Quellungsvorgänge gegenüber den Abbaureaktionen dominieren, steifen die Teige nach.

Die Herstellung eines Roggenteiges ist abgeschlossen, wenn eine gute Vermischung der Rezepturbestandteile erfolgt ist. Versuche haben gezeigt, dass ein kurzes Weiterkneten trotz gewisser Verringerung der Zähflüssigkeit und erhöhter Klebrigkeit Vorteile bringt.

Knetintensität

Die Knetintensität und damit die Energieaufnahme während der Knetzeit stehen in engem Zusammenhang mit der Drehgeschwindigkeit der Knetwerkzeuge. In der untenstehenden Tabelle sind die Zusammenhänge zwischen Knetertyp und den damit notwendigen Knetzeiten, bezogen auf verschiedene Teigarten, wiedergegeben. Im Weiteren werden die durchschnittlichen Energiemengen genannt, die zur Teigbereitung benötigt werden. Um ein Kilogramm Weizenteil um ein Grad Celsius zu erwärmen, werden etwa 2.400 Joule = 2.400 Wattsekunde (Ws) benötigt.

Tabelle: Knetzeiten (in Minuten) in Abhängigkeit vom Knetmaschinentyp
Teig für LangsamkneterSchnell- oder IntensivkneterHochleistungs-Mixer
Schrotbrot / Vollkornbrot3015 - 20 
Roggenbrot10 - 154 - 61 - 3*
Roggenmehl-Brot15 - 205 - 71 - 3*
Weizenmehl-Brot20 - 256 - 81 - 3*
Weizenbrot20 - 307 - 101 - 3
Toastbrot20 - 307 - 101 - 3
Brötchen20 - 307 - 101 - 3

* noch selten im Einsatz - kaum Erhöhung der Teigtemperatur durch die Knetung.
Quelle: Taschenbuch für Lebensmittelchemiker und -technologen 2, Herausgeber: Dieter Osteroth

Durchschnittlicher Energiebedarf für die verschiedenen Teigarten:

  • Roggenteige: ca. 4-5 Wh
  • Toastbrotteige: ca. 10-12- Wh
  • Brötchenteige: ca. 8-10 Wh

Bei Roggenteigen kommt man mit geringen Knetintensitäten aus. Wegen der intensiveren und verzögerten Quellung ist für Weizenmehle eine intensive Knetung für die Gebäckqualität besonders vorteilhaft, weil feinere Eiweißmembrane entstehen.Das wirkt sich positiv auf die Gashaltung, Lockerung und das Brotvolumen aus. Dies ist besonders zu beachten, wenn wie für die Öko-Bäckerei typisch, mit hohen Typenzahlen oder Vollkornmehlen gearbeitet wird. Die Teigtemperatur erhöht sich umso mehr, je intensiver, das heißt schneller, geknetet wird. Der Grad der Erwärmung wird weiter von den Teigeigenschaften beeinflusst. So ist bei gleicher Umdrehungszahl und Knetdauer in Weizenteigen mit zäh/ wolligen (weichen) Eigenschaften der Temperaturanstieg höher als zum Beispiel bei nachlassenden Teigen. Bei Roggenteigen zeigt sich selbst bei Hochleistungsmixern nur eine geringe Erhöhung der Teigtemperatur.

Gären

Als Gärung bezeichnet man Stoffwechselprozesse von Mikroorganismen, die ohne den Einfluss von Sauerstoff stattfinden. Sie beruht auf der Aktivität von anaeroben Mikroorganismen. Während der Brotherstellung findet die Stückgare unter sauerstoffarmen bis sauerstofffreien (anaeroben) Bedingungen statt. Das hefeeigene Enzym Zymase spaltet dabei die zuvor enzymatisch aus Stärke umgewandelten Einfachzucker in Kohlenstoffdioxid und Ethanol (Alkohol) auf. Dieses Gärgas verleiht dem Brot Volumen und sorgt für die Porung im Brot. Der Alkohol reagiert mit ebenso enzymatisch entstandenen Aminosäuren zu wichtigen Aromastoffen. Optimale Temperaturen für die Hefegärung liegen bei etwa 30 bis 35 Grad Celsius (vgl. Bäckerlatein).

Zum Backen von roggenhaltigen Broten wird traditionell Sauerteig eingesetzt. Im Sauerteig entwickeln sich milchsäurebildende (homofermentative) und essigsäurebildende (heterofermentative) Milchsäurebakterien. Die essigsäurebildenden Bakterien bilden in geringem Maß außerdem Kohlenstoffdioxid. Selbstverständlich sind auch in Sauerteigen Hefen aktiv, jedoch ist deren Gasbildungsvermögen vermindert. Das Kohlenstoffdioxid bildet mit dem Kohlenstoffdioxid der zuvor beschriebenen alkoholischen Hefegärung zusammen das Gärgas und sorgt für den Trieb. Optimale Temperaturen für essigsäurebildende Bakterien liegen bei 20 bis 27 Grad Celsius.
Sauerteig wird regelmäßig mit Anstellgut, Wasser und Mehl "gefüttert", um die Mikroorganismen mit Nährstoffen zu versorgen, zu vermehren und aktiv zu halten. Sauerteig dient nicht nur als Trieb- und Säuerungsmittel sowie Aromageber, sondern hält das Brot auch länger frisch.

Letzte Aktualisierung 05.05.2022

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