Biokisten für die Außerhausverpflegung (AHV)

Biokisten für die Außerhausverpflegung

Für Kitas, Schulen und Büros sind Lieferservicebetriebe eine interessante Alternative zum Großhandel. Inzwischen gibt es bundesweit Biokistenanbieter, die sich auf die speziellen Bedürfnisse dieser Kundinnen und Kunden eingestellt haben: Sie fahren eigene Touren, nehmen Großgebinde ins Sortiment auf oder helfen bei den Formalien zum EU-Schulprogramm.

Viele Kitas, Kindergärten, Schülerhorte und andere Einrichtungen der Außerhausverpflegung (AHV) stehen am Beginn ihres Weges in Richtung Bio vor der Frage, welcher Lieferant für sie ein geeigneter Partner sein könnte. Aufgrund geringer Essenszahlen oder nur teilweisem Einsatz von Bioprodukten erreichen sie häufig nicht die Bestellmengen, um ihre Lebensmittel bequem beim Großhändler einzukaufen. Gleichzeitig ist es für sie oft zu aufwändig, das gewünschte Sortiment bei verschiedenen Direktvermarktern zu bestellen oder dort selbst abzuholen. Wenn ihre Essenzahlen bzw. die eingekauften Mengen überschaubar sind, können für sie Biokistenbetriebe eine interessante Möglichkeit darstellen. Die meisten Lieferservicebetriebe verkaufen inzwischen nicht nur die Produkte aus dem eigenen Anbau, sondern haben sich als Händler mit einem breiten Sortiment aufgestellt.

AHV als wachsende Kundengruppe

Viele dieser Lieferservicebetriebe stellen sich zunehmend auf die speziellen Bedürfnisse der "kleineren" Großküchen ein. Sie beliefern Kindergärten, Kitas und zum Teil auch Schulen mit allen gewünschten Bioprodukten sowie vermehrt auch Büros mit frischem Obst und Rohkostgemüse. Sie bieten – im Gegensatz zum Großhandel – auch kleinere Mengen und sind häufig bereit, sich flexibel auf spezifische Bedürfnisse ihrer Kunden einzustellen. Dazu gibt es viele Beispiele aus der Praxis:

  • Der Lieferservice "Tagwerk Ökokiste" beliefert auf eigenen Touren rund 150 Vorschuleinrichtungen im Raum Münchner Osten und Umgebung mit Bioprodukten nach individuellen Wünschen (Vollsortiment). Rund 90 Kitas, Kindergärten und Grundschulen aus der Region nutzen bei ihren Bestellungen das europäische Schulfruchtprogramm.
  • Rund 100 Kindergärten, Kitas und Schulen aus dem östlichen Ruhrgebiet beziehen ihre Bioprodukte vom Ökokistenbetrieb "Werkhof Service GmbH" in Dortmund. "Das ist für uns auf jeden Fall eine interessante Nische", bekräftigt der Betriebsleiter Marc Schmitt-Weigand.
  • Von den rund 1.100 Kundinnen und Kunden der Bohlsener Mühle im Raum Hamburg sind knapp 100 Küchen der AHV – vor allem Kitas, aber auch Schulen und Caterer. Der Biolieferant bietet diesen Küchen ein breitegefächertes Großgebindesortiment und fährt für sie eigene Touren. "Wir bemerken einen starken Anstieg von Nachfrage aus dieser Kundengruppe und schätzen das Potenzial für die Zukunft als sehr hoch ein", bilanziert Jessica Bock, die im Vertrieb für diese Kundengruppe zuständig ist.

Träger mit einbinden

Damit die Zusammenarbeit funktioniert und beide Seiten zufrieden sind, spielt die Kommunikation zwischen Lieferant und dem Team der Einrichtungen eine entscheidende Rolle. Aber oft genügt das nicht, weil beispielsweise die einzelne Kita nicht über den Einkauf selbst entscheiden kann. "Die Kommune, das heißt der Träger der Einrichtungen, muss in die Entscheidung mit einbezogen werden", empfiehlt deshalb Matthias Merholz vom Ökokistenbetrieb Schniedershof in Wachtendonk. Wie das in der Praxis gut funktionieren kann, zeigt ein Beispiel aus Reutlingen in Baden-Württemberg.

Biolieferant für 50 städtische Einrichtungen

Der Biolieferant Jürgen Weiss aus Gomadingen-Dapfen beliefert dort regelmäßig 45 der 58 städtischen Kindergärten, Kitas und Horte mit Bioprodukten für das Frühstück und die Zwischenmahlzeiten sowie zwei städtische Kochküchen für das Mittagessen. Die Einrichtungen können aus einem breiten Sortiment von 2500 Produkten ihre gewünschten Lebensmittel auswählen. Bereits kurz nach dem Start im Herbst 2012 machten 25 städtische Einrichtungen mit und rasch wurden es mehr - nicht zuletzt durch die Mund-zu-Mund-Propaganda. Denn für alle Beteiligten hat das Modell konkrete Vorteile: Die Küchen können bis einen Tag vor der Lieferung zweimal die Woche online bestellen. Zudem geht Jürgen Weiss auf besondere Wünsche ein und liefert beispielsweise auch spezielle Produkte für Allergiker in kleinen Mengen zusätzlich zum normalen Programm.

Erfolgsfaktor Koordination

"Entscheidend für den Erfolg der Projekts war, dass sich die Stadt Reutlingen von Anfang an um die Koordination kümmerte", bilanziert Ursula Straubinger. Sie ist in der Stadtverwaltung für die hauswirtschaftliche Betriebsleitung und unter anderem für die Verpflegung zuständig. Bewährt hat sich nach ihrer Erfahrung, zunächst mit einem Pilotprojekt zu beginnen und anhand dieser Erfahrungen abzuklären, wie die Zusammenarbeit mit den Lieferanten am besten ablaufen kann. Für die Stadt und die Einrichtungen ist es zudem ein großer Vorteil, dass sich der Biolieferant um all die Abrechnungsfragen im Zusammenhang mit dem Schulfruchtprogramm kümmert. "Das nutzen wir auch bei den Vorschuleinrichtungen so weit wie möglich", bekräftigt Straubinger.

Fazit

Die Modelle der Belieferung mit Biokistenbetrieben sind individuell oft unterschiedlich und nicht grundsätzlich übertragbar. Aber sicher ist: Immer mehr Kitas, Kindergärten und Büros nutzen diese Möglichkeit. Sobald gewisse Mindestmengen an Nachfrage vorhanden sind, können die Lieferbetriebe eigene Touren speziell für diese Kundengruppe einrichten und besser auf deren spezifische Bedürfnisse eingehen. Regionale Vernetzung und eine gute Kommunikation bringen Schwung in die Zusammenarbeit. Das schafft eine win-win-Situation für alle.


Letzte Aktualisierung 04.06.2023

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