Slow Mobil

Slow Mobil begeistert Kinder für das Kochen

Das erste Slow Mobil ist im Jahr 2008 in München aus einem Bauwagen entstanden, den Slow Food Aktivisten zu einer rollenden Küche umgebaut haben. Die Grundidee: Die Küche fährt zu Kindern in Kindergärten, Horten und Grundschulen und zeigt ihnen, dass gemeinsames Kochen und Essen Spaß machen kann. Meist sechs bis acht Kinder bereiten gemeinsam aus marktfrischen, unverarbeiteten Lebensmitteln eine einfache Mahlzeit zu, betreut von zwei Erwachsenen. Mit diesem Konzept können allein in München und Stuttgart jedes Jahr rund 1000 beziehungsweise über 1200 Kinder erreicht werden. Hinzu kommen noch Aktionstage auf Stadtfesten und Märkten, in Kinderferienprogrammen, Kochaktionen mit geflüchteten Kindern und vieles mehr.

Regional, saisonal und biologisch

"Natürlich kaufe ich die Produkte immer frisch, möglichst aus der Region und möglichst auch in Bio-Qualität", betont Britta von Baer, die bei Slow Mobil Stuttgart als einzige Hauptamtliche mit einem Team von 17 Honorarkräften beziehungsweise Ehrenamtlichen arbeitet. "Wir kochen mit den Zutaten, so wie sie uns die Natur liefert". Auch für Rüdiger Nüchtern, Vorsitzender von Slow Mobil München, ist völlig klar: "Selbstverständlich kochen wir mit Bio-Produkten. Denn wir wollen ja saubere Lebensmittel verwenden".

Kinder stehen im Vordergrund

Das pädagogische Konzept folgt einem klaren Prinzip: "Bei unseren Aktionen stehen immer die Kinder im Vordergrund und nicht der erhobene Zeigefinger", betont Britta von Baer. Nicht über den Kopf, sondern vor allem über das praktische Tun sollen die Kinder mehr über das Kochen und unsere Lebensmittel erfahren. Dazu gehört, dass die teilnehmenden Mädchen und Jungen alle Arbeitsschritte selber machen: vom Waschen, Putzen, Schneiden über das Kochen und Abschmecken bis hin zu gemeinsamen Essen.

Kleine Lebensmittelkunde

Bevor die eigentliche Kochaktion beginnt, werden immer erst die einzelnen Lebensmittel kurz vorgestellt. Jedes Kind darf anfassen, riechen und manchmal schon ein kleines Stück von einer Paprika oder einem Kohlrabi probieren. Kennt ihr alle Lebensmittel, die hier auf dem Tisch liegen? Und welche würden auch hier im Garten wachsen? Schmecken die gelben Zucchini anders als die grünen? Wisst ihr, was Bio-Produkte sind? Die Fragen und Gespräche kreisen immer ganz konkret um die Dinge, die die Kinder gerade machen oder vor ihnen auf dem Tisch liegen. Dafür nehmen sich die Slow Mobil-Teams genügend Zeit. Denn zur Wertschätzung von Lebensmitteln gehört eben auch, sich mit ihnen zu beschäftigen und sich die Zeit zum Kochen und Essen zu nehmen. Das ist für viele Kinder eine neue Erfahrung. "Zuhause bin ich immer in zwei Minuten mit dem Essen fertig", sagte ein Viertklässler bei einer Aktion an einer Stuttgarter Grundschule: "Wie soll ich hier eine halbe Stunde lang essen?"

Große Nachfrage

Für solche Aktionen und das pädagogische Konzept besteht ganz offensichtlich ein großer Bedarf: Nach dem Start in München entstanden inzwischen eigene Slow Mobil-Vereine in Frankfurt, Karlsruhe, Stuttgart und Freiburg. Auch im schweizerischen Kanton Sankt Gallen gibt es inzwischen einen Slow Mobil Verein, der mit diesem Konzept erfolgreich arbeitet. Wenn die rollende Küche an eine Schule oder einen Kindergarten kommt, buchen die Verantwortlichen häufig gleich wieder für das nächste Jahr. "Wir brauchen keine Werbung mehr zu machen und sind das ganze Jahr über gut gebucht", versichert Rüdiger Nüchtern, Vorsitzender von Slow Mobil München.

Die Erfolgsstory der Slow Mobile demonstriert wie viele andere handlungsorientierte Konzepte: In der Bildungsarbeit mit Kindern sollten nicht Argumente für "gesund" oder "bio" im Vordergrund stehen sondern die praktische Erfahrung. Kinder – und das gilt auch für Erwachsene – lernen am ehesten etwas Neues, wenn sie selbst tätig sind und dies mit positiven Erfahrungen verbinden.


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Letzte Aktualisierung 10.01.2024

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