Kinderleicht gärtnern mit AckerRacker

Kinderleicht gärtnern mit AckerRacker

Das Bildungsprogramm AckerRacker bringt schon die Jüngsten zum Gärtnern. Drei- bis Sechsjährige pflanzen und pflegen im Kindergarten oder der Kita ihr eigenes Gemüse. Rund ums Beet entdecken sie die Natur. Beim Kochen merken sie, wie lecker ihre selbst erzeugten Tomaten, Gurken und Zucchini schmecken!

Das Gartenprojekt AckerRacker will schon die Kleinsten für gesunde Ernährung und Nachhaltigkeit begeistern. Damit es mehr Spaß macht, führt das Maskottchen Rudi Radieschen die Kinder durchs Programm. 2022 haben 350 Kitas im deutschsprachigen Raum mitgemacht. Projektträger ist der gemeinnützige Verein Acker, der auch in Schulen und Unternehmen ähnliche Bildungsangebote durchführt. Hauptsache, die Menschen kommen gemeinsam ans Gärtnern.

Am Anfang steht die Suche nach einer geeigneten Fläche: Die sollte am besten direkt auf dem Gelände des Kindergartens oder der Kita liegen oder höchstens fünf bis zehn Gehwegminuten entfernt sein. Als Minimum gelten 15 Quadratmeter. Je mehr Kinder mitmachen, desto größer muss das Beet sein. Findet sich keine geeignete Fläche, lässt sich auch ein Hochbeet anlegen. Das ist allerdings aufwändiger und teurer.

So geht ackern

Das Ackerjahr beginnt im Februar mit Planungen. Von Mai bis Oktober pflanzen, pflegen und ernten die Kinder ihr Gemüse. Dafür sollten die Erzieherinnen und Erzieher sich mindestens zwei Stunden pro Woche Zeit nehmen. Bei körperlich schwereren Aufgaben wie dem Anlegen der Beete oder beim Umgraben sollten einige Eltern helfen. Etwa drei Arbeitseinsätze im Jahr reichen erfahrungsgemäß. Zwischen November und Januar ruht der Acker. Die Kinder können dann aber noch Gartengeschichten lauschen oder rund um das Grün kreativ sein: spielen, malen, basteln… 

Natürlich biologisch 

Die AckerrRacker arbeiten nach den Grundsätzen der ökologischen Landwirtschaft. Die Bio-Leitlinien für Hobbygärten wie Fruchtfolgen, eine vielfältige Mischkultur aus über dreißig Arten und eine traditionelle Mulchwirtschaft werden praktisch angewandt. Das erhöht den Humusgehalt, fördert das Leben im Boden und stabilisiert den Wasserhaushalt im Gemüseacker. Chemisch-synthetische Düngemittel oder Pflanzenschutzmittel kommen grundsätzlich nicht zum Einsatz. So können die Kinder ihr Gemüse jederzeit anfassen und naschen. 

Gut angeleitet gelingt das Gärtnern

Damit das Projekt gedeiht, müssen die Erzieherinnen und Erzieher sowie möglichst auch einige Eltern Lust aufs Gärtnern haben. Grünes Fachwissen oder Erfahrung brauchen sie dagegen nicht. Der Acker e.V. unterstützt mit Fortbildungen, Newsletter und vielfältigen Begleitmaterialien. Zum Saisonauftakt veranstalten die jeweiligen Regionalpartnerinnen und Regionalpartner von Acker e.V. einen Pflanzworkshop vor Ort. Diese bringen auch die Pflanzen mit und beraten die Einrichtungen das ganze Jahr über.

Pädagogisch wertvoll, aber nicht kostenlos

Die Kosten für das Saatgut, die Pflanzen und Materialien tragen weitgehend Sponsoren wie Ministerien oder Unternehmen. Der Ackeracker e.V. sucht passende Förderpartner für die jeweilige Einrichtung. Achtung: Es bleibt jedoch immer ein Eigenanteil für die Kindergärten oder Kitas übrig. Der wird individuell vereinbart: Je mehr Geld Förderpartner aufbringen, desto weniger Geld müssen die Kitas oder Kindergärten beisteuern. "Der Eigenanteil liegt im ersten Jahr zwischen 650 und 1450 Euro und verringert sich jedes weitere Jahr deutlich", so Jan Turner vom Acker e.V. 

Grundsätzlich kann sich jede Einrichtung das ganze Jahr über bewerben. Die aktive Bewerbungsphase und die Gespräche über Eigenanteil, Organisation, Flächen etc. beginnt nach den Sommerferien. 


Am liebsten ernten und kochen die Kinder

Die Katholische Inklusive Natur- und Tierkita Villa Lerchenheide in Stuttgart geht bereits in ihre dritte Gartensaison. Etwa zwanzig Drei- bis Sechsjährige gärtnern in Kleingruppen auf ihrem gut 50 Quadratmeter großen Beet direkt hinter der Kita. Der Leiter Philipp Gottschlich berichtet, was die Kinder dabei alles lernen und erleben.

Oekolandbau.de: Warum machen Sie bei dem Projekt mit?

Philipp Gottschlich: Wir haben schon vorher mit Hochbeeten gegärtnert. Aber keiner von uns wusste genau, wie es geht. Unsere Erzieherinnen und Erzieher sind alle Stadtkinder. Daher brauchten wir eine Fortbildung. Fachleute von AckerRacker unterstützen uns beim Anlegen der Beete. Danach hilft uns die wöchentliche Erinnerungs-E-Mail. Die beschreibt, was die Woche über zu tun ist, zum Beispiel Tomaten ausgeizen oder Schnecken sammeln. 

Oekolandbau.de: Schnecken sammeln, ekeln sich die Kinder nicht davor?

Gottschlich: Am Anfang schon, besonders die Nacktschnecken fanden sie ekelig. Aber mit der Zeit gewöhnen sie sich daran. Im Folgejahr lernen die neuen, Dreijährigen, dann von den Älteren und nehmen die Schnecken sogar auf die Hand. Inzwischen haben die Kinder keine Berührungsängste mehr. Sie achten beim Hacken und Umgraben darauf, keine Regenwürmer zu verletzen. Die Würmer setzen wir dann an den Beetrand. 

Oekeolandbau.de: Was machen die Kinder denn am liebsten?

Gottschlich: Alle Arbeiten machen wir inzwischen sehr entspannt. Am liebsten ernten die Kinder die Früchte zum Naschen wie Tomaten. Da heißt es dann zwei für mich und eine für alle. Sehr gerne verarbeiten sie ihr Gemüse selbst. Das schmeckt ihnen viel besser als gekauftes Gemüse. Wenn sie beim Kochen dabei sind, essen sie es sogar lieber, als wenn unsere Hauswirtschaftskraft das allein für sie zubereitet. Ein Höhepunkt ist es, frisch geerntete Kartoffeln auf dem offenen Feuer zu braten. Dafür haben wir extra eine große Pfanne gekauft und mit den Kindern einen langen Pfannenwender geschnitzt. 

Mir gefällt, dass das Gartenprojekt unsere Angebote vielfältiger macht. Zu Erntedank kommt die Gemeinde zum Gottesdienst hierher und genießt Suppe aus unseren Kürbissen. Und wenn wir mal zu viel Gemüse haben, machen wir einen Marktstand und verkaufen es an die Eltern. Mit dem Geld können wir dann neue Gartengeräte anschaffen. 

Oekolandbau.de: Was raten Sie anderen Kitas? Wer kann und sollte einsteigen?

Gottschlich: Jede Kita, die einen sonnigen Platz für ein Beet hat, kann gärtnern. Die Kinder lernen dabei so viel rund um die Ernährung. Beispielsweise kannten unsere Kinder früher keinen Palmkohl oder Mangold. Sie erleben auch, dass sie sich gut um das Gemüse kümmern müssen, wenn sie etwas ernten möchten. Ganz wichtig finde ich, dass die Kinder ihre Ernte auch selbst zubereiten und essen. Dafür lohnt es sich, eine Kochplatte anzuschaffen. Wer gar nicht kochen kann, pflanzt einfach Gemüse, das man roh essen kann, wie Möhren, Tomaten, Gurken oder Zucchini.


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Weitere Infos im Web:

Projekt Ackeracker

Letzte Aktualisierung 15.05.2023

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