Torffrei gärtnern

Torffrei gärtnern

Torf gehört ins Moor oder höchstens noch in den Profigartenbau. Für Hobbygärtnerinnen und Hobbygärtner gibt es längst gute torffreie Alternativen. Das Bundeslandwirtschaftsministerium rechnet damit, dass Verbraucherinnen und Verbraucher bis 2026 kaum noch Torf verwenden. Vorschriften dazu gibt es jedoch nicht.

Noch immer landen bei uns jährlich rund zweieinhalb Millionen Kubikmeter Torf aus Mooren in unseren Balkonkästen und Beeten. Dabei ist längst klar, wie wichtig es ist, den Torfabbau rasch zu beenden. Denn Moore sind Lebensräume für seltene, bedrohte Pflanzen und Tiere und unersetzliche Wasser- und Kohlenstoffspeicher. Kein anderes Ökosystem speichert mehr Kohlenstoff als intakte, also nasse, Moore. Nach Angaben des Greifswalder Moor Centrums binden weltweit alle Moorböden im Torf 500 Gigatonnen Kohlenstoff – doppelt so viel wie alle Wälder der Erde zusammen. Torffreies Gärtnern ist deshalb ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz.

Warum überhaupt Torf?

Torf hat einen konstant niedrigen Nährstoffgehalt, ein hohes Wasserspeichervermögen und einen niedrigen und somit gut einstellbaren pH-Wert. Dadurch lässt sich Torf an die unterschiedlichen Ansprüche verschiedenster Pflanzenarten anpassen. „Existenziell für Gartenbaubetriebe ist die Kultursicherheit: Substrate müssen ihren Zweck erfüllen und verlässlich zum gewünschten Kulturergebnis führen“, bilanziert Philip Testroet vom Industrieverband Garten e.V. Champignons sowie einige Obst- und Gemüsekulturen seien auf Torfsubstrate angewiesen. Beliebte Gartenpflanzen wie Rhododendren, Heide und Azaleen ebenfalls. Das Bundeslandwirtschaftsministerium hält im Profibereich eine Torfeinsparung von mehr als 50 Prozent für praktikabel. "Ersatzstoffe führen nicht in allen Fällen zu einem vergleichbaren Produktionsergebnis", so eine Pressesprecherin.

Weniger Torf für Profis

Bio-Gärtnereien möchten möglichst wenig oder gar keinen Torf mehr einsetzen. Dazu arbeiten sie eng mit der Forschung zusammen. Beispielsweise testen sie gemeinsam im Projekt Teröko, wie sich verschiedene Substrate mit unterschiedlich hohen Torfanteilen auf den Bio-Kräuteranbau auswirken. So hat die Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau Heidelberg bei Versuchen mit Basilikum nachweisen können, dass die beliebte Gewürzpflanze selbst auf stark torfreduzierten Substraten gut gedeiht. Bei Petersilie haben sich sogar die torffreien Substrate bewährt. "Da es im Profibereich gut funktioniert und die Ansprüche im Freizeitbereich deutlich niedriger sind, können Hobbygärtner allemal problemlos auf Torf verzichten, wenn die Qualität der Erden stimmt", erläutert Andrea Frankenberg von Bioland. Wichtig sei es, torfarme bzw. torffreie Substrate richtig anzuwenden, so der Industrieverband Garten: Beispielsweise müssten Pflanzen in torffreien Substraten regelmäßiger bewässert werden.  

Großes Angebot an torffreien Erden 

Das Angebot an torffreien Alternativen wächst: Ob als Anzuchterde für die Aussaat von Kräutern, Tomaten oder Sommerblumen oder als Pflanzerde für Balkonkästen und Hochbeete, der Bio-Handel, Gartencenter und Bio-Gärtnereien bieten mittlerweile eine breite Palette bio-zertifizierter Produkte ohne Torf an. Je nach Hersteller und Zweck variiert deren Zusammensetzung: Die Basis bilden Rindenhumus und Kompost, angereichert mit Holz- und Kokosfasern, Blähtonsand, Bims und Quarzsand.  Genau wie Torf verleihen die häufig eingesetzten Kokosfasern dem Boden eine lockere Struktur und nehmen das Gießwasser gut auf. Oft wachsen Kokospalmen allerdings in Monokulturen in Asien, Afrika und Südamerika – zulasten der Biodiversität. Außerdem schmälern die weiten Transportwege die Nachhaltigkeit von Kokoserde.

Einfach Blumenerde selbst herstellen

Am nachhaltigsten sind immer im eigenen Garten entstandene Produkte, findet der österreichische Naturgartenexperte und Autor von Gartenratgebern Werner Gamerith: "Für alle Zwecke reicht eine Mischung aus Gartenerde und reifem Kompost völlig aus. Schließlich hinterlässt alles zugekaufte Material bei Erzeugung und Transport einen ökologischen Fußabdruck." 

Selbst für Rhododendron und andere säureliebende Pflanzen lässt sich eine torffreie Erde selbst mischen. Statt den Boden mit Torf anzusäuern, kann man pflanzliche Rohstoffe in den Boden einarbeiten, die von Natur aus sauer sind. Dazu gehören etwa Laubkompost von Eiche, Buche oder Esche, aber auch Nadelstreu oder Holzhäckselkompost. Grundsätzlich sollten wir im Naturgarten jedoch mit und nicht gegen die Natur arbeiten. "Auf basenreichen Böden würde ich auf säureliebende Spezialisten verzichten und mich dafür an kalkliebenden Gewächsen erfreuen", rät Gamerith.


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Letzte Aktualisierung 15.03.2023

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