Dreschflegel ist eine Gruppe von Menschen, die auf achtzehn Gärtnerhöfen biologische Saatgutvermehrung und -züchtung betreiben. Einer davon ist die Kornzept GbR in Südbaden. Betriebsleiterin Kaya Berger erklärt im Interview, worauf wir beim Saatgutkauf achten sollten.
Warum finden wir so wenig Saat- und Pflanzgut alter Sorten in den Gartenmärkten?
Kaya Berger: In Garten-, Bau- und Supermärkten dominiert für einen Massenmarkt produziertes Saatgut. Hierbei handelt es sich häufig um konventionelles Saatgut und/oder Bio-Saatgut, welches zu günstigen Preisen in Südeuropa einmalig unter Bio-Bedingungen hochvermehrt wurde. Man könnte sagen, dass es Parallelen zum Lebensmittelmarkt gibt: Einen guten, handwerklich hergestellten Käse findet auch niemand im Discounter.
Was macht die Kornzept GbR denn anders?
Kaya Berger: Wir können und wollen nicht in solchen Dimensionen Saatgut vermehren. Deshalb hat sich beispielsweise die Dreschflegel GbR einen eigenen Saatgutversand aufgebaut, um die Wertschöpfung möglichst in der eigenen gärtnerischen Hand zu behalten.
Dabei geht es uns nicht nur um sogenannte „alte Sorten“. Unsere Sorten passen sich der Erhaltungsarbeit und ihren aktuellen Bedingungen an und befinden sich in einem stetigen Wandel. Sie begleiten uns und wir sie in langjähriger biologischer Sortenentwicklung. Bei den Sorteneigenschaften legen wir Wert auf die Bedürfnisse von Haus- und Selbstversorgungs-Gärtnern und Gärtnerinnen. In Hobbygärtnertüten kommt kein Saatgut von Sorten, die eigentlich für den Erwerbsanbau gezüchtet wurden.
oekolandbau.de: Was können Hobbygärtnerinnen und Hobbygärtner tun?
Kaya Berger: Wer die Vielfalt erhalten will, sollte beim Kauf von Saatgut und Jungpflanzen darauf achten, dass das Saatgut samenfest ist: F1 hinter dem Sortennamen bedeutet, dass es sich bei diesem Saatgut um Hybriden handelt. Am besten ist es, direkt bei den die Vielfalt erhaltenden Saatgutvermehrern einzukaufen, auch wenn es mehr kostet. Denn handwerklich erzeugtes Saatgut kann nicht zum gleichen Preis angeboten werden wie industriell hergestelltes.
Außerdem kann die enorme Vielfalt unserer Nutzpflanzen nur in vielen, vielen Gärten erhalten werden. Wir freuen uns über alle, die nach und nach anfangen, Saatgut selbst zu vermehren und dieses auch zu tauschen. Für Neulinge und Fortgeschrittene in der Vermehrung gibt es bei Dreschflegel und zahlreichen anderen Organisationen Saatgutkurse.