Klimaangepasst Gärtnern: Tipps von Gartenbau-Profis

Klimaangepasst Gärtnern: Tipps von Gartenbau-Profis

Hitze, Dürre oder Dauerregen – die Klimakrise kommt auch in unseren Gärten an. Wir haben vier Bio-Gärtnerinnen und Bio-Gärtner gefragt, wie wir unsere Blumen- oder Gemüsebeete und Bäume fit für den Klimawandel machen. Hier kommen ihre Tipps zum klimaangepassten Gärtnern.

Staudenhelden für die Klimakrise

"Die meisten Menschen denken beim Stichwort 'Klimakrise' an langanhaltende Trockenheit, aber ebenso häufig gibt es Starkregen. Reine Trockenkünstler leiden am falschen Standort dann schnell unter "nassen Füßen" auf zu schweren oder humosen Böden.

Deshalb empfehlen wir Allrounder: das sind Mehrjährige, die mit häufigen Extrem-Wetterlagen zurechtkommen. Gute Beispiele sind die farbprächtigen Taglilien (Hemerocallis), die den ganzen Sommer über unermüdlich neue Blüten produzieren und das bei legendärer Anspruchslosigkeit. Einen gegensätzlichen Habitus weist die Schönaster (Kalimeris) auf: Ihre feinen, sternförmigen Blüten hüllen diese Staude in einen zarten Blütenschleier. Sie eignet sich für sonnige bis halbschattige Standorte, blüht und wächst absolut zuverlässig. Klimagewinner sind die lang anhaltend blühenden Skabiosen (Scabiosa), deren knopfartige Blüten wahre Insektenmagneten sind.

Ansonsten raten wir, die Stauden möglichst geschlossen zu pflanzen. Das senkt die Verdunstung und schützt die Erde vor Regenerosion. Tatsächlich kann man Stauden erziehen, mit weniger Wasser auszukommen: nur gießen, wenn nötig, aber dann durchdringend. Dadurch entwickeln die Pflanzen längere Wurzeln. Das macht sie unabhängiger von externen Wassergaben."

Daniel Pfeiffer, Staudengärtnerei Gaißmayer, Illertissen, Bayern
Internet: Staudenhelden für den Klimawandel

Hacken und Mulchen spart Wasser

"Außer unserer Gärtnerei und unserem Gartencenter betreiben wir 70 Mietgärten. Unseren Saison-Gärtnerinnen und Gärtnern empfehlen wir immer, den Boden gut zu bedecken, also zu mulchen. Damit können sie viel Wasser sparen. Pflanzen mit hohem Wasserbedarf wie Salate, Tomaten und Gurken lassen sich gleich nach der Pflanzung mit einer Mulchschicht vor Austrocknung schützen. Oft reicht es dann aus, sie ein- oder zweimal anzugießen. Wir haben in unserem Hofverkauf immer Bioland-Strohballen vorrätig: damit können Wege abgedeckt werden und Pflanzflächen zur Unkrautunterdrückung, zum Wassersparen und zur Erhöhung der Bodenfruchtbarkeit bedeckt werden. Ab diesem Jahr bieten wir auch Schafwollmatten an, um die Beete abzudecken. Damit erreicht man einen ähnlichen Effekt und bekommt noch eine zusätzliche Düngung und Belüftung, wenn sich die Matte auflöst.

Bei Aussaaten empfehlen wir Reihensaat. Dann kann man zwischen den Reihen regelmäßig hacken. Hacken lockert und belüftet den Boden, beseitigt Unkräuter und reduziert den Wasserbedarf. Wenn die oberflächlichen feinen Wasserkanäle (Kapillaren) im Boden unterbrochen werden, verdunstet weniger Wasser. Das ist uraltes Wissen, das heute aktueller denn je ist."

Klaus Umbach, Gärtnerei Umbach
Internet: Umbach Bioland Gärtnerei

Klimaangepasste Obstbäume

"Beim Pflanzen empfiehlt es sich generell, den Gartenboden mit Kompost aufzubessern. So werden schwere Böden aufgelockert und besser durchlüftet. Bei sehr sandigen Gartenböden raten wir, zusätzlich noch das Tonmineral Bentonit hinzuzufügen. Beide Produkte verbessern die Bodenstruktur und somit das Wasserhaltevermögen.

Bei der Neupflanzung vereinfacht ein Grießring um den Baum die Bewässerung. Dieser sollte ein- bis zweimal wöchentlich mit so viel Wasser gefüllt werden, dass es sich bis zu dem angelegten Gießring staut. Im späten Frühjahr und Sommer muss der Baum immer genügend Wasser haben. Ein durstiger Baum lässt sich an schlaff herunterhängenden Blättern leicht erkennen.

Für trockene Standorte eignen sich besonders Obstbäume auf Sämlings-Unterlagen. Diese besitzen ein kräftig ausgebildetes Wurzelwerk, was sie sehr standfest und langlebig macht. Allerdings benötigen diese Bäume etwas mehr Platz im Garten.

Ideal bei Trockenheit und Hitze ist die Mispel. Mespilus germanica kommt selbst mit Extremsommern zurecht und ist sehr anpassungsfähig. Durch ihre späte Blüte im Mai trägt sie verlässlich jedes Jahr Früchte. Diese lassen sich erst nach den ersten Frösten im November genießen."

Andrea Bakora, Baumvielfalt GbR
Internet: bio-obstbaeume.de

Mehr heimische Wildstauden pflanzen

"Unter unseren einheimischen Wildpflanzen gibt es zahlreiche Arten, die gut an Trockenstress und im Winter auch an Staunässe angepasst sind. Je nach Lichtverhältnissen eignen sich Pflanzen für sonnige oder halbschattige Standorte (siehe pdf-Listen Sonne und Halbschatten zum Download).

Wer heimische Wildpflanzen setzt, sorgt außerdem noch für Insekten. Dagegen spenden die Blüten unserer exotischen Gartenpflanzen Bienen und Schmetterlingen zwar Nektar und Pollen, eignen sich aber nicht als Raupenfutterpflanzen. Von unseren 30.000 einheimischen Insekten ernährt sich der überwiegende Teil von Pflanzenteilen. Viele Insekten sind auf einzelne Pflanzengruppen, oft sogar auf einzelne Pflanzen spezialisiert. Zum Beispiel braucht die Witwenblumen-Sandbiene die Wiesen-Witwenblume als Nektarpflanze.

Unsere einheimischen Stauden haben auch ein großes Potential, sich bei Stress oder Absterben durch sehr lange Trockenphasen aus Samen wieder zu regenerieren. Pflanzbeete überaltern nicht, da Ausfälle und Lücken durch Versamung wieder geschlossen werden. Wildstaudenbeete sind immer im Wandel und bieten jedes Jahr andere Eindrücke und Neues an Insekten zu entdecken."

Friedhelm Strickler
Internet: www.gaertnerei-strickler.de

Letzte Aktualisierung 25.07.2024

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