Schoderhof: Alte Apfelsorten verkosten
88289 Waldburg
Umweltfreundlich picknicken und draußen feiern geht auch ohne Plastik. Essbare Löffel, gewachste Tücher und Mehrwegtrinkhalme machen es möglich. Aber Achtung: Untersuchungen europäischer Verbraucherzentralen ergaben, dass Einweggeschirr aus Pappe, Palmblatt oder Zuckerrohr mit Vorsicht zu genießen ist.
Einweg-Plastikgeschirr ist unterwegs praktisch, aber problematisch. Allein die Herstellung von erdölbasierten Produkten braucht viel Energie. Allzu oft bleiben Teller und Becher nach der Mahlzeit, dem Picknick oder Feiern auf der Wiese liegen. Daher verbietet die EU seit dem 3. Juli 2021 den Vertrieb von diversen Einwegprodukten aus Kunststoff.
Dazu gehören Einweg-Besteck (Gabeln, Messer, Löffel), Teller, Trinkhalme, Rührstäbchen und Wegwerf-Essensbehälter aus Styropor. Das Verbot gilt auch für Wegwerfteller oder -becher aus biobasierten oder biologisch abbaubaren Kunststoffen. Denn diese zersetzen sich in den gängigen Kompostieranlagen nicht vollständig, sondern zerfallen und die Reste verbleiben jahrzehntelang in der Umwelt.
Laut Verbraucherzentrale stecken in plastikfreiem Einweggeschirr aus Pappe, Palmblättern oder Zuckerrohr häufig problematische Stoffe. Eine Untersuchung von vier europäischen Verbraucherorganisationen fand in mehr als der Hälfte der getesteten Produkte Stoffe, die entweder die Gesundheit gefährden oder ewig in der Umwelt verbleiben.
Die Verbraucherzentrale begrüßt zwar das Plastikverbot für Einweggeschirr, fordert aber klare Regeln für die Alternativen aus Papier, Palmblätter und Zuckerrohr. "Aktuell haben Verbraucherinnen und Verbraucher keine Chance festzustellen, ob und wie stark plastikfreie Alternativen kontaminiert sind. Die EU muss ihre Regeln zu Lebensmittelverpackungen dringend nachschärfen, um Umwelt und Verbraucher besser zu schützen", sagt Klaus Müller, Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbands.
Zahlreiche Start-ups arbeiten am essbaren Geschirr: Spoontainable in Heidelberg produziert Löffel aus gerettetem Hafer oder Kakaoschalen. Das heißt: sie verarbeiten (upcyclen) ansonsten überflüssige Nebenprodukte aus der Getreide- und Schokoladenproduktion zu essbaren Löffeln oder Rührstäbchen. Die nachhaltigen Löffel schmecken je nach Rohstoff nach Haferkeks oder Zartbitterschokolade. Die sind jedoch bisher nicht bio-zertifiziert. "Wir können aktuell noch nicht auf reine Bio-Qualität zurückzugreifen, zumal bei Kakaoschalen viele verschiedene Zertifikate wie UTZ, Fairtrade und so weiter in Umlauf sind", erklärt Julia Piochetta von Spoontainable. In Zukunft sollen auch essbare Gabeln und Messer auf den Markt kommen.
Die Göttinger Pioniere Kulero bieten ein ganzes Picknick-Paket an: Das enthält neben kompostierbaren Tellern, Schüsseln und Bechern aus Weizenkleie essbare Löffel mit Pfeffer- oder Schokogeschmack sowie Trinkhalme. "Unsere Knusperhalme aus Weizengrieß, Rapsöl und Wasser werden gebacken. Dadurch haben sie eine schöne knusprige Konsistenz, die man gerne nach dem Shake knabbert", erläutert Juliane Schöning von Kulero.
Das Unternehmen Wisefood hat essbare Becher und Gläser aus Hafer, Weizenmehl und Zucker sowie Trinkhalme aus Nudeln im Programm. Neu dabei sind Trinkhalme aus Getreide, Apfeltrester und Stevia mit Apfelgeschmack.
Auch international tut sich einiges. Beispielsweise arbeitet das indonesische Startup Evoware an Verpackungen aus Algen. Air New Zealand serviert seinen Kaffee bereits aus essbaren Bechern.
Zu Plastik-Trinkhalmen gibt es mittlerweile Alternativen in Hülle und Fülle. Wer Abfall und Rohstoffe sparen will, verwendet Mehrwegtrinkhalme aus Glas oder Edelstahl. Allerdings kann die aufwändige Reinigung wie beispielsweise das Auskochen die Ökobilanz wieder verhageln. Einfacher geht es mit speziellen Strohhalmbürsten. Von den im Handel massenhaft angebotenen importierten Papiertrinkhalmen sollten wir lieber die Finger lassen. "Die können Reste von Bleifarben und Bor vom Kleber enthalten sowie gechlort und gebleicht sein", warnt Pressereferentin Jana Gessert vom Spezialanbieter Bio-Strohhalme.
Hier sind heimische Trinkhalme aus Pasta, Papier oder Graspapier die bessere Wahl. Letztere enthalten neben Zellstoff bis zu 30 Prozent Gras. Das stammt aus Flächen, die nicht dem Anbau von Tierfutter oder Lebensmittel dienen. "Mit Graspapier lässt sich weltweit viel Kohlendioxid sparen: Die Herstellung braucht viel weniger Energie und Frischwasser als beim üblichen Papier aus Holz", weiß Expertin Gessert.
Ganz natürlich sind Strohhalme aus Stroh: Nach der Kornernte werden die verbleibenden Stängel geschnitten, sortiert, geschält und mit heißem Wasser gewaschen. Anschließend werden sie sterilisiert, ganz ohne Chemikalien. Aber ein Einwegprodukt bleibt es.
Anstatt mit Frischhaltefolie aus Plastik oder Alufolie lassen sich Lebensmittel in Mehrweggefäßen und Schraubgläsern mitnehmen oder in Bienenwachstüchern einpacken. Einige Hersteller bieten diese in Bio-Qualität an. So bestehen beispielsweise die Tücher der Manufaktur Little Bee Fresh am Bodensee aus Bio-Baumwolle und deutschem Bio-Bienenwachs. Für mehr Geschmeidigkeit sorgt Harz aus nachhaltiger Waldwirtschaft. Die Frankfurter Manufaktur Wildwax setzt Bio-Kokosfett ein, um die Tücher geschmeidig und lange haltbar zu machen. Die Tücher sind bio-zertifiziert und erfüllen den Global Organic Textile Standard (GOTS).
Bienenwachstücher eignen sich, um Schüsseln abzudecken und Sandwich und Co. einzuwickeln. Es gibt auch Beutel und Rollen aus gewachsten Tüchern. Diese lassen sich nach Gebrauch mit Wasser und einem Schuss Spülmittel abwaschen und wiederverwenden. Nur bei Fleisch rät die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen aus hygienischen Gründen zur Vorsicht, da Wachstücher sich nicht heiß spülen lassen.
Letzte Aktualisierung 28.04.2023