Engagement für die Kartoffel: Der Biohof Ritzleben

Engagement für die Kartoffel: Der Biohof Ritzleben

Film ab: Der Biohof Ritzleben im Porträt


Als Carsten Niemann und seine Frau Kathrin Kulow kurz nach der Wiedervereinigung die Hofstelle im grenznahen Ritzleben übernahmen, wies wenig auf eine vielversprechende Zukunft hin. Die Gebäude waren marode, es gab nur wenig Ackerfläche und ohne eigene Futtergrundlage musste eine Milchkuhherde aufgebaut werden. Mit wenig Eigenkapital, aber viel Mut und großem Engagement hauchten sie dem Betrieb nach und nach neues Leben ein.

Direkt mit der Übernahme stellten sie den Betrieb im Jahr 1991 um und gehören heute dem Bioland-Verband an. Carsten Niemann bewirtschaftet zurzeit gemeinsam mit seiner Tochter Laura Kulow über 400 Hektar Ackerland. Zentrale Kultur des Biohofs ist die Kartoffel, die jährlich auf knapp 80 Hektar angebaut wird. Aber statt nur auf Speisekartoffeln zu setzen, hat Carsten Niemann Anbau und Vermarktung von Anfang an breit aufgestellt und zusätzlich eine Verarbeitungsstufe aufgebaut.

Um die Kartoffeln selber verarbeiten und vermarkten zu können, gründete Niemann gemeinsam mit sechs weiteren Landwirten die Bio-Kartoffel-Nord GmbH (BKN), für die er auch als Geschäftsführer aktiv ist. Über den Erzeugerzusammenschluss werden Speisekartoffeln, Kartoffelstärke und -flocken sowie Ware für die Chips- und Pommes-Erzeugung bundesweit vermarktet. Mehr als 40 Bio-Kartoffelbetriebe aus Niedersachsen und Sachsen-Anhalt liefern hier ihre Ware an, pro Jahr etwa 25.000 Tonnen.

Um den Teil der Ware zu verarbeiten, der nicht als Speisekartoffel vermarktet wird, mietet die BKN für mehrere Tage im Jahr eine Stärkefabrik an. Dieser Aufwand zahlt sich aus. "Durch die unterschiedlichen Möglichkeiten der Verwertung können wir flexibel auf Überangebote bei Bio-Speisekartoffeln reagieren und den Markt bei Bedarf entlasten. Das hält die Preise stabil", sagt Carsten Niemann. Die eigene Weiterverarbeitung bietet aber noch einen weiteren Vorteil: Nicht für den Handel geeignete Ware, wie etwa Über- und Untergrößen, kann sinnvoll und vor allem wirtschaftlich vermarktet werden.

Die Jury des Bundeswettbewerbs zeigte sich aber nicht nur vom Verarbeitungs- und Vermarktungskonzept des Betriebs beeindruckt. Sie hob auch den großen Pioniergeist und das Herzblut hervor, mit dem die Familie Niemann/Kulow den Hof Ritzleben trotz schwieriger Startbedingungen zu einem ökologischen Vorzeigebetrieb entwickelt hat. Deshalb fiel es Tochter Laura Kulow leicht, den Betrieb zu übernehmen. Dafür hat sie auch das Erfolgsgeheimnis ihrer Eltern verinnerlicht. Laura Kulow: "Entscheidend ist, sich auch in schwierigen Phasen auf das Wesentliche zu konzentrieren und positiv zu bleiben. Denn es gibt immer eine Lösung."


Letzte Aktualisierung 14.06.2023

Nach oben
Nach oben