Pflanzenschutz

Pflanzenschutz im Öko-Gemüsebau

Chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel sind im ökologischen Gemüsebau generell verboten. Um die Pflanzen gesund zu erhalten, müssen andere Maßnahmen ergriffen werden.

Standort und Kulturtechnik

Die meisten an Blättern auftretenden Schadpilze im Gemüsebau brauchen zur Infektion nasse oder feuchte Bedingungen. Dazu gehören zum Beispiel der Falsche Mehltau bei Salat, Zwiebeln und Gurken sowie Blattfleckenpilze wie Blatt-Alternaria bei Möhren, Septoria-Blattflecken bei Sellerie oder Cercospora auf Roter Bete.

Um in gefährdeten Beständen das Infektionsrisiko zu senken, sind alle Maßnahmen von großer Bedeutung, die das Abtrocknen der Blattmasse fördern. Für solche Krankheiten empfindliche Kulturen sollten daher nicht in Mulden- und Schattenlagen gepflanzt oder gesät werden. Wann immer möglich, müssen windoffene Lagen und weite Pflanzabstände mit einer geringeren Anzahl Pflanzen pro Quadratmeter gewählt werden. Weiterhin kann der Anbau auf Dämmen die Durchlüftung der Bestände positiv beeinflussen.

Fruchtfolge

In der Regel sind die im Freilandanbau bedeutenden Schädlinge wie Kohlfliege, Kohlweißling, Lauchmotte, Möhrenfliege hoch spezialisiert und können nur eine bestimmte Gemüseart oder eng verwandte Arten befallen. Das gilt auch für Pilzkrankheiten. Der Falsche Mehltau an Salat kann zum Beispiel die Zwiebel nicht befallen.

Um auch bodenbürtige Krankheiten wie Kohlhernie oder Schadorganismen wie Nematoden an der Ausbreitung zu hindern, ist eine weitgestellte, aufgelockerte Fruchtfolge mit ausreichend langen Anbauabstände zwischen gleichen Gemüsearten und Anfälligkeitsgruppen notwendig. Als Grundsatz gilt, dass eine Anbau-Unterbrechung von drei Jahren nicht unterschritten werden darf. Das heißt, dass höchstens alle vier Jahre die gleiche Kultur auf demselben Standort stehen darf.

Neben der botanischen Verwandtschaft macht auch eine Gruppierung bezüglich der Anfälligkeit mit einem Schaderreger Sinn. So sind zum Beispiel sind zum Beispiel Zwiebeln, Möhren, Sellerie, Rote Bete und Bohnen anfällig für Stängelnematoden. Eine Unterbrechung mit Kleegras alle fünf Jahre kann die Fruchtfolge weiter entlasten.

Ein Beispiel für eine Gemüsefruchtfolge:

  • 1. Jahr: Kleegras
  • 2. Jahr: Kohlgewächse
  • 3. Jahr: Möhren, Sellerie, Rote Beete
  • 4. Jahr: Salat-Arten, Feldsalat, Spinat
  • 5. Jahr: Zwiebeln, Porree

In der Praxis kommt man häufig nicht umhin, diese Regeln zu brechen, wenn die Marktanforderungen oder die Bodengegebenheiten es fordern. Die Anfälligkeitsgruppen der regional bedeutendsten Schädlinge und Krankheiten sollten aber dennoch berücksichtigt werden.

Sortenwahl und Saatgut

Im ökologischen Anbau mit seinen sehr beschränkten direkten Bekämpfungsmaßnahmen sind die Sortenwahl und die Saatgutgesundheit von zentraler Bedeutung. Sorten mit Toleranzen oder sogar Resistenzen gegen Pilzkrankheiten und in Ausnahmefällen gegen Schadinsekten wie eine Blattlausresistenz bei Salatarten sind daher ein wichtiger Eckpfeiler der Pflanzenschutzstrategie im Bio-Anbau. 

Neben diesen spezifischen Resistenzen, welche bekanntlich auch leicht durchbrochen werden, sind aber auch Sorten mit breit abgestützten Toleranzen wichtig. Sorten mit kürzerer Entwicklungszeit bis zur Erntereife sind weniger lang Krankheitserregern ausgesetzt oder haben ihre Ertragsbildung bereits abgeschlossen, wenn eine jahreszeitbedingte Epidemie die Blattmasse stark schädigt, wie etwa beim Falschen Mehltau der Zwiebel.

Viele Krankheiten werden mit dem Saatgut übertragen. Um diese Gefahr zu verringern, stehen im ökologischen Anbau Maßnahmen wie die Saatgutbehandlung mit Warmwasser zur Verfügung. Diese Behandlung ist technisch anspruchsvoll und sollten daher Spezialisten der Saatgutfirmen überlassen werden. Vor allem bei Möhren und Feldsalat hat sich die Heißwasserbehandlung bewährt.

Direkter Pflanzenschutz

Die Anwendung von natürlichen, zugelassenen Behandlungsmitteln sollte nur dann erfolgen, wenn aus Erfahrung mit vorbeugenden Maßnahmen keine genügende Regulierung möglich ist.

Da für den Ökolandbau zugelassene Pflanzenschutzmittel fast ausnahmslos Kontakt- oder Fraßmittel sind, ist eine gute Verteilung auf der Pflanze, auch auf der Blattunterseite, für die Wirksamkeit und damit für einen möglichst schonenden Einsatz von entscheidender Bedeutung. Zum Beispiel müssen Bacillus thuringiensis-Präparate auch in die inneren Blätter eines Kohls oder Blumenkohls gelangen, um eine gute Wirkung auf Schadraupen zu entwickeln.



Letzte Aktualisierung 08.01.2021

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