Das Unkrautmanagement bei Öko-Körnerleguminosen beginnt vor der Saat

Das Unkrautmanagement bei Öko-Körnerleguminosen beginnt vor der Saat

Das Unkrautmanagement hat im Körnerleguminosenanbau einen bedeutenden Einfluss auf den Ertrag. Das Unkraut wird im Öko-Landbau in der Regel mechanisch – meist mit Striegel oder Hacke – reguliert. Jeder Betrieb kann jedoch schon sehr viel früher Einfluss darauf nehmen, wie sich das Unkrautgeschehen auf dem Acker entwickelt. 

Körnerleguminosen sind wichtige Fruchtfolgeglieder im Öko-Landbau: Sie bringen Stickstoff in den Boden und lassen sich noch dazu als Eiweißkomponente gut vermarkten. Ein wesentliches Erfolgskriterium für den Anbau ist der Ertrag, denn dieser entscheidet zum einen über die zu vermarktenden Menge. Zum anderen bestimmt er aber auch darüber, wie viel Stickstoff der Bestand fixiert und für die Folgekulturen auf dem Acker hinterlässt.

Das Unkrautmanagement hat bei Körnerleguminosen einen sehr wesentlichen Einfluss auf den Ertrag. Denn diese Kulturen sind aufgrund ihrer langsamen Jugendentwicklung wenig konkurrenzstark gegenüber Unkraut. Hinzu kommt, dass eine Spätverunkrautung den Drusch der Früchte erheblich erschweren und zu hohen Feuchtegehalten im Erntegut führen kann.

Wie hoch ist der Einfluss auf den Ertrag?

Ergebnisse von Praxiserhebungen auf über 100 Ackerschlägen mit Erbsen und Ackerbohnen, die im Rahmen der Eiweißpflanzenstrategie des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft durchgeführt wurden, zeigen: Je 10 Prozent Unkrautdeckungsgrad ist der Ertrag bei Ackerbohnen im Mittel um 3,5 dt/ha und bei Erbsen um 3 dt/ha zurückgegangen. Auf über 94 Prozent der Öko-Erbsenbestände und 52 Prozent der Öko-Ackerbohnenbestände wurde auf den Praxisbetrieben ein Unkrautdeckungsgrad von mehr als 10 Prozent ermittelt.

Unkraut auf dem Acker wird im ökologischen Anbau in der Regel mit mechanisch Verfahren, meist Striegel und/oder Hacke, reguliert. Jeder Betrieb kann jedoch schon sehr viel früher Einfluss darauf nehmen, wie sich das Unkraut auf dem Acker entwickelt. Die oben erwähnte Praxiserhebung konnte zeigen, dass bereits die Schlagauswahl, die Vorbewirtschaftung, die Stoppel- und Grundbodenbearbeitung sowie die Aussaat erheblichen Einfluss auf das Unkrautgeschehen haben. Wer diese Faktoren gut im Blick hat, kann den Unkrautdruck von vornherein geringhalten. Die wichtigsten Einflussfaktoren stellen wir im Folgenden vor.

Stickstoffverfügbarkeit im Boden

Die Vorbewirtschaftung der Fläche kann auf unterschiedliche Weise Einfluss nehmen auf das Unkrautgeschehen im aktuellen Bestand. Ein bedeutender Faktor ist die Stickstoffverfügbarkeit im Boden: Leguminosen profitieren im Allgemeinen von einer geringen Stickstoffversorgung im Boden, weil sie den Luftstickstoff nutzen können und somit einen Vorteil gegenüber nicht-legumen Unkräutern haben. Aus diesem Grund sind alle Maßnahmen förderlich, die darauf abzielen, den Stickstoffgehalt im Boden vor der Leguminosenkultur gering zu halten. Dazu zählt zum Beispiel ein möglichst großer Abstand zur vorherigen Leguminose oder Düngung mit N-reichen Substraten wie Gülle, oder der Anbau einer nicht-legumen Zwischenfrucht.

Zeitliche Abstände der Leguminosen in der Fruchtfolge

Aber auch die langjährige Anbaugeschichte hat Einfluss auf das Unkrautgeschehen. Sehr wichtig ist es zum Bespiel, die für die jeweiligen Körnerleguminosen empfohlenen zeitlichen Anbauabstände einzuhalten. Denn Körnerleguminosen sind mit sich selbst und anderen Leguminosen höchst unverträglich. Zu kurze Abstände führen somit zu fruchtfolgebedingten Krankheiten, die wiederum das Unkrautwachstum begünstigen.

Bodenbearbeitung

Die Intensität der Stoppelbearbeitung ist ein weiterer wichtiger Vorbewirtschaftungsfaktor mit deutlichem Einfluss auf den Unkrautdeckungsgrad. In Versuchen zeigte sich: Je tiefer die Stoppel bearbeitet wurde, desto geringer war der Unkrautdruck im Folgejahr.

Wie Versuche zeigen, spielt auch der Pflugtermin eine herausragende Rolle: So ist der Unkrautdeckungsgrad nach einer Herbstfurche meist geringer als wenn im Frühjahr gepflügt wird. Dabei ist jedoch anzumerken, dass nach einer Herbstfurche in der Regel höhere Nmin-Mengen im Frühjahr vorliegen, was sich – wie oben erwähnt – negativ auf das Unkrautgeschehen auswirken kann.

Bei geeigneten Boden- und Witterungsbedingungen empfehlen Expertinnen und Experten vor der Saat die Maßnahme "Falsches Saatbett". Dabei wird ein Saatbett bereitet, das nach beginnendem Keimungsprozess der Unkräuter erneut flach bearbeitet wird.

Aussaat

Neben der Verwendung von Qualitätssaatgut mit einer hohen Keimfähigkeit ist die gleichmäßige Verteilung der Pflanzen ohne Lücken eine wichtige Voraussetzung für einen geringen Unkrautdruck und hohe Erträge.

Praxisuntersuchungen zeigen jedoch, dass die verwendete Saattechnik und/oder die Durchführung der Saat auf vielen Betrieben zu einer ungleichmäßigen Verteilung des Saatguts führt. Die Optimierung der Saattechnik stellt somit ein großes Potenzial zur Verringerung des Unkrautdrucks dar. In Versuchen erwiesen sich zum Beispiel Einzelkornsägeräte als optimal, sind aber auch deutlich teurer in der Anschaffung.

Für die Körnerleguminosen Ackerbohne und Erbse wird eine tiefe Saat von etwa sechs Zentimeter empfohlen. Damit wird gewährleistet. dass Unkrautregulierungsmaßnahmen im Vorauflauf (Blindstriegeln) sicher durchgeführt und eine bessere Wasserversorgung des Korns nach der Saat erreicht werden können.

Homogene Leguminosenbestände mit einer guten Unkrautunterdrückung werden nur mit hohen Aussaatstärken erreicht. Vor allem bei der Erbse sollte man im oberen Bereich der Empfehlungen bleiben. Acker- und Sojabohnen gleichen geringe Pflanzendichten besser aus als Erbsen. Dennoch sollte auch hier auf eine ausreichend hohe Aussaatdichte geachtet werden.

Mechanische Unkrautregulierung

Am häufigsten kommt bei Körnerleguminosen der Striegel zum Einsatz. Je nach Unkrautdruck und äußeren Bedingungen wird er mehrfach eingesetzt. Die allermeisten Betriebe setzen den Striegel zum Blindstriegeln im Vorauflauf ein, da diese Maßnahme gute Erfolge erzielt. Voraussetzung ist eine ausreichend tiefe Saatgutablage.

Bei Acker- und Sojabohne kommen auch Maschinenhacken zum Einsatz – häufig in Kombination mit anderen Geräten wie Striegel, Häufler oder Fingerhacke. Die Anzahl der Bearbeitungsgänge variiert – wie beim Striegel – in Abhängigkeit von Unkrautdruck und äußeren Bedingungen.

Gemengeanbau

Der Gemengeanbau stellt nicht nur für Feinleguminosen (Kleegras) sondern auch für Körnerleguminosen ein geeignetes Instrument dar, mit dem der Unkrautdruck wirksam reduziert werden kann. Als Gemengeanbau bezeichnet man den Anbau von zwei oder mehr Arten oder Sorten in Mischung zur gleichen Zeit auf ein und demselben Ackerschlag.

Flächenmäßig ist der Anbauumfang von Gemengen in Deutschland bislang noch sehr gering. Am häufigsten zu finden sind Gemenge aus Erbsen und Getreide. Als sehr ertragsstabiler Partnerin hat sich hier die Gerste bewährt, alternativ funktionieren aber auch Triticale und Hafer. Ackerbohnen gedeihen dagegen am besten mit Hafer, vertragen sich aber auch mit Triticale sehr gut. Auch Lupinen lassen sich gut im Gemenge mit Getreide anbauen.

Die Getreidepflanzen im Gemenge verbessern die Standfestigkeit der Leguminose und reduzieren durch die engeren Reihenabstände und die Bodenbedeckung die Spätverunkrautung. Auf Böden mit hoher Stickstoffnachlieferung sorgen die Getreidepflanzen dafür, dass dieser aufgenommen wird und sorgen damit für eine höhere Fixierleistung der Leguminose und gleichzeitig für ein verringertes Unkrautwachstum. Schließlich dient das Getreide als Risikoabsicherung, für den Fall, dass die Körnerleguminosenernte aus Krankheits- oder Witterungsgründen ausfällt.

Mehr Infos dazu:

Anbausteckbriefe der Körnerleguminosen

Weitere Infos im Web:

Letzte Aktualisierung 13.04.2023

Nach oben
Nach oben