Kichererbsen

Ökologischer Kichererbsenanbau

Kichererbsen werden bei Verbraucherinnen und Verbrauchern in Deutschland zunehmend beliebter. Die trockentolerante Leguminose stellt für den hiesigen Öko-Landbau eine interessante Anbaualternative dar. Zum Gedeihen braucht sie es jedoch warm und trocken.

Die Nachfrage nach Kichererbsen hat in Deutschland in den vergangenen Jahren enorm zugenommen. 2020 importierte Deutschland 19.300 Tonnen dieser beliebten Speiseerbse – das ist mehr als zweieinhalb Mal so viel wie noch vor fünf Jahren. Der weltweit größte Anbauer von Kichererbsen ist Indien. Dorther kommen laut der Welternährungsorganisation FAO rund 66 Prozent der weltweiten Ernte. In Europa wird die Kichererbse vor allem in Italien, Spanien und Bulgarien angebaut.

Im deutschen Anbau spielte die Kichererbse bis vor wenigen Jahren noch keine Rolle. Die zunehmende Nachfrage nach dieser exotischen Speiseerbse und der Wunsch vieler Verbraucherinnen und Verbraucher nach mehr regional erzeugten Lebensmitteln, brachte einige Landwirtinnen und Landwirte aber auf die Idee, den Anbau der exotischen Speiseerbse einfach mal auf den eigenen Flächen auszuprobieren. Mit ausschlaggebend für das Anbauinteresse war sicher auch die stark zunehmende Sommertrockenheit der letzten Jahre. Denn viele Landwirtschaftsbetriebe sind auf der Suche nach trockentoleranten Kulturarten. Die Kichererbse ist so ein Trockenkünstler.

Interessante Kultur für den heimischen Anbau

"Aktuell wird die Kichererbse in Deutschland auf etwa 550 Hektar angebaut wird, ein Großteil davon in ökologischem Anbau", weiß Dr. Carola Blessing vom Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg (LTZ). Sie ist in Baden-Württemberg zuständig für die Eiweißinitiative und koordiniert am LTZ verschiedene Anbauversuche mit Kichererbsen. Dort wird zum Beispiel geprüft, welche Sorten sich für welche Standorte besonders eignen.

"Bislang gibt es in Deutschland noch sehr wenig Erfahrungen mit dem Anbau von Kichererbsen", sagt Blessing. Sie sieht aber in der Kichererbse eine interessante Kultur für den heimischen Anbau. Und das nicht nur wegen der steigenden Nachfrage. Auch pflanzenbaulich habe die Körnerleguminose viel zu bieten: "Die Kichererbse lässt sich gut in die Fruchtfolge integrieren und trägt damit zu einer Anbaudiversifizierung bei", weiß Blessing. Die besonders trockentolerante Kulturart bietet den Betrieben darüber hinaus die Möglichkeit, sich an die Folgen des Klimawandel (Sommertrockenheit) anzupassen und leistet überdies einen wichtigen Beitrag zur Steigerung des regionalen Eiweißpflanzenanbaus.

Anbau nicht ohne Risiko

Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigten jedoch, dass mit starken Ertragsschwankungen gerechnet werden muss. Diese seien, so Blessing, vor allem auf die lokale Witterung zurückzuführen. Während es in einigen Regionen aufgrund tiefer Temperaturen und großer Nässe im Jahr 2021 zu Totalausfällen kam, konnten in warmen und trockenen Gebieten überdurchschnittlich hohe Erträge erzielt werden.

Bislang keine Vermarktungsstrukturen

"Wer in den Anbau von Kichererbsen einsteigen will, sollte sich vorher unbedingt Gedanken über den Absatz machen", empfiehlt Blessing. Denn an Vermarktungsstrukturen für heimische Kichererbsen fehle es bislang. Gewinnbringende Vermarktungswege für Kichererbse seien zum Beispiel die Direktvermarktung trockener Kichererbsen über Hof- und Unverpacktläden oder die Belieferung von Restaurants in der Region.

Kulturinfos zur Kichererbse

Die folgenden Anbauempfehlungen basieren auf Angaben des LTZ Augustenberg. Informationen zu den noch laufenden Versuchen finden Sie auf der Homepage des LTZ Augustenberg.

Standort

Kichererbsen sind an ein warmes und sonnenreiches Klima angepasst. Daher kommen in Deutschland vor allem Regionen mit einer hohen Temperatursumme in Frage, wie zum Beispiel in der Rheinebene oder am Kaiserstuhl. Dass der Anbau von Kichererbsen aber auch in anderen Teilen Deutschlands erfolgreich funktionieren kann, zeigen Beispiele aus Sachsen-Anhalt und anderen Bundesländern.

Die Kichererbse liebt leichte, schnell erwärmbare Böden. Während der Wasserbedarf zur Keimung hoch ist, kommt die Kultur in der übrigen Wachstumsphase gut mit wenig Wasser zurecht. Staunässe verträgt die Kichererbse hingegen gar nicht.

Fruchtfolge

Als stickstoffliefernde Leguminose lässt sich die Kichererbse sehr gut in die ökologische Fruchtfolge integrieren. Wie andere Körnerleguminosen auch, ist sie mit sich und anderen Leguminosen unverträglich. Anbaupausen von fünf bis sechs Jahren sollten eingehalten werden.

Sorten und Wuchstypen

Bei Kichererbsen werden die Typen Desi und Kabuli unterschieden. Die im deutschen Lebensmittelhandel erhältlichen Kichererbsen sind fast ausschließlich vom Kabuli-Typ, der auch weltweit rund 70 Prozent des Anbaus ausmacht.

Die Samen des Kabuli-Typs sind hell-cremefarben und die Pflanzen blühen weiß. Die Samen des Desi-Typs sind dagegen dunkel gefärbt und kleiner als die des Kabuli-Typs. Desi-Kichererbsen blühen violett.

Von beiden Typen gibt es verschiedene Sorten. Laut LTZ bieten inzwischen mehrere Lieferanten in Deutschland Kichererbsen-Saatgut an, das größtenteils aus Vermehrungen aus Frankreich und Italien stammt. Das LTZ hat dazu eine Liste von Saatgutanbietern zusammengestellt. Die Saatgutkosten bewegen sich laut LTZ zwischen 150 und 350 Euro pro Doppelzentner. Zu berücksichtigen ist dabei das sortenspezifische Tausendkorngewicht der Kichererbse: Bei Desi-Sorten liegt dies bei 200 bis 250 Gramm bei Kabuli-Sorten bei rund 500 Gramm.

Die Wuchsform der Sorten reicht von verzweigt bis aufrecht. Der Wuchstyp hat Einfluss auf die Bodenbedeckung und den Zeitpunkt des Reihenschlusses. Verzweigte Sorten erreichen eine schnellere Bodenbedeckung, was sich positiv auf die Unkrautunterdrückung auswirkt. Beide Wuchsformen sind für den Mähdrusch geeignet.

Die Verfügbarkeit von ökologischem Saatgut ist laut LTZ derzeit schwierig. Infos zur generellen Verfügbarkeit von Öko-Saatgut gibt es auf organicXseeds.de. Mit Einzelfallgenehmigung können Bio-Landwirtinnen und -Landwirte aber konventionelles, nicht chemisch gebeiztes Saatgut verwenden.

Knöllchenbakterien, die mit Kichererbsen eine Symbiose etablieren können, fehlen in mitteleuropäischen Böden. Deswegen muss das Kichererbsen-Saatgut vor der Aussaat mit entsprechenden Bakterien beimpft werden.

Es empfiehlt sich, vor der Aussaat die Keimfähigkeit des Saatgutes zu testen. Keimtests im Labor ergaben hier eine hohe Spannbreite von 20 bis über 90 Prozent.

Saat

Kichererbsen keimen ab einer Bodentemperatur von sieben Grad Celsius. Deshalb sollte zwischen April und Mai ausgesät werden. Frühere Saattermine sind je nach Region möglich, können laut LTZ bei feuchter Witterung jedoch das Risiko für Pilzkrankheiten erhöhen. Als Bestandsdichte empfiehlt das LTZ 50 Pflanzen pro Quadratmeter bei einem Reihenabstand von 30 Zentimetern.

Unkrautregulierung

Unkraut lässt sich in Kichererbsen-Beständen gut mechanisch regulieren. Aufgrund der unterirdischen (hypogäischen) Keimung, ist ein vorsichtiges Blindstriegeln möglich. Ab dem Zwei- bis Dreiblattstadium verträgt die elastische Pflanze ein mehrmaliges Striegeln. Ab dem Vierblattstadium kann gehackt werden.

Düngung

Wegen der stickstoffbindenden Eigenschaften der Körnerleguminose ist eine Düngung nicht nötig.

Krankheiten und Schädlinge

Als Hauptschadpilz konnte Ascochyta identifiziert werden. Dieser Pilz breitet sich bei feuchten Bedingungen aus und sorgt für bräunliche runde Flecken auf den Blättern und Hülsen. Befallene Stängel färben sich braun und schnüren sich ein. Neben Ascochyta hat das LTZ auf den Versuchsflächen die Schadpilze Phytium und Botrytis sowie verschiedene Virosen nachweisen können.

Ernte und Lagerung

Kichererbsen blühen nach etwa 40 bis 50 Tagen. Von da ab muss die Temperatur bei mindestens 15 Grad Celsius liegen, andernfalls besteht die Gefahr, dass die Blüten abfallen oder die Pollen ihre Fruchtbarkeit verlieren. Durch ihr indeterminiertes Wachstum können allerdings fortlaufend neue Blüten gebildet werden, wodurch einzelne kurze Stressperioden kompensiert werden können.

Der Erntetermin kann je nach Sorte und Bedingungen sehr unterschiedlich sein und liegt zwischen Mitte August und Mitte Oktober. Je später, desto höher ist die Gefahr eines Pilzbefalls und unzureichender Trockenheit für den Mähdrusch.

Druschreife liegt vor, wenn die Samen in den Hülsen rascheln. Für die Ernte kann ein Mähdrescher mit normalem Schneidwerk, wie es für die Getreideernte üblich ist, verwendet werden. Wegen des hohen Hülsenansatzes ist kein Flexschneidwerk notwendig.

Gereinigte Kichererbsen lassen sich gut lagern, wenn sie auf eine Restfeuchte von zwölf bis 14 Prozent getrocknet werden.

Die durchschnittliche Ertragserwartung liegt bei 1,5 bis zwei Tonnen pro Hektar.


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Letzte Aktualisierung 23.02.2022

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