Kompostierungsstall für Milchkühe

Kompostierungsstall für Milchkühe

In der Milchviehhaltung gilt der Kompostierungsstall als besonders tierfreundlich, denn dieser bietet den Tieren viel Komfort. Gleichzeitig erhalten Landwirtinnen und Landwirte durch den anfallenden Kompost hervorragenden Dünger.

Kompostierungsstall – was ist das?

Ein Kompostierungsstall ist ein Zweiraumstall mit befestigtem Fressgang und Futtertisch sowie einem freien, eingestreuten Bereich. Die Einstreu besteht aus organischen Materialien wie Sägespänen, Hackschnitzeln oder Spelzen. Schon im Stall findet eine Kompostierung des organischen Materials statt. Dabei entstehen Temperaturen von 45 bis 65 Grad Celsius. Durch die hohen Temperaturen verdampft die durch Kot und Harn eingebrachte Flüssigkeit und die Einstreu bleibt trocken und sauber.

Ein Kompostierungsstall gilt aufgrund seiner weichen und trockenen Oberfläche als sehr sauber und tierwohlgerecht. Er kommt bisher überwiegend in der Milchviehhaltung zum Einsatz, besetzt jedoch noch eine Nische innerhalb der Freilaufstallformen. Das Interesse an diesem Stallsystem steigt angesichts der Diskussionen um Tierwohl, Emissionen, Humusaufbau und Düngeproblematik.

Regelmäßige Pflege der Einstreu ist wichtig

Pro Tier und Tag fallen etwa 50 bis 60 Kilogramm Harn und Kot an. Für deren Umsetzung zu Kompost sind circa 10 Kubikmeter Einstreu nötig. Ein hoher Sauerstoffgehalt in der Einstreumatte ist für die mikrobiologischen Prozesse von zentraler Bedeutung. Sägespäne und Holzhackschnitzel eignen sich durch ihre lockere und gut belüftete Struktur deutlich besser als Stroh. Die Wahl der Einstreu ist betriebsabhängig, die ganzjährige Verfügbarkeit ist dabei entscheidend.

Kann die Feuchtigkeit durch mangelnde Mikroorganismentätigkeit im Substrat nicht verdampfen, reichert sie sich an. Der Sauerstoffgehalt sinkt weiter, die Einstreu verschlammt und das biologische System bricht zusammen. Daher muss die Kompostierungsschicht zur Durchlüftung täglich mindestens zweimal mit einem Grubber oder einer Fräse circa 25 bis 30 Zentimeter tief bearbeitet werden. Bei einer effizienten Arbeitsplanung sind etwa 30 Minuten Mehraufwand pro Tag nötig. Die Bearbeitung der Matratze erfordert kaum körperliche Belastung und vorhandene Maschinen können genutzt werden.

Sobald die Matratze zu feucht wird, muss nachgestreut werden. Dies ist in der Regel etwa alle zwei bis fünf Wochen notwendig. Ein- bis zweimal jährlich muss der Stall vollständig entmistet werden.

Mit dem sogenannte "Kugeltest" der Landesanstalt für Landwirtschaft Schweinfurt kann man den Feuchtigkeitsgehalt der Einstreu messen: Mit den Händen wird aus dem Substrat eine Kugel geformt. Im Optimalfall sollte beim Zusammenpressen kein Wasser austreten und die Kugel anschließend wieder zerfallen.

Ganzheitliches System und weniger Gülle

Ein Kompostierungsstall ermöglicht einen natürlichen Kreislauf der Kompostierung. Laut der Landesanstalt für Landwirtschaft Schweinfurt gilt der entstandene "Kompost" rechtlich als Festmist, es gelten dieselben Sperrfristen wie für den Festmist von Huf- und Klauentieren. Der Kompost kann direkt auf die Fläche ausgebracht werden und muss nicht zwischengelagert werden. Die Zwischenlagerung in einer Miete ist jedoch möglich. Der Flüssiganteil Gülle halbiert sich im Vergleich zu konventionellen Systemen, somit reduziert sich auch der Platzbedarf für die Güllelagerung.

Hoher Tierkomfort und gesündere Kühe

Hinsichtlich des Tierwohls weist der Kompostierungsstall deutliche Vorteile auf, die sich auch positiv auf Gesundheit und Milchleistung auswirken. Die Tiere haben weniger Klauen- und Euterprobleme und sind in der Regel sehr sauber. Durch den weichen, rutschfesten Untergrund besteht wenig Gefahr von Abschürfungen, dicken Gelenken oder anderen Verletzungen. Darüber hinaus können brünstige Kühe schneller erkannt werden, da der Untergrund ein besseres Aufspringen ermöglicht.

Kostenfaktoren

Der Platzbedarf pro Kuh ist relativ hoch und liegt bei etwa acht bis 15 Quadratmeter. Für die Pflege des Substrates muss der Arbeitszeitbedarf sowie der Maschineneinsatz kalkuliert werden.

Darüber hinaus muss das Einstreumaterial oft zugekauft werden. Die Wahl der Einstreu und ihre Verfügbarkeit oder Bezugsquelle ist wichtig und bestimmt die Kosten des Systems erheblich. Um die Kosten so gering wie möglich und Betriebskreisläufe möglichst geschlossen zu halten, sollten Landwirtinnen und Landwirte auf preisgünstige Sägespäne oder Hackschnitzel setzen oder betriebsindividuelle Lösungen wählen. Gute Erfahrungen sind nach Joachim Muth und Prof. Dr. Steffen Hoy auch mit Maisspindeln oder Getreidespelzen erzielbar.

Fazit aus der Praxis

Auch der Biohof der Familie Lidl aus Mering in Bayern hat jüngst einen Kompostierungsstall gebaut. "Unsere größten Schwierigkeiten waren besonders das Genehmigungsverfahren und die vielen Auflagen, die einem sehr große Steine in den Weg legen. Aufgrund der Verfügbarkeit haben wir uns für Sägemehl und Dinkelspelze als Einstreu entschieden, zum Holen benötigen wir wöchentlich circa zwei Stunden", so Johannes Lidl. Insgesamt seien sie mit dem Stall sehr zufrieden.

Egal ob für biologische oder konventionelle Betriebe – Kompostierungsställe bieten eine große Chance für mehr Tierwohl in der Landwirtschaft.


Mehr zum Thema auf Oekolandbau.de:

Letzte Aktualisierung 13.12.2022

Nach oben
Nach oben