Als Amme kommen vor allem Kühe in Frage, die schwer melkbar sind, häufiger Euterprobleme haben oder deren Leistung unter dem Herdenschnitt liegt. Auch ruhige und freundliche Tiere bieten sich dafür an. Jede Amme versorgt meist zwei oder drei Kälber. Häufig werden die Ammenkühe getrennt von der übrigen Milchviehherde in Gruppen gehalten und nicht zusätzlich gemolken. Gefüttert werden sie wie Milchkühe entsprechend ihrer Laktationsphase.
Wie Kälber und Ammen am besten gehalten werden, hängt stark von den betrieblichen Voraussetzungen ab, insbesondere von der Stallgröße und Flächenausstattung. Die Kälber können zum Beispiel den Ammentieren nur zum Tränken zugesetzt werden oder über den gesamten Mastzeitraum bei der Kuh bleiben. Auch zusätzliche Kraftfuttergaben oder eine ergänzende Eimer- beziehungsweise Automatenfütterung sind verbreitet.
Studie zur Wirtschaftlichkeit
In einer Studie der Universität Hohenheim zur Wirtschaftlichkeit der Ammenkuhhaltung schnitten Praxisbetriebe mit extensiver, verlängerter Aufzucht mit Ammenkühen und gemeinsamem Weidegang am besten ab. Im Gegensatz zu Betrieben, die zusätzlich Eimertränke und/oder Kraftfutter einsetzten, erreichten sie in der Vollkostenrechnung einschließlich Prämienzahlung einen theoretischen Stundenlohn von 15 Euro.
Die Kälber bleiben beim extensiven Verfahren bis zu neun Monate bei ihrer Amme und werden mit einem Gewicht von 300 Kilogramm verkauft. In dieser Zeit trinken die Tiere bis zu 1.700 Kilogramm Milch. Die Wirtschaftlichkeit dieses Systems beruht vor allem auf einem geringen Arbeitsaufwand, hohen täglichen Zunahmen von etwa 1.000 Gramm und einer besonders guten Tiergesundheit.
Neben der Wirtschaftlichkeit spricht auch das Tierwohl für eine mutter- oder ammengebundene Aufzucht. In einer Befragung von 16 Betrieben mit mutter- oder ammengebundener Kälberaufzucht bestätigten alle Teilnehmenden eine positive Auswirkung auf die Gesundheit der Kälber. Acht Betriebe gaben an, dass ihre Kälber vitaler und aktiver seien.
Eine Studie vom Thünen-Institut für Ökologischen Landbau in Trenthorst führte zu ähnlichen Ergebnissen. Darin zeigten Kälber, die bei ihrer Mutter saugen durften, kein auffälliges Verhalten wie gegenseitiges Besaugen und eine bessere Entwicklung. Entgegen der Erwartung ließen sich jedoch in Bezug auf das Sozialverhalten keine Unterschiede feststellen zwischen Kälbern aus muttergebundener und mutterloser Aufzucht.
Tierwohlaspekte für Vermarktung nutzen
Aufgrund der Vorteile für das Tierwohl rät das Forscherteam Betrieben mit Mutter- oder Ammenkuhhaltung, die Aufzuchtform aktiv zu bewerben. Insbesondere direktvermarktende Betriebe könnten damit je nach Kundenstamm und allgemeiner Marktlage einen zusätzlichen Preisaufschlag generieren.