Rohstoff Bio-Milch

Rohstoff Bio-Milch

Die Bio-Milchproduktion steigt stetig an, 2016 bis 2018 ist es zu einer regelrechten Umstellungswelle von Milchviehbetrieben gekommen, die aber seit 2019 wieder abflaut. Die Versorgung mit Bio-Milch ist so gut, dass ausreichende Mengen am Markt sind und die Molkereien nur noch begrenzt neue Landwirtinnen und Landwirte aufnehmen.

Unternehmen, die ihre Bio-Milch gern aus der Region beziehen möchten, erhalten hilfreiche Tipps bei der Zusammenarbeit mit Anbauverbänden. Diese haben in der Regel einen Überblick über Mitgliedsbetriebe und Informationen über umstellungsinteressierte Betriebe im Erfassungsgebiet. Für Molkereien ist es meist günstig, den direkten Kontakt zu den Öko-Betrieben in ihrem Erfassungsgebiet zu suchen und die Zusammenarbeit mit ihnen zu pflegen. 

Die Abholung der Milch erfolgt in der Regel durch die Bio-Molkerei. Weite Anfahrtswege und verstreute Lagen der Bio-Betriebe erschweren vielerorts die Erfassung der Bio-Milch und sind auch Ursache für erhöhte Erfassungskosten.

Hofkäsereien haben den Vorteil, dass ihre Milch keine weiten Wege zurücklegen muss. Für beide gilt: Zur Wahrung einer hohen Milchqualität sollten lange Stapelzeiten auf dem landwirtschaftlichen Betrieb und in der Molkerei beziehungsweise Käserei möglichst vermieden werden.

Kein Einsatz von gentechnisch veränderten Organismen

Öko-Milchprodukte müssen nach den gesetzlichen Vorgaben ohne Gentechnik hergestellt werden. Darum muss unbedingt darauf geachtet werden, dass keine Zutaten eingekauft werden, die gentechnisch verändert sind oder aus und durch gentechnisch veränderte Organismen hergestellt wurden.

Dies betrifft in der Milchverarbeitung derzeit vor allem den Einsatz von gentechnisch erzeugtem Lab. Selbstverständlich betrifft dieses Verbot auch zukünftige Neuentwicklungen, wie beispielweise gentechnisch veränderte Starter- und Reifungskulturen.

Bei Öko-Rohstoffen wird über die Kontrollsysteme gewährleistet, dass diese ohne Gentechnik hergestellt wurden. Die besondere Sorgfalt ist deshalb auf alle konventionellen Zutaten und Zusatzstoffe zu richten.

Verantwortlichkeit bei Einhaltung der Richtlinien

Die Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter und Produktionsleiterinnen und Produktionsleiter der Verarbeitungsstätten tragen die Verantwortung für die Einhaltung der Richtlinien. Sie müssen ihre Mitarbeitererinnen und Mitarbeiter über die entsprechenden Bestimmungen informieren und schulen. Richtlinienverstöße können zu erheblichen Sanktionen führen. Bei gravierenden Verstößen werden nicht nur Bußgelder verhängt, sondern es werden auch Vermaktungsverbote ausgesprochen. Die Aberkennung des Bio-Zertifikats eines Betriebes ist dabei möglich.

Bei Anhang VIII der Verordnung (EG) 889/2008 handelt es sich um sogenannte Positivlisten, die einen schnellen Überblick geben, welche Zusatzstoffe bei der Bio-Milchverarbeitung erlaubt sind. Alle nicht aufgeführten Zusatzstoffe sind für die Herstellung von Bio-Milchprodukten ausgeschlossen.

Die meisten der notwendigen Zutaten sind heute über den Naturkostgroßhandel und bei spezialisierten Verarbeitungsbetrieben in Bio-Qualität erhältlich. Lediglich Kälber- und Rinderlab, sowie Käsekulturen gibt es bisher nicht in Bio-Qualität. Darüber hinaus haben sich Strukturen herausgebildet, die eine Versorgung mit beispielweise Fruchtzubereitungen in ökologischer Qualität gewährleisten. Die Beschaffung ist somit kein Problem, es muss jedoch mit teilweise höheren Preisen gerechnet werden.

Besonderheiten der Bio-Milcherzeugung

Was macht Bio-Milch so besonders? Der Unterschied beginnt bei der Haltung des Milchviehs: Laut den EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau müssen Bio-Kühe Zugang zu Weideland haben, wann immer die Umstände dies gestatten. Im Stall steht jeder Kuh mindestens sechs Quadratmeter Stallfläche zur Verfügung. Im Vergleich dazu sind es in der konventionellen Landwirtschaft 4,5 Quadratmeter. Meist schafft ein Laufhof zusätzlichen Bewegungsraum an der frischen Luft. Anbindehaltung ist nur noch in Ausnahmefällen in Kleinbetrieben gestattet. Aber auch bei dieser Haltungsform müssen die Tiere während der Weidezeit Zugang zu Weideland und mindestens zweimal in der Woche Zugang zu Freigelände haben.

Auch die Fütterung von Bio-Kühen unterscheidet sich von konventioneller Milchviehhaltung: Nach den EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau muss der größte Teil des Futterbedarfs über Grundfutter wie Gras, Silage und Heu gedeckt werden, der Kraftfutteranteil soll möglichst gering sein. Konventionell gehaltene Tiere erhalten in der Regel deutlich mehr Kraftfutter, um deren Milchleistung zu steigern.

Verfügbarkeit von Bio-Milch

Für Verarbeitungsbetriebe, die Bio-Milch einsetzen wollen, gibt es zahlreiche Wege, um an den Rohstoff zu kommen. Als handwerklicher Betrieb haben Sie die Möglichkeit, gezielt direktvermarktende Bio-Milchviehbetriebe in der Region anzusprechen. So kann später beim Verkauf der regionale Aspekt kommuniziert werden. Das schafft Transparenz für die Kundschaft und erhöht Ihre Glaubwürdigkeit als verarbeitender Betrieb. Darüber hinaus ist Bio-Milch mittlerweile über alle Großhändler oder direkt von den Molkereien einfach zu beziehen.



Letzte Aktualisierung 10.12.2021

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