Milchersatzprodukte

Pflanzliche Drinks als Alternativen zu Milch

Die Zielgruppe für die sogenannten Milchimitate wächst stetig und damit auch die Zahl der Unternehmen, die pflanzliche Drinks herstellen. Neben Veganerinnen und Veganern weichen vor allem Personen mit Laktose-Unverträglichkeiten, aber auch verstärkt flexitarisch lebende Menschen auf die pflanzlichen Drinks aus. In Skandinavien hat der Genuss von Hafer- und Dinkeldrinks schon lange Tradition, aus Asien stammen pflanzliche Drinks aus Reis. Durch die steigende Nachfrage nach den Milchalternativen in Deutschland wird das Sortiment immer vielfältiger. Mittlerweile findet die Kundschaft neben den Standard-Varianten aus Soja, Hafer und Co., pflanzliche Drinks auf Basis von Mandeln, Kokos, Haselnüssen, Cashews, Macadamias und Hanf. Ergänzt um weitere Zutaten ergeben sich verschiedenste Varianten, die insbesondere in der vegetarischen und veganen Küche genutzt werden.

Die Unternehmen sind rechtlich verpflichtet, ihre Milchersatzprodukte so zu kennzeichnen, dass Verwechslungen mit Milchprodukten generell auszuschließen sind. So dürfen zum Beispiel bei der Aufmachung und in der Werbung für diese Produkte keine Bilder von Milchkannen oder Kühen verwendet werden. Auch das Wort "Milch" wird umgangssprachlich oft in Verbindung mit pflanzlichen Drinks verwendet, im Handel dürfen sie aber nicht so genannt werden. Der Begriff "Milch" ist geschützt und darf nur für die Milch von Tieren verwendet werden. Mit Wortspielen wie zum Beispiel bei der Milchalternative "Nilk" aus den englischen Wörtern "No" und "Milk" versuchen die Herstellungsunternehmen, eine Verbindung zum Produkt Milch herzustellen. Meistens wird der englische Begriff "Drink" in Kombination mit dem jeweiligen Rohstoff (zum Beispiel Hafer-, Soja-, oder Mandel-) verwendet.

Bevor die pflanzlichen Drinks in den Handel gelangen, durchlaufen sie deutlich mehr Verarbeitungsschritte als die herkömmliche Milch. Hafermilch zum Beispiel wird aus Haferflocken und Wasser hergestellt: Die Flocken werden in Wasser eingeweicht und püriert. Nach einer Fermentationsphase wird der Haferbrei gefiltert – die entstehende Flüssigkeit ist die Hafermilch. Für einen Liter Hafermilch benötigt man rund 100 Gramm Hafer.

Anders als bei der konventionellen Herstellung dürfen Zusatzstoffe wie Kaliumphosphat, Calciumcarbonat, Aromen und zugesetzte Vitamine bei der ökologischen Erzeugung nicht eingesetzt werden. Mit einem Algenzusatz können Bio-Hersteller beispielsweise den geringeren Gehalt an Kalzium in Milchersatzprodukten ausgleichen. Durch die Zugabe von natürlichen Enzymen, die einen Teil der Pflanzenstärke zu leicht verdaulichen Zuckern abbauen, schmecken Hafer-, Reis-, Dinkel- und Hirsedrinks zum Beispiel auch ohne Zuckerzusatz leicht süß. Farbstoffe wie Beta-Carotin, die in der konventionellen Herstellung zum Beispiel bei Vanille-Drinks eingesetzt werden, sind bei der Bio-Verarbeitung ebenfalls nicht erlaubt.

Kurz gefasst

Hohe Bio-Anteile bei Milchersatzprodukten

Gemessen an der Einkaufsmenge von Bio-Trinkmilch ist der Anteil der pflanzlichen Drinks 2019 von 21 Prozent auf 24 Prozent gestiegen. Im konventionellen Markt spielen die Imitate mit nur vier Prozent Anteil eine deutlich geringere Rolle. Da die Imitate in der Regel teurer sind als Milch, liegt der Umsatzanteil bei Bio-Imitaten an den Milchumsätzen sogar bei 27 Prozent. Mit dem Kauf von Milchimitaten werden eher die Käufe von konventioneller Milch als die von Bio-Milch ersetzt.

Milchimitate gelten als Bio-Pionierprodukte. Erst mit dem Vegan-Boom vor drei bis vier Jahren haben konventionelle Unternehmen Milchimitate für sich entdeckt. Das gilt insbesondere für die verschiedenen Varianten außerhalb von Milchimitaten aus Soja. So lag der Bio-Anteil dieser Produkte, gemessen an der Einkaufsmenge, im Jahr 2012 noch bei 86 Prozent und ist bis 2019 auf 68 Prozent gesunken. Bei Imitaten auf Sojabasis lag der Bio-Anteil im Jahr 2013 bei 74 Prozent und ist 2019 auf 67 Prozent gesunken. Auch wenn es immer mehr konventionelle Hersteller gibt, stammt der Großteil der Milchimitate weiterhin aus ökologischer Erzeugung.

Die privaten Haushalte in Deutschland haben 2018 insgesamt rund 78 Millionen Liter Bio-Milchimitate gekauft, das waren fast zwölf Prozent mehr als im Vorjahr. Dabei ist die Einkaufsmenge an Bio-Sojagetränken 2018 erneut zurückgegangen, laut der AMI-Analyse auf Basis des GfK-Haushaltspanels.

Die Vollsortimenter im Lebensmitteleinzelhandel und Drogeriemärkte sind die mit Abstand wichtigsten Einkaufsstätten für Milchersatzprodukte, sie verkauften 2018 je ein gutes Drittel der Bio-Milchimitate. 2019 haben die Discounter ihre Verkaufsmengen verdoppelt und haben die Drogeriemärkte überholt. Sie setzen auf Mandel- oder Haferdrinks eigener Handelsmarken im Standardsortiment.

Haferdrinks sehr beliebt

Insbesondere pflanzliche Alternativen aus Hafer sind bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern hoch im Kurs. Die Popularität lockt viele Herstellungsunternehmen auf den Markt. Hafer zu verarbeiten hat den Vorteil, dass auf heimische Ware zurückgegriffen werden kann und die Transportwege damit kürzer sind als bei anderen Rohstoffen. So wurde der Bio-Haferanbau in Deutschland in den vergangenen Jahren deutlich ausgedehnt. 2018 wuchs die Bio-Haferfläche im Vergleich zum Vorjahr um 5.000 Hektar auf insgesamt 38.000 Hektar. Verglichen mit den anderen Bio-Getreidearten, hat Bio-Hafer mit 27 Prozent einen hohen Anteil an der gesamten Haferanbaufläche in Deutschland. Mit der größeren inländischen Menge sind die Importmengen an Bio-Hafer 2017/18 auf 20.000 Tonnen gesunken. Der Importanteil lag damit bei 15 Prozent.

Zum Vergleich: Bei Bio-Sojabohnen lag der Importanteil im gleichen Jahr bei 91 Prozent. Die wichtigsten Lieferländer für Bio-Hafer sind Polen und Finnland. Milchersatz aus Dinkel ist gerade erst im Kommen. Auch hier liegt der Vorteil darin, dass der Rohstoff oftmals aus Deutschland stammt. Wenn die Rohstoffherkunft noch auf der Verpackung ausgewiesen ist, können auch die Kundinnen und Kunden gezielt Milchersatzgetränke mit regionalen Rohstoffen kaufen.


Letzte Aktualisierung 14.01.2020

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