Potenziale von Qualitäts- und Herkunftszeichen

Potenziale von Qualitäts- und Herkunftszeichen

Immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher interessieren sich für die Herkunft und die Produktionsweise ihrer Lebensmittel. Für verarbeitende Betriebe bietet die Nutzung von Qualitäts- und Herkunftszeichen deshalb viele Vorteile. Sie können damit nicht nur für mehr Transparenz bei ihren Produkten sorgen, sondern auch neue Absatzpotenziale erschließen.

Verbraucherinnen und Verbraucher interessieren sich immer häufiger für die Herkunft und die Produktionsweise ihrer Lebensmittel. Laut dem Deutschen Ernährungsreport 2021 achten immer mehr Menschen beim Einkauf auf Siegel. Die Gesellschaft für Qualitätsprüfung bestätigt diese Beobachtung. Insbesondere beim Kauf von Lebensmitteln sind Gütesiegel für die Bewertung des Produkts ausschlaggebend. Doch dabei wissen viele Konsumentinnen und Konsumenten oft nicht genau, was hinter den Labels steckt und wie vertrauenswürdig diese sind. Den Durchblick durch den Siegel-Dschungel erleichtern beispielsweise Webseiten wie Siegelklarheit oder agrola-bel.

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Qualitäts- und Herkunftszeichen. Diese werden von Verbänden, Vereinen oder auch der Industrie vergeben. Qualitätszeichen beziehen sich auf eine bestimmte Qualität, die ein Lebensmittel erfüllt. Hierbei kann es sich zum Beispiel um biologische Qualität handeln, das heißt es wird auf Insektizide verzichtet und der Tierschutz wird in hohem Maße berücksichtigt. So belegt das "EU-Bio-Logo", dass Produkte mit diesem Zeichen nachweislich gemäß der EU-Öko-Verordnung hergestellt wurden. Außerdem wurde im Zuge der neuen EU-Öko-Verordnung die Möglichkeit einer regionalen Herkunftsangabe eingeführt. Ein Produkt kann nun beispielsweise auch mit "Hessischer Landwirtschaft" gekennzeichnet werden.

Daneben gibt es geografische Herkunftsangaben, welche in der Regel staatlichen Ursprungs sind, wie beispielsweise die Kennzeichnung "Geschützte Ursprungsbezeichnung (g.U.)". Dieses Zeichen wird durch EU-Recht geschützt und garantiert, dass die Erzeugung, Verarbeitung und Zubereitung eines Erzeugnisses in einem bestimmten geografischen Gebiet nach einem anerkannten und festgelegten Verfahren erfolgt ist. Ein Bespiel ist der "Allgäuer Bergkäse", der nur aus Milch aus dem Allgäu hergestellt werden darf.

Besonders für Verarbeiterinnen und Verarbeiter bieten sich große Potenziale, Zeichen oder Siegel zu nutzen. Sie können sich damit nicht nur positiv von den Wettbewerbern abheben, sondern auch das Vertrauen in ihre Marke und ihre Produkte bei Verbraucherinnen und Verbrauchern stärken. Laut einer Studie des Hamburger Marktforschungsinstituts Splendid Research sind über 45 Prozent der Befragten der Meinung, dass ein Produkt mit Siegel besser sei als eines ohne. Neben der Kaufwahrscheinlichkeit solcher Produkte steigt auch die Mehrpreisbereitschaft für Produkte mit entsprechenden Siegeln nach dem Gütesiegel Monitor 2021 um vier Prozent. Außerdem können verarbeitende Betriebe so für mehr Transparenz und Klarheit über die Herkunft und Erzeugung ihrer Produkte sorgen und Kundinnen und Kunden eine Orientierung beim Kauf bieten. Darüber hinaus besteht für Verarbeiterinnen und Verarbeiter die Möglichkeit, von der Netzwerkgemeinschaft der Siegel zu profitieren und damit Teil von gemeinschaftlichen Marketing-Aktionen zu werden und die oftmals große Bekanntheit von Zeichen positiv für sich zu nutzen.

Auch der Haferdrink-Hersteller Bayernglück setzt auf die Vorteile der Zeichennutzung und verwendet auf seinen Haferdrinks das Herkunftszeichen "Geprüfte Qualität Bayern (GQB)". Bei diesem Zeichen wird nicht nur nach klar definierten Qualitätskriterien produziert, sondern auch die Rohstoffherkunft und -verarbeitung verpflichtend aus dem Bundesland Bayern vorgegeben. "Wir sind sehr stolz darauf, eine vollständig regionale Wertschöpfungskette aufgebaut zu haben", so der Geschäftsführer Markus Zott. "Das wissen auch Verbraucherinnen und Verbraucher zu schätzen. Der Trend geht immer mehr zu regionalen Lebensmitteln und so sieht man die Herkunft unserer Haferdrinks gleich auf den ersten Blick", resümiert Zott. Auch eine Bio-Variante mit dem EU-Bio-Siegel ist in naher Zukunft geplant.

Die Bio-Schaukäserei Wiggensbach profitiert nicht nur von der Nutzung der Bioland- und Biokreis-Verbandsiegel sowie des EU-Bio-Logos, sondern auch von der Kennzeichnung der Produkte als "Garantiert traditionelle Spezialitäten (g.t.S.)". Das Label bezieht sich nicht auf die geografische Herkunft, sondern hebt die traditionelle Herstellungsmethode hervor. "Das Zeichen erleichtert es uns, das über 30 Jahre alte Herstellungsverfahren unserer Käse aus Heumilch deutlich und sichtbar zu kennzeichnen. Das Siegel g.t.S. schützt den Begriff "Heumilch" vor Nachahmern und macht die Besonderheit unserer Käsesorten im Vergleich zu anderen deutlich."

Im Juni 2022 stellte Landwirtschaftsminister Cem Özdemir seinen Entwurf für ein verpflichtendes staatliches Tierhaltungslabel vor. Im ersten Schritt soll frisches Schweinefleisch durch fünf Haltungsstufen ausgezeichnet werden. Ausschlaggebend ist dabei die Haltung während der Mast. Das geplante Label steht derzeit noch in der Kritik. Es bleibt daher abzuwarten, wie die Kennzeichnung umgesetzt wird und wie verarbeitende Betriebe davon profitieren können. Bestehende Qualitäts- und Herkunftsangaben bieten bereits große Chancen für verarbeitende Betriebe und können vorteilhaft genutzt werden.


Letzte Aktualisierung 02.08.2022

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