Wien: "Natürlich gut essen" bringt mehr Bio auf den Teller

Wien: "Natürlich gut essen" bringt mehr Bio auf den Teller

Mit der Initiative "Natürlich gut essen" fördert die Stadt Wien das Angebot biologischer und nachhaltiger Speisen und Getränke außer Haus. Auch in Zeiten von Pandemie und Kontaktbeschränkungen flaute das Interesse kaum ab. Die kofinanzierte Beratung, ein langer Atem und die Verankerung im Nachhaltigkeitskonzept der Stadt Wien sind die Erfolgsfaktoren.

Seit 2018 unterstützt die Stadt Wien die ganze Bandbreite gastronomischer Betriebe dabei, ihr Verpflegungsangebot nachhaltiger auszurichten. Wer will, kann mitmachen: Von der Individualgastronomie über Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung bis hin zur Imbiss-Bude. Sie erhalten von der Stadt Wien über das Umweltserviceprogramm "OekoBusiness Wien" ein kofinanziertes Beratungsangebot für den Einsatz ökologisch und nachhaltig produzierter Lebensmittel und Getränke. Dabei entscheiden die Betriebe selbst, auf welchem Niveau der Anforderungen sie einsteigen. Die drei Gütesiegel Bronze, Silber und Gold orientieren sich dabei an Erfahrungen aus Kopenhagen. Maßgeblich sind vor allem die erreichten Bio-Anteile beim Wareneinsatz. Jährliche Kontrollen sichern die Qualität. Nach definierten Kriterien zugelassene, freie Beraterinnen und Berater übernehmen diese Aufgabe. Mit dem Gütesiegel können die Betriebe dann ihr Angebot auf der Speisekarte ausloben.

Kriterien von "Natürlich gut essen"

  • Bio-Anteil insgesamt mindestens 30 Prozent
  • Auslobung in den Stufen Bronze (mindestens 30 Prozent), Silber (mindestens 75 Prozent) und Gold (mindestens 90 Prozent)
  • Eier: immer Freilandhaltung, Gold-Standard: 100 Prozent Bio
  • Milchprodukte: mindestens vier Bio-Produkte, Gold: 100 Prozent Bio
  • Fleisch und Fisch: mindestens eine Sorte Bio, Gold: 100 Prozent Bio, verpflichtende Herkunftsangaben
  • Palmöl: bei Margarine, Schokolade und Schokoladenaufstrichen aus RSPO/POIG zertifizierten, nachhaltigen biologischen Quellen
  • Vegetarisches Angebot auf der Speisekarte

Immer mehr Betriebe machen mit

Mit dem Programm sollen drei übergeordnete Ziele erreicht werden:

  1. Verringerung des ökologischen Fußabdruckes,
  2. Bewusstseinsbildung auf Seiten der Konsumentinnen und Konsumenten und
  3. Förderung von regionalen Wertschöpfungsketten durch verstärkte Nachfrage nach biologischen Lebensmitteln.

Aktuell machen 75 Wiener Wirtinnen und Wirte bei "Natürlich gut essen" mit. 57 weitere Betriebe sind auf dem Weg und durchlaufen gerade den Beratungsprozess. Erstmal wurden 2022 auch 18 Gastrostände am Wiener Christkindlmarkt am Rathausplatz mit dem Gütesiegel zertifiziert. Diese Zahlen sind seit Beginn kontinuierlich gestiegen. Auch während der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Kontaktbeschränkungen gab es kaum einen Einbruch. Die Erfahrung zeigt: Etwa zwei Drittel derer, die einmal anfangen haben, gehen noch weitere Schritte in Richtung Nachhaltigkeit. Ein prominentes Beispiel ist "Kolariks Luftburg" im Wiener Prater: Innerhalb kurzer Zeit schaffte der Familienbetrieb den Sprung von Bronze auf Gold und punktet jetzt mit einem breiten, zu 100 Prozent biozertifizierten Angebot – von der traditionellen Wiener Küche bis hin zu vegetarischen und veganen Köstlichkeiten.

Kofinanzierte Beratung

Ein wesentlicher Schlüssel zum Erfolg ist die kofinanzierte Beratung. "Die Verwaltung tritt hier nicht in erster Linie als Kontrolleur auf, sondern als Partner und Unterstützer", so Dr. Thomas Hruschka, Nachhaltigkeitskoordinator der Stadt Wien und maßgeblicher Initiator von "Natürlich gut essen". Etwa zwei Drittel der Beratungskosten werden – bis zu einem Deckel von 3.000 Euro - über das Umweltserviceprogramm OekoBusiness Wien finanziert. Zudem übernimmt das Programm einen Großteil der Kosten für die Erstkontrolle.

Die zuverlässige und nicht an Projektlaufzeiten gebundene Finanzierung ist ein wichtiger Faktor – aber nicht alles. "Entscheidend für den Erfolg ist, dass die Stadt Wien hinter der Idee steht und selbst glaubwürdig agiert", weiß OekoBusiness Wien Programmmanager Hruschka. So fordert die Stadt Wien seit 1999 einen verpflichtenden Anteil von 30 Prozent Bio in Krankenhäusern und Pensionisten-Wohnheimen sowie 50 Prozent in Schulen und Kindergärten. Weitere Erhöhungen der Mindestanteile sind im Gespräch.

OekoBusiness Wien

Das Umwelt-Service-Programm der Stadt Wien unterstützt in Wien ansässige Unternehmen bei der Umsetzung und Verankerung nachhaltiger Maßnahmen, die sich auch wirtschaftlich rechnen. Das Programm dient dazu, den Wissenstransfer zu Stadt- und Regionalverwaltungen voranzutreiben und ein Netzwerk an Betrieben aufzubauen, die die sich für ein nachhaltiges Wirtschaften einsetzen. Die Initiative "Natürlich gut essen" ist nur eines von insgesamt 16 Angeboten im Rahmen von OekoBusiness Wien. Den Löwenanteil des Budgets in Höhe von rund einer Million Euro übernimmt die Stadt Wien, den Rest teilen sich die Wirtschaftskammer und das Klima-Ministerium.


Letzte Aktualisierung 28.03.2023

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