Klimafreundliche Ernährung

Tipps für eine klimafreundliche Ernährung

Sechs der neun Planetaren Grenzen sind derzeit bereits überschritten. Um auf unserem Planeten auch in Zukunft gut leben zu können, müssen wir unseren Konsum und unsere Produktionstechniken weltweit verändern. Dazu gehört auch, unsere Ernährung klimafreundlich auszurichten und die eigenen Konsum- und Ernährungsgewohnheiten zu hinterfragen.

Planetare Grenzen

Neun ökologische Systeme und Prozesse regulieren sowie stabilisieren unser Erdsystem und machen es widerstandsfähiger. Allerdings haben diese Systeme und Prozesse Grenzen, die bei Überschreitung weitreichende Folgen für uns Menschen und den gesamten Planeten haben. Wo diese Grenzen liegen, hat das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) definiert.

Der aktuelle Stand der neun Planetaren Grenzen

Für jedes System gibt es einen wissenschaftlich festgelegten Grenzwert, der den sicheren Handlungsraum des Erdsystems aufzeigt. Sechs der neun Planetaren Grenzen gelten derzeit bereits als überschritten; drei von ihnen sind so weit überschritten, dass der Hochrisikobereich erreicht wurde. Dies betrifft:

  • den Klimawandel (CO2-Konzentration und Wirkung der Weltraum-Strahlung),
  • die Veränderung der biogeochemischen Kreisläufe (Phosphor- und Stickstoff-Kreisläufe) und
  • die Veränderung in der Integrität der Biosphäre (Verlust und Aussterben der biologischen Vielfalt).

Um eine weitere Verschärfung der Risiken (z.B. das fortschreitende Artensterben und die hohe Nitratkonzentration im Trinkwasser) zu verhindern, ist es wichtig, dass wir unser Leben ressourcenschonender und nachhaltiger gestalten.

Dies betrifft auch die Landwirtschaft, da sie auf viele der planetaren Systeme und Prozesse – wie den Stickstoff-Kreiskauf, die Landnutzung und die Biodiversität – große Auswirkungen hat. Laut der Planetary Health Diet sollte sich auch das Ernährungssystem und die individuellen Ernährungsgewohnheiten hin zu einer pflanzenbasierten, bio-regionalen und saisonalen Ernährung bewegen.

Sechs Tipps für eine klimafreundliche Ernährung

1. Viel Bio-Produkte essen

Der Ökolandbau hat im Schnitt eine gute Klimabilanz. Der Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel und mineralische Düngemittel spart viel Energie. Die Bio-Bäuerinnen und Bio-Bauern halten weniger Tiere auf ihren Flächen und das Kraftfutter für Geflügel und Schwein stammt nur selten aus Übersee. Das Thünen-Institut hat viele vergleichende wissenschaftliche Studien ausgewertet. Das Ergebnis: Ökologisch bewirtschaftete Böden speichern mehr Kohlenstoff als konventionell bearbeitete. Die Emissionen des klimaschädlichen Lachgases waren im Mittel um 24 Prozent niedriger.

Aber es gibt auch Verbesserungspotenzial: Wichtig wären vielerorts höhere Erträge, um weniger Flächen zu benötigen.

2. Weniger Fleisch essen

Besonders effektiv ist es, den Fleischverzehr zu senken. Der liegt aktuell bei rund 52 Kilogramm pro Kopf und Jahr. Deswegen müssen wir nicht gleich vegan werden: Wenn alle Bundesbürgerinnen und Bundesbürger theoretisch nicht mehr als 300 Gramm Fleisch pro Woche essen würden, wie von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung empfohlen, sänken unsere ernährungsbedingten Treibhausgasemissionen bereits deutlich.

Wer persönlich Bilanz ziehen will, kann das beispielsweise mit dem Blitzrechner tun. Da lässt sich nicht nur das eingesparte Wasser und Kohlendioxid berechnen, sondern auch wie viele Tiere am Leben bleiben. Das motiviert.

3. Milchprodukte in Maßen genießen

Die fetten Jahre sind vorbei: Butter ist unser Klimakiller Nummer 1. Denn um ein Kilogramm Butter herzustellen, brauchen wir 18 Liter Milch. Für viel Milch braucht man viele Kühe. Und Kühe produzieren beim Verdauen jede Menge extrem schädliches Methan. Methan wirkt 23-mal stärker auf das Klima ein als Kohlendioxid. Sahne und Käse landen hinter Rindfleisch auf Platz 3. Grundsätzlich gilt: Je mehr Fett ein Milchprodukt enthält, desto mehr Milch wird für dessen Herstellung benötigt.

Dennoch ruiniert nicht jede Kuh automatisch das Klima: Wenn die Wiederkäuer Gras und Kräuter statt Importfutter fressen, helfen sie dabei, wertvolle Wiesen und Weiden zu erhalten. Dieses dauerhafte Grünland speichert wiederum mehr Kohlendioxid als Äcker.

Demeter e.V.: Die Kuh ist kein Klimakiller

4. Regional bevorzugen

Grundsätzlich sollten wir Lebensmittel aus der Region bevorzugen. Schon allein, um die Land(wirt)schaft vor Ort zu erhalten. Das gilt besonders für Milch und Milchprodukte. Warum muss es in Norddeutschland Alpenmilch geben, wenn in der Nähe überall Kühe grasen? Allerdings ist regional ein dehnbarer Begriff. So kann es auch in Baden-Württemberg sinnvoll sein, Kartoffeln aus den nördlichen Bundesländern zu kaufen und so Importe aus Ägypten zu vermeiden. Ihr Anbau verbraucht in den Wüstenländern viel mehr kostbares Wasser als bei uns.

Bis auf Flugware haben Importe nicht automatisch die schlechtere CO2-Bilanz. Denn es kostet auch viel Energie, Äpfel lange zu lagern, Tomaten in beheizten Gewächshäusern oder gar Spargel auf beheizten Feldern hochzuziehen. Umso wichtiger ist es, die Saison zu beachten.

5. Saisonal schmeckt besser

Saisonales Obst und Gemüse aus dem Freilandanbau ist frisch und spart Energie für das Beheizen von Gewächshäusern und den Transport der Ware. Die Saison startet im Frühjahr mit Spargel und Rhabarber. Den Sommer über wechseln sich Beeren aller Art und viele Gemüsesorten ab. Im Herbst genießen wir Broccoli, Kürbis, Trauben, Äpfel und Birnen. Im Winter kommen diverse Kohlarten und Lauch frisch vom Feld dazu.

Bei Salaten gibt es fast das ganze Jahr heimische Ware: ab Mai und im Sommer Kopfsalate, Eissalate, Eichblatt und Rucola. Im Herbst und Winter und bis zum Frühjahr stehen Postelein, Chicorée und Feldsalat auf dem Speiseplan. Heimische Champignons (frisch), Kartoffeln, Zwiebeln und Möhren (auch als Lagerware) aus dem Ökolanbau sind praktisch das ganze Jahr im Angebot. Am besten immer mal wieder in den Saisonkalender schauen: Bundeszentrum für Ernährung: Saisonzeiten bei Obst und Gemüse.

6. Lieber frisch als verarbeitet

Lebensmitteln zu verarbeiten, erzeugt ebenfalls Treibhausgase: besonders bei (Tief-)Kühlung und Erhitzung. Tiefgekühlte Pommes frites zu verzehren verursacht beispielsweise deutlich mehr Treibhausgase als frische Kartoffeln zu essen. Doch wenn wir statt die Kartoffeln zu kochen, selbst Pommes machen, schwindet der Vorteil. Laut dem Freiburger Ökoinstitut schneidet die selbst gemachte Pizza kaum besser ab als das gekaufte Fertigprodukt.

Generall gilt: Frische, gering verarbeitete Lebensmittel sind weniger klimabelastend als stark verarbeitete.

Fazit

Insgesamt schneidet der vegane Lebensstil am besten ab. Wer dann noch zu Fuß oder mit dem Fahrrad einkaufen geht, verhält sich vorbildlich klimafreundlich. Aber auch wenn einzelne Verbraucherinnen und Verbraucher diese Regeln nur teilweise umsetzen, summiert sich das zu einem großen Fortschritt.


Letzte Aktualisierung 19.05.2025

Nach oben
Nach oben