Bio-Tierhaltung

Werden auf Bio-Betrieben die Tiere wirklich anders gehalten?

Bio-Bäuerinnen und -Bauern müssen sich an die strengen Vorgaben der EU-Öko-Verordnung halten, wenn sie ihre Tiere ökologisch halten und vermarkten wollen. Dabei sollen die Nutztiere ihre arteigenen Verhaltensweisen ausleben können – sie sollen "artgerecht" gehalten werden. Wie sieht das in der Praxis aus?

Möglichst artgerechte Tierhaltung – was heißt das eigentlich?

Unsere landwirtschaftlichen Nutztiere stammen von Wildtieren ab. Aus ihnen hat der Mensch im Laufe der Jahrtausende verschiedene Rassen gezüchtet. Diese unterscheiden sich äußerlich oft stark von ihren wilden Artgenossen, viele Verhaltensweisen ihrer Vorfahren haben sie sich jedoch bis heute bewahrt. So scharren und picken auch Haushühner im Boden und schlafen auf erhöhten Plätzen, Hausschweine wühlen auf der Suche nach Futter im Boden oder Kühe verbringen den größten Teil des Tages mit Grasfressen und Wiederkäuen – wenn es ihnen möglich ist.

Wenn Tiere auf landwirtschaftlichen Betrieben gehalten werden, können sie ihre natürlichen Verhaltensweisen je nach Haltungsbedingungen mehr oder weniger ausleben. In der ökologischen Landwirtschaft ist eine möglichst artgerechte Tierhaltung die Grundlage für einen gesunden und leistungsfähigen Tierbestand.

Welche Vorschriften gelten für die ökologische Tierhaltung?

Wer in der EU Bio-Landwirtschaft betreibt und die Produkte vermarktet, muss sich an die strengen Vorgaben der EU-Öko-Verordnung halten. Für die ökologische Tierhaltung bedeutet das unter anderem:

  • Tiere müssen Kontakt zu Artgenossen haben und dürfen nicht einzeln gehalten werden.
  • Tiere benötigen ausreichend Platz in ihrem Stall.
  • Tiere müssen frische Luft und Tageslicht bekommen, also zum Beispiel einen Auslauf vor dem Stall.
  • Wiederkäuer wie Kühe oder Schafe müssen Weidegang bekommen, wenn die Witterungsverhältnisse es zulassen.
  • Tiere müssen mit Futter versorgt werden, das ihren natürlichen Anforderungen entspricht.
  • Die Tiergesundheit ist durch Krankheitsvorsorge zu sichern.

Im Stall und auf der Weide – Einblicke in die Bio-Tierhaltung

Sie möchten sich selbst ein Bild von der Bio-Tierhaltung machen?

Fast 300 Betriebe des Netzwerks Demonstrationsbetriebe Ökologischer Landbau präsentieren sich in enormer Vielfalt – vom kleinen Rosenhof bis zum großen Ackerbaubetrieb, von der Bio-Imkerei bis zum Stutenmilch-Familienbetrieb, vom Erlebnisbauernhof bis zur Direktvermarktung. Sie öffnen ihre Türen und Tore für alle Interessierten, bieten Raum für Dialoge und Möglichkeiten zur Vernetzung.

Videoreihe #OekoHofEinblicke der Demonstrationsbetriebe

Warum halten Sie Ihre Tiere ökologisch?

Friederike Schultz vom Demobetrieb Kudammhof

Die Lebensfreude, mit der die Tiere täglich die Natur erkunden, ist der höchste Lohn unserer Arbeit.

Achim Bock, Hans Möller und Heino Dwinger vom Demobetrieb De Öko Melkburen:

Als Bio-Landwirte ist die artgerechte Tierhaltung für uns eine Herzensangelegenheit. Deshalb gönnen wir unseren Kühen eine Elternzeit – mit der muttergebundenen Kälberaufzucht. Im Herdenverband und ganzjährig auf der Weide wachsen die Jungtiere zu gesunden Milchkühen heran. Wir sind überzeugt: Der ökologische Landbau vereint die Bedürfnisse von Tier, Mensch und Umwelt.

Claudia Schäfer, Honzera & Schäfer vom Demobetrieb Schafscheune Vietschow:

Aus Überzeugung bewirtschaften wir unseren Hof ökologisch. Artgerechte Tierhaltung ist ein zentrales Thema für unsere tägliche Arbeit mit den Schafen. Unsere Tiere erleben täglich Sonne und Regen, Matsch und Erde, grünes Gras und vor allem frische Luft.

Was bedeutet Flächengebundene Tierhaltung?

Tiere fressen Pflanzen und produzieren Mist. Der Mist kommt wieder auf den Acker und liefert den Pflanzen Nährstoffe. Damit nicht mehr Mist ensteht, als die Pflanzen auf dem Acker brauchen, ist die Anzahl der Tiere, die Bio-Bäuerinnen und Bio-Bauern halten dürfen, begrenzt. Sie ist abhängig von der Fläche des Betriebes. Dies nennt man flächengebundene Tierhaltung. Sie trägt dazu bei, die Belastung von Boden und Wasser einzuschränken.

Woran erkenne ich, dass in einem Lebensmittel Bio-Fleisch verarbeitet wurde?

Das EU-Bio-Logo

In Lebensmitteln sind die Bezeichnungen "Bio" oder "Öko", "biologisch" oder "ökologisch" gesetzlich geschützt. Sie dürfen nur verwendet werden, wenn Produktion und Verarbeitung nach den Vorgaben der EU-Öko-Verordnung erfolgt sind. Auf einen Blick erkennt man Bio-Produkte also am EU-Bio-Logo.

    Staatliches Haltungskennzeichnung

    Mit der neuen Tierhaltungskennzeichnung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) können Verbraucherinnen und Verbraucher zukünftig auf einen Blick erkennen, wie die Tiere gehalten wurden. Die Haltungsform "Bio" weist auf die Herkunft der Tiere von Bio-Betrieben. Weitere Haltungsformen sind "Auslauf/Weide", "Frischluftstall“, "Stall+Platz" und "Stall".

    Das Gesetz regelt zunächst die Mast bei Schweinen und soll zügig auf andere Tierarten sowie weitere Bereiche in der Verwertungskette etwa in der Gastronomie und auf Verarbeitungsprodukte ausgeweitet werden.

    Bio-Strategie 2030

    Die Bundesregierung verfolgt das Ziel einer nachhaltigen, zukunftsfähigen Landwirtschaft – eine Landwirtschaft, in der die Bäuerinnen und Bauern von ihren Erträgen leben können, und die zugleich Umwelt, Tieren und Klima gerecht wird. Dementsprechend hat die Bundesregierung sich unter anderem vorgenommen, dass 30 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche bis zum Jahr 2030 ökologisch bewirtschaftet werden sollen.

    Damit dies gelingt, hat Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir die Bio-Strategie 2030 vorgestellt. Entlang der gesamten Wertschöpfungskette – also von der Betriebsmittelbereitstellung über die Erzeugung und Verarbeitung bis hin zum Handel und Konsum – sollen die geeigneten Rahmenbedingungen für 30 Prozent Öko-Landbau geschaffen werden.

    Mehr Informationen zur Bio-Strategie 2030

    Auch der konventionelle Landbau profitiert vom Öko-Landbau

    Vom Ausbau des Öko-Landbaus profitiert nicht nur der Bereich selbst, sondern er schafft auch einen Mehrwert für den gesamten Landwirtschaftssektor und darüber hinaus. Die Zukunftskommission Landwirtschaft attestiert dem ökologischen Landbau eine hohe Innovationskraft. Sie führt hier beispielhaft die mechanische Unkrautbekämpfung und die Mobilstallhaltung von Legehennen an, die beide längst Einzug in die konventionelle Landwirtschaft gefunden haben.

    Mit der Informationsoffensive "Bio? Na Logo!", die Teil der Bio-Strategie ist, möchte das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft über das EU-Bio-Logo und die Mehrwerte der ökologischen Land- und Lebensmittelwirtschaft informieren.



    Letzte Aktualisierung 20.03.2023

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