Zusatzstoffe in Bio-Lebensmitteln

Welche Zusatzstoffe sind in Bio-Lebensmitteln erlaubt?

In der EU sind bei der Herstellung von Lebensmitteln 320 Zusatzstoffe zugelassen. Bio-Unternehmen dürfen davon nur 56 verwenden. Wofür werden Zusatzstoffe überhaupt benötigt? Was macht die Bio-Verarbeitung aus? Und kann es gelingen, mit weniger auszukommen?

Wofür werden Lebensmittelzusatzstoffe eingesetzt?

Zusatzstoffe werden Lebensmitteln zugesetzt,

  • um den Geschmack oder
  • das Aussehen des Produktes zu verändern,
  • den Gehalt an Vitaminen zu erhöhen,
  • die Verarbeitung zu vereinfachen
  • oder ein Produkt haltbarer zu machen.

So machen Farbstoffe Süßes bunt, Emulgatoren Margarine streichfähig, Geschmacksverstärker sorgen für einen intensiv-würzigen Geschmack oder Anti-Oxidationsmittel verhindern, dass fetthaltige Produkte "ranzig" werden. In der EU sind zurzeit 320 Lebensmittelzusatzstoffe zugelassen.

In der ökologischen Lebensmittelverarbeitung wird die Verwendung von Lebensmittelzusatzstoffen auf ein Minimum begrenzt. Sie dürfen nur eingesetzt werden, wenn sie aus technologischen Gründen erforderlich sind oder besonderen Ernährungszwecken dienen. Und es dürfen nur die Zusatzstoffe eingesetzt werden, die in der EU-Öko-Verordnung gelistet sind. Hier findet sich nur etwa ein Sechstel der in der EU zugelassenen Zusatzstoffe, insgesamt nur knapp 56 nutzen.

Welche Vorschriften gelten für die ökologische Lebensmittelherstellung?

Die Herstellung von Öko-Lebensmittel beruht auf folgenden Grundsätzen:

  • Die landwirtschaftlichen Zutaten eines Lebensmittel müssen aus dem ökologischen Landbau stammen.
  • Die Verwendung von Lebensmittelzusatzstoffen, von Mikronährstoffen oder Verarbeitungshilfsstoffen ist auf ein Minimum zu reduzieren.
  • Es dürfen keine Stoffe oder Verarbeitungsverfahren angewendet werden, die in Bezug auf die tatsächliche Beschaffenheit des Erzeugnisses irreführend sein könnten.
  • Die Verarbeitung erfolgt vorzugsweise unter Anwendung biologischer, mechanischer und physikalischer Methoden.
  • Technisch hergestellte Nanomaterialien sind nicht zugelassen.

Stimmen aus der Praxis

Anke Kähler - Bäckermeisterin und Vorstandsvorsitzende Die Freien Bäcker e.V.

Das Bio-Prinzip, im Einklang mit der Natur zu wirtschaften, findet sich auch in der Art und Weise, wie wir Bio-Bäckerinnen und -Bäcker Brot, Klein- und Feingebäck herstellen. Wie in der ökologischen Landwirtschaft – bei der externe Inputs wie etwa mineralische Stickstoffdüngemittel verboten sind – verzichten wir möglichst auf isolierte Zusatzstoffe und technische Hilfsstoffe. Als Bio-Bäckerin habe ich das Ziel, gesunde, möglichst naturbelassene Lebensmittel mit einer geringen Verarbeitungstiefe herzustellen. Diese Qualität erwarten auch Verbraucherinnen und Verbraucher, die beispielsweise ein Brot aus ökologischen Rohstoffen in einer Handwerksbäckerei kaufen.

Wie das funktioniert ist eigentlich ganz einfach! Die notwendigen Voraussetzungen heißen: umfangreiches Wissen über Rohstoffe und Herstellungsprozesse, Erfahrung und Können sowie Zeit. Mit diesen "Zutaten" lassen sich Zusatz- und Verarbeitungshilfsstoffe ersetzen, die nur dazu dienen, Prozesse zu vereinfachen und zeitlich zu verkürzen.

Claudia Nathansohn, Slow Food Deutschland e.V.

"Klassische Zusatzstoffe wie Aromen oder Farbstoffe vermitteln ein falsches Bild vom Lebensmittel – sowohl äußerlich als auch geschmacklich. Essen wir dann das Original, kann der Geschmack für uns zunächst enttäuschend sein, da wir das Imitat gewöhnt sind. Außerdem prägen Zusatzstoffe eine Erwartungshaltung, die nichts mit natürlicher Lebensmittelherstellung zu tun hat. Rohstoffe schmecken nicht immer gleich. Sie unterliegen den natürlichen Schwankungen von Sonne, Niederschlag, Wind und Boden. Das macht es ja eigentlich so spannend. Zusatzstoffe nehmen uns die Chance, unterschiedliche Geschmäcker kennenzulernen."

Wie stehen Verbraucherinnen und Verbraucher zu verarbeiteten Bio-Lebensmitteln?

Eine Studie im Rahmen des Bundesprogramms Ökologischer Landbau (BÖL) untersuchte, welche Erwartungen und Präferenzen Verbraucherinnen und Verbraucher mit Herstellungsprozessen von ökologischen Lebensmitteln verbinden. In einer Umfrage wurden sie nach ihren Vorstellungen, Präferenzen und Kenntnissen zu verarbeiteten Bio-Lebensmitteln befragt. Von verarbeiteten Bio-Lebensmitteln erwarteten die Testpersonen:

  • Rohstoffe aus ökologischer und kleinbäuerlicher Produktion mit artgerechter Tierhaltung,
  • möglichst regionale, gesunde und wenige Zutaten,
  • keine oder wenige Zusatzstoffe/künstliche Aromen,
  • wenige Verarbeitungsschritte,
  • möglichst handwerkliche Verarbeitung,
  • vertraute/einfache Verarbeitungstechnologien,
  • Verwendung erneuerbarer Energien.

Jetzt sind Sie gefragt!

Was ist Ihnen wichtig beim Einkauf von Lebensmitteln? Achten Sie auf die Zutatenliste? Kaufen Sie ausschließlich Bio-Produkte? Nehmen Sie an unserer Umfrage teil!

Was ist Ihnen beim Einkauf von Lebensmitteln am wichtigsten?

  • Zutaten aus ökologischer Produktion:
    71.79% (28 Teilnehmerinnen und Teilnehmer)
  • Möglichst wenig Zusatzstoffe:
    17.95% (7 Teilnehmerinnen und Teilnehmer)
  • Möglichst wenige Verarbeitungsschritte:
    5.13% (2 Teilnehmerinnen und Teilnehmer)
  • Regionale Zutaten:
    5.13% (2 Teilnehmerinnen und Teilnehmer)

Bio-Strategie 2030

Die Bundesregierung verfolgt das Ziel einer nachhaltigen, zukunftsfähigen Landwirtschaft – eine Landwirtschaft, in der die Bäuerinnen und Bauern von ihren Erträgen leben können, und die zugleich Umwelt, Tieren und Klima gerecht wird. Dementsprechend hat die Bundesregierung sich unter anderem vorgenommen, dass 30 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche bis zum Jahr 2030 ökologisch bewirtschaftet werden sollen.

Damit dies gelingt, hat Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir die Bio-Strategie 2030 vorgestellt. Entlang der gesamten Wertschöpfungskette – also von der Betriebsmittelbereitstellung über die Erzeugung und Verarbeitung bis hin zum Handel und Konsum – sollen die geeigneten Rahmenbedingungen für 30 Prozent Öko-Landbau geschaffen werden.

Mehr Informationen zur Bio-Strategie 2030

Auch der konventionelle Landbau profitiert vom Öko-Landbau

Vom Ausbau des Öko-Landbaus profitiert nicht nur der Bereich selbst, sondern er schafft auch einen Mehrwert für den gesamten Landwirtschaftssektor und darüber hinaus. Die Zukunftskommission Landwirtschaft attestiert dem ökologischen Landbau eine hohe Innovationskraft. Sie führt hier beispielhaft die mechanische Unkrautbekämpfung und die Mobilstallhaltung von Legehennen an, die beide längst Einzug in die konventionelle Landwirtschaft gefunden haben.

Mit der Informationsoffensive "Bio? Na Logo!", die Teil der Bio-Strategie ist, möchte das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft über das EU-Bio-Logo und die Mehrwerte der ökologischen Land- und Lebensmittelwirtschaft informieren.



Letzte Aktualisierung 20.11.2023

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