Im Gegensatz zum konventionellen Bereich hat die Ochsen- und Färsenmast in ökologischen Betrieben eine gewisse Bedeutung. Anders als Bullen können Ochsen und Färsen problemlos auf der Weide gehalten werden, wodurch das für alle Wiederkäuer geltende Sommerweidegebot gewährleistet ist. Das größere Fetteinlagerungspotenzial von Färsen und Ochsen im Vergleich zu Bullen ermöglicht einen extensiveren Mastverlauf. Dadurch lässt sich energieärmeres Grundfutter wie Grünfutter, (Klee-)Grassilage oder Weidegang effektiv einsetzen.
Färsen und Ochsen besitzen im Vergleich zu Bullen eine bessere Fleischqualität. Das Fleisch ist stärker marmoriert, enthält weniger festes Bindegewebe und feinere Muskelfasern und ist deshalb zarter, saftiger und aromatischer als Bullenfleisch. Bullenschlachtkörper werden jedoch vom Handel wegen der größeren Fleischausbeute mit höheren Preisen aufgenommen.
Was ändert sich durch die Umstellung?
Die Vorgaben der EU-Öko-Verordnung zu Tierbesatz, Haltungsanforderungen, Fütterung und Tierbehandlung sind entsprechend der ökologischen Rindviehhaltung einzuhalten.
Spezielle Anforderungen für die ökologische Färsen- und Ochsenmast:
- Weniger als die Hälfte von Stall- oder Auslauffläche darf aus Spaltenboden bestehen.
- Der Flächenbedarf im Stall beträgt je nach Alter der Tiere 1,5 bis fünf Quadratmeter zwischen einem Lebendgewicht von 150 bis 350 Kilogramm, darüber mindestens ein Quadratmeter je100 Kilogramm Lebendgewicht.
- Jedes Tier benötigt eine saubere und trockene Liegefläche. Es muss ausreichend Einstreu in Form von Stroh oder anderem geeigneten Naturmaterial vorhanden sein.
- Tiere dürfen nur von ökologisch wirtschaftenden Betrieben zugekauft werden. Die Umstellungsfrist für Rinder zur Fleischerzeugung beträgt zwölf Monate und mindestens drei Viertel ihres Lebens, in der sie gemäß den Richtlinien der EU-Öko-Verordnung gehalten und gefüttert werden.
Ist ökologische Bullen-, Färsen- und Ochsenmast eine sinnvolle Alternative?
Die Umstellung von Betrieben mit intensiver Bullenmast auf ökologische Rindfleischerzeugung ist unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten häufig schwierig. Neben Umbaukosten zur Erfüllung der Haltungsanforderungen im Öko-Betrieb ist aufgrund des höheren Stallflächenbedarfs je Tier gleichzeitig die Reduzierung des Tierbestandes erforderlich. Zudem sind die üblicherweise hohen Maisanteile in der Fruchtfolge konventioneller Bullenmastbetriebe in ökologischen Fruchtfolgen nicht realisierbar. Ein Großteil des Maises müsste also durch Kleegras ersetzt werden. Zur ökologischen Bullenmast müsste parallel ein weiterer tragender Betriebszweig aufgebaut werden.
Da sich Färsen- und Ochsenmast für die Nutzung von Dauer- und Restgrünland eignen, gewinnen diese Mastverfahren unter landschaftspflegerischen Aspekten zunehmend an Bedeutung. Doch auch einem ökologisch wirtschaftenden Betrieb mit Schwerpunkt Marktfruchtbau kann die extensive Färsen- und Ochsenmast Vorteile bringen. Einerseits lässt sich damit das in der Fruchtfolge unverzichtbare Kleegras sinnvoll verwerten, andererseits fallen für den Betriebskreislauf wertvolle organische Düngemittel an.
Die Wirtschaftlichkeit der Färsen- und Ochsenmast wird im Wesentlichen von den Festkosten, den Prämien und der Vermarktungsform bestimmt:
- Eine gute Rentabilität extensiver Mastverfahren kann am ehesten bei geringer Festkostenbelastung erzielt werden. Entscheidend ist daher, ob eine kostengünstige Nutzung von Altgebäuden oder der Um- und Anbau (zum Beispiel als Tiefstreulaufstall) möglich ist.
- Eine hohe Wertschöpfung kann sich bei Direktvermarktung ergeben. Grundvoraussetzung ist ein guter Marktzugang mit Standort in Stadtnähe und hervorragende Qualitäten mit entsprechender Bio-Verarbeitung. Der regionale fleischverarbeitende Betrieb muss sich dabei ebenfalls der Bio-Kontrolle unterziehen.
- Die Wirtschaftlichkeit extensiver Mastverfahren ist insbesondere von staatlichen Transferzahlungen abhängig, das heißt von der Höhe der Prämien.