Begründung der Jury für die Auszeichnung mit dem Bundespreis Ökologischer Landbau 2022 für die gesamtbetriebliche Konzeption
Laudatio von Jurymitglied Christina Zurek
Der Preisträger, den ich Ihnen vorstellen möchte, hat sich für den Bereich gesamtbetriebliche Konzeption beworben. Es ist der Familienbetrieb Biohof Bursch.
Der Demeter Betrieb Bio Hof Bursch liegt in der Rheinischen Bucht, einem sehr fruchtbaren Gemüseanbaugebiet zwischen Köln und Bonn am Fuße des Vorgebirges.
Der Biohof Bursch zählt zu den Bio-Pionieren der ersten Stunde. Die Betriebsumstellung fiel in das Jahr 1964, eine Zeit, in der man als ökologisch wirtschaftender Betrieb weder von den Kolleginnen und Kollegen, noch von der Beratung oder der Politik ein Verständnis oder gar Unterstützung erwarten konnte.
Auf inzwischen 11 Hektar Eigenland und 42 Hektar Pachtland wurde in gut 50 Jahren ein familiengeführtes, mittelständisches Unternehmen aufgebaut. Es versorgt das rheinische Umfeld auf 16 Wochenmärkten ganzjährig mit hochwertigem Demeter-Gemüse. In der landwirtschaftlichen Erzeugung, der Hof-Bäckerei, der Küche sowie einem großen Hofladen arbeiten 28 Saison- und 96 ständige Arbeitskräfte aus vielen verschiedenen Nationen. Insofern ist der Biohof Bursch ein wichtiger und einflussreicher Akteur der Regionalentwicklung im Köln-Bonner Raum.
Es gehörten Mut und Entschlossenheit dazu, sich in den 60er Jahren in einem Intensivgemüsebaugebiet mit seinem in der Regel hohen Einsatz an Pflanzenschutz- und Düngemitteln für einen anderen Weg – den ökologischen Weg – zu entscheiden. Diese Entschlossenheit, neue Wege zu gehen, zeichnet das Handeln vom Bio Hof Busch bis heute aus.
Die Offenheit gegenüber Innovationen sind hier eine Selbstverständlichkeit – sei es, dass man sie übernimmt und integriert, wie zum Beispiel das Hühner-Mobil oder den Einsatz einer über Bilderkennung gesteuerte Hackmaschine für die Unkrautregulierung innerhalb von Reihenkulturen. Recherchieren und dann selber mutig ausprobieren, so lautet das Motto.
Inzwischen werden 60 Gemüsekulturen mit einem hohen Qualitätsanspruch kultiviert. Der Anbau von Ingwer und Bataten aus dem Rheinland wird zur Zeit erprobt, um auch diese Produkte – als in Anführungsstrichen – heimische Ware in das Sortiment zu integrieren. Von den kurzen Wertschöpfungsketten profitieren die Kundinnen und Kunden. Sie erhalten top frisches Gemüse und fördern mit dem Kauf bei Bursch auch das Klima, weil lange Transporte entfallen.
Das Ziel, möglichst lange im Jahr möglichst viel eigene Ware zum Verkauf anzubieten, hat der Betrieb vorbildlich weiterentwickelt. Verarbeitete Produkte aus der hofeigenen Küche sind ein wichtiges Markenzeichen des Biohof Bursch. Dazu gehört traditionell das hofeigene Sauerkraut, aber auch Aufstriche, Suppen und Eingekochtes – alles nach eigenen Re-zepten. Die Möglichkeit, Rohstoffe aus hofeigener saisonbedingter "Überproduktion" so zu veredeln, erfüllt das wichtige Nachhaltigkeits-Ziel zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung.
Ein weiteres Highlight auf dem Hof Bursch ist der Umgang mit dem Thema interne und externe Kommunikation. Auf den Wochenmärkten informieren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Kundschaft über den heimischen Gemüseanbau und saisonbedingte Veränderungen im Sortiment. Moderne IT hilft selbstverständlich dabei, das Warenwirtschaftssystem, die die Logistik, oder bargeldloses Zahlen auf den Wochenmärkten zu organisieren. Smartphones der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber auch die "Burschtrommel", eine wöchentlich digital versandte Hofpost, spielt eine besondere Rolle, wenn es darum geht, Neuigkeiten schnell zu verbreiten. Das Social Media Team des Hofes unterstützt alle Bereiche. Durch die Internetseite, den Newsletter und eigene Filme wird aktive Bildungsarbeit geleistet und neue Verbraucherinnen und Verbraucher für heimisch produzierte Bio-Lebensmittel gewonnen bzw. längerfristig gebunden.
Der Betrieb wird in zweiter Generation von den Geschwistern Heinz und Renate sowie von den weiteren anderen Führungspersonen im Betrieb: Orhan Güven (Landwirtschaft), Christian Barthen (Strategie und Organisation) und Irene van Geldern (Geschäftsleitung) geleitet. Die nächste Generation befindet sich bereits in der Einstiegsphase. Aber sehen Sie selbst was diese Familie alles auf die Beine stellt, und damit sage ich Film ab.
