Zuckerrüben

Ökologischer Zuckerrübenanbau

Der ökologische Anbau von Zuckerrüben hat in Deutschland in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen. 2019 wurden in Deutschland auf 5.900 Hektar Ökozuckerrüben angebaut, das ist ein Anteil von 1,4 Prozent an der gesamten Zuckerrübenfläche in Deutschland.
 

Standort

Zuckerrüben gedeihen gut auf tiefgründigen, mittleren bis schweren, steinfreien Böden (pH > 6,5, Humus >1 Prozent). Sie sind Nährstoffzehrer, nutzen aber aufgrund ihres Wurzelsystems auch Nährstoffe aus der Tiefe. Damit sind Zuckerrüben willkommene Konkurrenzpflanzen für tief wurzelnde Unkräuter wie Distel und Ampfer. In getreidereichen Fruchtfolgen stellen sie eine Bereicherung dar und verfügen über einen guten Vorfruchtwert.

Eine gesicherte Wasserversorgung in den 140 bis 160 Vegetationstagen ist entscheidend für eine Ertragserwartung von 45 bis 55 Tonnen pro Hektar Ökozuckerrüben, die in Einzelfällen auch übertroffen werden kann. Ausreichend Sonne in der Hauptwachstumszeit fördert den Zucker- und Trockensubstanzgehalt, was unter den Bedingungen der Frührodung (die Ökorübenkampagne wird dem Start der üblichen Kampagne im September vorangestellt) besonders bedeutsam ist.
 

Fruchtfolge

Ideale Vorfrucht ist ein früh räumendes Getreide, das selber nach Kleegras oder Ähnlichem steht und eine nachfolgende, gut entwickelte Zwischenfrucht ermöglicht. Eine Herbstfurche vor Zuckerrüben oder ein mehrfacher Grubberstrich ist deutlich unkrautärmer als die "riskante" Frühjahrsfurche.

Bedingt geeignet sind Bohnen, Soja, Ackerbohnen, Erbsen. Sie gelten als Luxusvorfrüchte. Bodennährstoffe werden dabei schlecht genutzt. Kleegras stellt bezüglich der Stickstoffversorgung ebenfalls eine Luxusvariante dar. Durch zu starke Stickstoffmineralisierung und die Bildung von Amino-Stickstoff in der Rübe wird die Zuckerausbeute reduziert. Hinzu kommen weitere Probleme wie Narbenreste, Durchwuchs und Schädlinge wie Drahtwürmer, Erdschnakenlarven, Schnecken und Engerlinge. Wenn Kleegras, dann in einjährigem Anbau mit Sommerumbruch und anschließender Zwischenfrucht. Kartoffeln sind eigentlich gut geeignet, allerdings ist Vorsicht mit Durchwuchs und Ausfallknollen geboten. Sonnenblumen und (frühe) Karotten sind Wirte des Rübenkopfälchens. Bei Silomais sind Ernterückstände gut einzuarbeiten, bei der Ernte dürfen keine Verdichtungen entstehen.

Nicht geeignet sind Körnermais und (späte) Möhren. Sie sind kritisch zu betrachten wegen der Gefahr von Bodenverdichtungen. Raps, Rübsen oder Ausfallraps sind Überträger von Wurzelnematoden. Spinat und Mangold stammen aus der gleichen Familie wie Rüben und begünstigen daher eine Krankheitsübertragung. Zwiebeln sind Überträger der Kopfälchen. Mindestanbaupausen von fünf Jahren zu Zuckerrüben, drei Jahren zu Gänsefußgewächsen und Sonnenblumen/Zwiebeln sind einzuhalten.

In Kartoffelbetrieben verschärft die Zuckerrübe die Arbeitsspitze im April/Mai besonders während der Unkrautbekämpfungsphase.

Geeignete Zwischenfrüchte sind Phacelia, nematodenresistente Sorten von Senf, Leguminosen-Phacelia-Gemenge und Sommer-Wicken, auch als Gemenge mit Getreide.


Öko-Sortenversuche

In den Bundesländern werden jährlich verschiedene Sorten unterschiedlicher Kulturarten getestet. Dabei werden (zum Teil) auch Versuche auf Öko-Betrieben durchgeführt. Unter den folgenden Links finden Sie die jeweiligen Webseiten, auf der die Versuchsergebnisse der Bundesländer für verschiedene Kulturen veröffentlicht werden.


Düngung

Insgesamt ist der Stickstoffbedarf der Zuckerrübe relativ gering. Die optimale Ernährung erfolgt vorrangig durch die Düngung der Vorkultur. Organische Dünger können auch gut mit der anschließenden Zwischenfrucht ausgebracht werden. Mittel- und schnellverfügbare organische Handelsdünger können auch im Frühjahr ausgebracht werden.

Soll Gülle im Anbaujahr ausgebracht werden, sollte dies möglichst vor der Saat erfolgen. Eine Kopfdüngung ist nur bis zum Vier-Blattstadium und 1:1 verdünnt zu empfehlen. Vorsicht vor zu starker Stickstoffdüngung mit übermäßigem Krautwachstum! Zu beachten ist: Jeder Hackgang bewirkt eine Stickstoffmineralisation.
Liegt der pH Wert über 6,5, ist eine Aufkalkung nötig. Diese wirkt gleichzeitig strukturfördernd. Saure Böden sind darüber hinaus besonders problematisch bezüglich des Wurzelbrandpilzes. Auch sollte die Versorgung mit Kali beachtet werden und bei Bodenwerten von weit unter zehn Milligramm eventuell eine Düngung erfolgen. Bei nachgewiesenem Bormangel (Gefahr der Herz- und Trockenfäule) ist ebenfalls eine Düngung angebracht.
 

Bodenbearbeitung

Eine möglichst späte Herbstfurche (auch im Winter, aber trocken) hat sich bewährt. Mulchsaatverfahren verfügen über einen zehn bis 20 Prozent höheren Feldaufgang. Sie haben den Vorteil, dass der Oberboden durch Stroh- und Stoppelreste eine gute Struktur behält und die Verschlämmungsgefahr verringert wird. Beim zu intensiven Abziehen vor der Saatbettbereitung besteht die Gefahr der Überlockerung und Austrocknung. Ein gut abgesetztes, feinkrümeliges Saatbett ist Voraussetzung.
 

Saat

Zu frühe Aussaaten sind im Ökolandbau deutlich riskanter als im konventionellen Anbau. Daher liegt der wahrscheinliche Saattermin oft fünf bis zehn Tage nach dem konventionellen Saattermin. Der Termin ist so zu wählen, dass ein zügiges Durchwachsen möglich ist. Die Bodentemperatur sollte mindestens fünf, besser acht Grad aufweisen. Kühle Perioden während des Auflaufens erhöhen den Unkrautdruck.

Pflanzenzahl: Ziel sind Bestandsdichten von 90.000 bis 95.000 Pflanzen pro Hektar. Der Feldaufgang liegt bei günstigen, warmen Auflaufbedingungen ebenso wie im konventionellen Landbau bei 95 Prozent (bei ungünstigen Bedingungen bei etwa 70 bis 80 Prozent, und damit um 15 bis 25 Prozent geringer im Vergleich zum konventionellen Anbau). Eine ausreichende Saatstärke mit 1,5 bis 2,5 Einheiten je Hektar (das heißt bis zu einer zweifachen der konventionellen Saatstärke) ist wichtig.

Die Ablageweite kann – je nach Schädlingsdruck und Risikobereitschaft – verschieden gehandhabt werden:

  • halber Endabstand (neun Zentimeter): vereinzeln ist notwendig; höchstmögliche Sicherheit, aber doppelte Saatgutkosten
  • mittlere Weiten (zwölf Zentimeter): vereinzeln schwieriger, aber notwendig
  • Endabstand (18 Zentimeter): risikoreicher, da weniger Ausfallpflanzen und damit zu geringer Pflanzenpuffer möglich. Bei ausreichend warmen Frühjahrstemperaturen wie in den letzten Jahren kann bei guten Bodenbedingungen auf Endabstand gedrillt werden

Das Saatgut sollte pilliert, aber ungebeizt/unbehandelt sein. Eine Ablagetiefe von ein bis zwei Zentimetern begünstigt schnelles Auflaufen. Bei Striegeleinsatz ist eine Ablagetiefe von zwei bis vier Zentimetern zu empfehlen.
 

Sorte

Frohwüchsige, frührode-geeignete Sorten mit geringer Anfälligkeit bezüglich Blattflecken sowie Toleranz gegen Wurzelbärtigkeit sind zu bevorzugen. Wichtig ist eine frühe und gute Blattentwicklung. Für Zuckerrüben ist ökologisches Saatgut verfügbar.

 

Unkrautregulierung

Der Handarbeitsaufwand für die Unkrautregulierung ist der entscheidende Faktor für die Wirtschaftlichkeit des ökologischen Zuckerrübenanbaus. Zuckerrüben zeichnen sich durch langsames Jugendwachstum und späten Reihenschluss aus. Besonders wichtig ist daher eine geringe Konkurrenz durch Unkraut im Jugendstadium, insbesondere von der vierten bis achten Woche nach dem Auflaufen.

  • Vorkultur: Wurzelunkräuter sollten in der Fruchtfolge reguliert werden (Quecke, Distel)
  • Unkrautkur: vor der Saat ein- oder mehrmaliges flaches Bearbeiten (Abstand ca. sieben Tage), in der Regel mit dem Striegel. Nur gut abgetrockneten Boden befahren (Vorsicht: Gefahr der Bodenverdichtung, Breitreifen benutzen, Reifeninnendruck optimieren!); auflaufende Unkräuter werden beim Saatvorgang erfasst und beseitigt
  • Blindstriegeln: Nur möglich bei tieferer Ablage von zwei bis vier Zentimetern (tiefe Ablage wirkt schnellem Auflaufen entgegen); bringt aber selten den gewünschten Erfolg, da das Unkraut in so kurzer Zeit nach der Saatbettbereitung noch nicht vor den Rüben aufgelaufen ist und bedeutet ca. 20 Prozent geringeren Pflanzenaufgang
  • Abflammen: die erste Unkrautwelle lässt sich bei relativ später Saat und warmem Boden im Vorauflauf gut regulieren
  • Striegeln: möglich ab zwei bis vier Blättern; wirksam nur bei Unkräutern vom Auflaufen bis Zwei-Blattstadium; nur bei höherer Aussaatstärke sinnvoll; hat sich in der Praxis nicht durchgesetzt
  • Maschinenhacke erfolgt, sobald Reihen sichtbar sind; schlagkräftige, gut funktionierende Technik ist Voraussetzung; zuerst mit Hohlschutzscheiben, denn Rüben vertragen kein Überschütten des Pflanzenherzes; je dichter an der Reihe, um so weniger Handhacke ist nötig
  • Versuche mit der Querhacke waren teilweise bei doppelter Saatstärke erfolgreich; statt Gänsefußscharen eventuell Winkelmesser verwenden; Hackwerkzeug darf maximal 15 Zentimeter breit sein
  • unbedingt sofort im Anschluss an eine Maschinenhacke erfolgt eine Handhacke, die spätestens nach sieben Tagen beendet sein soll – je schneller, desto besser
  • notwendig sind ausreichend Arbeitskräfte und zügiges, sorgfältiges Arbeiten
  • Vereinzeln: erfolgt es zu früh, können Spätschäden durch Schädlinge und Wurzelbrand nicht mehr ausgeglichen werden; zu spät wird die Bestandsentwicklung beeinträchtigt; in der Regel erfolgt das Vereinzeln zwischen dem Zwei- und Vier-Blattstadium in Verbindung mit einer Handhacke
  • Ökozuckerrübenanbau ist arbeitsaufwendig: notwendig sind in der Regel zwei bis drei Maschinenhacken und 100 bis 200 Hand-Arbeitskraftstunden pro Hektar; mehr Handarbeit stellen die Ökonomie der Ökozuckerrübe in Frage


Krankheiten und Schädlinge   

Krankheiten kann durch Maßnahmen wie Fruchtfolge, Aussaattiefe, Aussaatmenge, Saatgutwahl, Anbauabstand, Standortwahl etc. nur vorgebeugt werden. Direkte Maßnahmen sind nicht üblich.

Wichtig ist die Feldkontrolle:

  • bei Rübenaufgang: sind bestandsgefährdende Schädlinge oder Erreger wie Wurzelbrand, Schnecken, Moosknopfkäfer, Drahtwürmer, Frost- und Wildschäden oder Rübenerdflöhe (hier kann Unkraut als Ablenkfütterung dienen) vorhanden?
  • fortwährend: Kontrolle des Unkrautwuchses, Bestimmen des optimalen Einsatzzeitpunkts des jeweiligen Gerätes, Erfassen der vorhandenen Pflanzenzahl

Umbruchschwelle:

  • Ende April ca. 44.000 Pflanzen je Hektar
  • Anfang Mai ca. 40.000 Pflanzen je Hektar
  • Mitte Mai ca. 36.000 Pflanzen je Hektar

 

Ernte

Der Termin der Ernte wird vom Abnehmer vorgegeben. Er liegt zurzeit am Beginn der Verarbeitungssaison der Zuckerfabrik. Nachteil: Deutlich weniger Massen- und Zuckerertrag je Hektar, es sind so keine Ertragsspitzen möglich. Vorteil: Hohe Wahrscheinlichkeit einer trockenen Ernte mit weniger Boden- und damit Strukturschäden, was den Folgekulturen zugute kommt.


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Letzte Aktualisierung 23.09.2021

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