Kartoffeln

Ökologischer Kartoffelanbau

Im Jahr 2019 wurden auf 10.100 Hektar Biokartoffeln angebaut, das sind 3,7 Prozent der gesamten deutschen Kartoffelanbaufläche. Die vermarktungsfähige Gesamterntemenge an Biospeisekartoffeln lag bei rund 106.000 Tonnen. Wegen der besonders umweltschonenden Produktionsbedingungen werden im Ökolandbau erheblich niedrigere Durchschnittserträge erzielt als in der konventionellen Landwirtschaft. Das Ertragsniveau liegt im Schnitt bei 20 Tonnen pro Hektar und beträgt damit 50-60 Prozent des Niveaus im konventionellen Anbau. Die deutlich höheren Erzeugerpreise gleichen diesen Minderertrag jedoch wieder aus.

Der ökologische Anbau von Speisekartoffeln setzt einiges an Wissen und Können der Erzeuger voraus. Kernprobleme des Ökokartoffelanbaus sind ein ungenügendes Stickstoffangebot im Frühjahr, ein hoher Krankheits- und Schädlingsbefall sowie eine starke Spätverunkrautung.
 

Standort

Kartoffeln bevorzugen nährstoffreiche, humose, siebfähige Böden mit ausgeglichener Wasserführung. Auf schweren, bindigen oder sehr leichten Böden mit geringer Wasserhaltefähigkeit ist mit Ertrags- und Qualitätseinbußen zu rechnen. Eine gute Kaliumverfügbarkeit sollte gegeben sein, damit möglichst geringe Knollenverfärbungen (Schwarzfleckigkeit, Kochdunkeln) auftreten. Das Optimum der Tagestemperatur für die Knollenbildung liegt bei 20 bis 22 Grad Celsius.

Sortenwahl

In kaum einer Kultur ist die Sortenvielfalt so groß, sind die Merkmale in den einzelnen Sorteneigenschaften so breit gestreut wie bei der Kartoffel. Der Betrieb muss die Sortenwahl an die Bedürfnisse seiner Marktpartner, seiner Kunden und seines Standortes anpassen.

Für den Ökolandbau mit dem etwas geringeren Stickstoffdüngeniveau sind Sorten mit maximal mittlerer Knollenzahl und wenig Untergrößen vorteilhaft. Da die Bestände meist eine geringere Vegetationsdauer erreichen, spielt die Schnelligkeit bei der Entwicklung der Knollen eine wichtige Rolle. Die Kartoffeln der frühen Reifegruppen haben daher eine große Bedeutung, da hier schneller die Ertragsbildung erfolgt als bei der mittelfrühen oder späten Reifegruppe.

Als eines der wichtigsten Auswahlkriterien ist die Gesundheit der einzelnen Sorten zu beachten. Die Anfälligkeit für Rhizoctonia oder die Neigung zu Hohlherzigkeit auf wüchsigen Standorten müssen in der Sortenwahl Berücksichtigung finden. Insbesondere der Krautfäuleanfälligkeit muss unter ökologischen Bedingungen Augenmerk geschenkt werden. Eine Resistenz gibt es hier nicht, aber die Sorten sollten entweder eine relative Toleranz aufweisen oder eine so schnelle Entwicklung haben, dass vor der Infektion mit Krautfäule ein ausreichender Ertrag gebildet werden kann. Auf leichten Böden spielt auch die Sortenneigung zu Schorf und Eisenfleckigkeit eine Rolle.

Als äußere Qualitätsmerkmale sollte eine Sorte eine formschöne Knolle mit geringer Neigung zu Missbildungen und einer glatten Schale mit möglichst flachen Augen bieten. Bei der Einteilung in Kochtypen wird zwischen festkochenden Salatsorten, vorwiegend festkochenden und mehligen Typen zum Kartoffelbrei unterschieden. Eine regionale Präferenz ist auch bei Ökokunden in gleicher Weise ausgeprägt: In Norddeutschland sind mehr festkochende Sorten, in Ostdeutschland mehr mehlige Sorten und in Süddeutschland alle drei Kochtypen vorzufinden, wobei die festkochenden Sorten im Lebensmitteleinzelhandel eindeutig die Präferenz besitzen.

Die Lagerfähigkeit einer Sorte muss in der Vermarktungsstrategie berücksichtigt werden. Die Lagerfähigkeit ist abhängig von der Keimfreudigkeit der Sorte (in der Regel sind frühreife Sorten keimfreudiger) und vom physiologischen Alter der Knollen. Heiße Sommer mit hoher Wärmesumme oder hohe Lagertemperaturen lassen die Knollen physiologisch schneller altern. Diese sind in der Folge "unruhiger" im Lager.

Die beschreibende Sortenliste des Bundessortenamtes und die Veröffentlichungen von ökologischen Sortenversuchen helfen bei der Sortenwahl:


Öko-Sortenversuche

In den Bundesländern werden jährlich verschiedene Sorten unterschiedlicher Kulturarten getestet. Dabei werden (zum Teil) auch Versuche auf Öko-Betrieben durchgeführt. Unter den folgenden Links finden Sie die jeweiligen Webseiten, auf der die Versuchsergebnisse der Bundesländer für verschiedene Kulturen veröffentlicht werden.


Bodenvorbereitung

Je schwerer der Boden, desto wichtiger ist die Frostgare und damit die Pflugarbeit vor dem Winter, um ein klutenfreies, strukturstabiles Pflanzbett im Frühjahr vorzufinden. Bei leichteren Böden kann die Pflugarbeit in den Winter verlegt werden, da dann bei abgekühlten Böden die Gefahr von Auswaschungsverlusten minimiert ist. Alternativ können auch im Frühjahr bei guter Einarbeitung des Aufwuchses (mit exakt eingestelltem Vorschäler) auf mittleren bis leichten Böden gute Erfolge erzielt werden. In trockenen Regionen ist allerdings der Wasserverlust zu bedenken. Trockene Arbeitsbedingungen sind höchstes Gebot, denn die Kartoffel reagiert sehr empfindlich auf Strukturschäden. Auf schweren Böden kann auch das Vorziehen von Herbstdämmen sinnvoll sein, da durch die größere Oberfläche mit der verbesserten Frostgare die Klutenbildung verhindert wird.

Auf leichten Böden wird die Pflanzbettvorbereitung auf vielen Betrieben mit einer Saatbettkombination (Federzinken mit Stabwalze) durchgeführt. Auf schwereren Böden sind zapfwellengetriebene Geräte wie die Kreiselegge oder Rüttelegge stärker im Einsatz, um ein klutenfreies Pflanzbett zu schaffen. Eine Bearbeitungstiefe von etwa 15 Zentimeter sollte eingehalten werden, um genügend lockeres Bodenmaterial für den Dammaufbau zur Verfügung zu haben.

Auf mittleren bis schweren Böden können mit der (Front-) Kreiselegge kombiniert mit einem Formblech die Dämme vorgeformt werden. Lockeres Erdmaterial wird damit bei Verwendung von Pflegebereifung nicht mehr überfahren.

Pflanzung

Eine mittlere Pflanzdichte von 40.000 Knollen pro Hektar ist bei mittleren Böden und mittlerer Sortierung angebracht. Bei einem 100-Knollengewicht von 60 Gramm bedeutet dies 24 Dezitonnen Pflanzgut pro Hektar. Bei guten Böden und bei kleiner fallender Ware kann auch enger gepflanzt werden und umgekehrt. Die zertifizierte Pflanzgutsortierung wird vom Züchter jährlich festgelegt und liegt bei langovalen Sorten meist bei 30 bis 50 Millimeter und bei runden Sorten bei 35 bis 52 (55) Millimeter Sortiergröße. Die Kartoffel sollte beim Legen acht bis zehn Zentimeter mit lockerem Boden bedeckt sein.

Pflege

In der Pflege wird zwischen Abstriegeln und Anhäufeln der Dämme gewechselt. Dem Unkraut kann im frühen Stadium (Fädchenstadium) am besten zu Leibe gerückt werden. Die Netzegge passt sich der Oberfläche optimal an.

Auf leichten Böden werden die Dämme meist mit Scharhäufler - kombiniert mit Dammstriegel oder Dammformgerät - gepflegt und aufgebaut. Auf schwereren Böden wird vorzugsweise die Reihenfräse oder ein Scheibenhäufler für den Dammaufbau verwendet. Die Verletzung von Stolonen muss allerdings vermieden werden.

Zur Vermeidung von Übergrößen in der Pflanzguterzeugung oder manchmal auch bei Speisekartoffeln kann ein Abschlegeln des Krautes sinnvoll sein. Allerdings kann diese Maßnahme nur bei Abreifeerscheinungen des Krautes durchgeführt werden, da sonst die Gefahr des Wiederaustriebes gegeben ist.

Mit einem Abflämmgerät lässt sich der Erfolg der Krautabtötung verbessern. Hierbei wird ein ganzflächig auf drei Meter Breite arbeitendes Gerät verwendet. Die erforderliche Gasmenge (circa 80 Kilogramm pro Hektar) muss dabei aus einem mitgeführten Flüssiggastank entnommen werden. Dieses Gerät wird auch zur Beseitigung von Beikräutern verwendet, die nach dem Absterben des Kartoffellaubes aufgelaufen sind. Ziel hierbei ist es, die Rodebedingungen zu verbessern und das Aussamen von Beikräutern zu verhindern.

Düngung

Eine Düngung erfolgt meist mit sulfatischem Kali und bei einer zu erwartenden zu geringen Stickstofflieferung aus der Vorfrucht über den Einsatz von im ökologischen Landau zugelassenen organischen Stickstoffhandelsdüngern. Je rascher die Ertragsbildung im Frühsommer durch genügend Stickstoffangebot im Boden fortgeschritten ist, desto weniger ertragsrelevant ist ein Krautfäuleeinbruch. Einer ausreichenden Stickstoffversorgung kommt also im ökologischen Kartoffelanbau eine entscheidende Bedeutung zu.

Film ab: Nachhaltige Beregnung von Kartoffeln

Krankheiten und Schädlinge

Die Kraut- und Knollenfäule (Pythopthora infestans) ist eines der maßgeblichen Anbauprobleme im ökologischen Kartoffelbau. Durch Kartoffelschorf (Streptomyces scabies) wird allein die äußere Qualität beeinträchtigt und kann bei starkem Auftreten zur Ablehnung oder Minderung einer Speisepartie führen. Die Wurzeltöterkrankheit (Rhizoctonia solani) verursacht Auflaufprobleme im Frühjahr und damit Fehlstellen. An den Knollen treten schwarze Pocken, sogenannte Sklerotien, auf.
Die Larven des Kartoffelkäfers können in trockenen, heißen Jahren durch ihren starken Blattfraß zum Teil erhebliche Schäden verursachen. Drahtwürmer (Larven verschiedener  Schnellkäfer) können in trockenen Jahren enormen Schaden durch ihren Lochfraß an den Knollen anrichten. Dies kann bis zur Abnahmeverweigerung ganzer Partien durch den Handel führen.
Weitere Krankheiten und Schädlinge der Kartoffel: Schadorganismen im Ackerbau > Kartoffel

Ernte und Lagerung

Nach dem kompletten Absterben des Krautes sollte nach Erreichen der Schalenfestigkeit (zwei bis drei Wochen) die Ernte beginnen. Denn die Drahtwurm-, Silberschorf- und Rhizoctoniagefahr steigt beim Verbleib im Damm.

Die Einlagerung sollte möglichst beschädigungsfrei und schonend erfolgen. Vielerorts werden Kisten (etwa eine Tonne Fassungsvermögen) verwendet, die bereits am Feld befüllt werden. Vorraussetzung ist eine gute Arbeit am Verlesetisch des Roders, da sonst zu viele Kluten oder faule Knollen ins Lager gelangen. Allerdings geht damit eine geringere Rodeleistung durch längere Überladezeiten einher. Weitere Beschädigungen werden aber vermieden.

Die Kisten werden dann ins Lager gestellt und belüftet. Die Kartoffeln sollen trocken sein oder durch die Belüftung abtrocknen. Während der Wundheilungsphase, die zwei Wochen bei 15 Grad Celsius dauert, werden aufgetretene Verletzungen verkorkt. Danach wird in der Regel bei Speisekartoffeln auf die optimale Lagertemperatur abgekühlt (je nach Sorte unterschiedlich bei etwa vier Grad). Chips- oder Pommesware wird bei acht Grad gelagert, da bei niedrigeren Temperaturen durch eine erhöhte Entstehung von reduzierenden Zuckern  in der Knolle die Verarbeitungsprodukte (Pommes, Chips) sich durch den Zuckergehalt dunkel verfärben können. Somit sind Verarbeitungskartoffeln nur bedingt lagerfähig. Vor dem Auslagern und Sortieren muss auf eine Kerntemperatur der Knollen von zehn Grad angewärmt werden, da ansonsten die auftretenden Beschädigungen zu stark sind.


Letzte Aktualisierung 23.09.2021

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