Mohn

Ökologischer Mohnanbau

Mohn eignet sich gut für den Anbau im ökologischen Anbau und bei regionaler Vermarktung lassen auch einträgliche Gewinne damit erzielen. Mohn reagiert mitunter jedoch sehr empfindlich auf ertragswirksame Faktoren wie Stickstoff-Verfügbarkeit, Niederschlagsmenge oder Unkrautdruck. Daher gilt es bei Anbau von Mohn einiges zu beachten. Die Informationen wurden vom Projekt REGIO-Mohn erarbeitet.

Der Anbau von Mohn unterliegt dem Betäubungsmittelgesetz und ist daher genehmigungspflichtig. Die Bundesopiumstelle erteilt auf Antrag eine Anbauerlaubnis.

Standort

Tiefgründige und humusreiche, im Frühjahr schnell erwärmende Böden (Ackerzahl möglichst > 40) eignen sich besonders gut für den Mohnanbau. Auf Bodenverdichtungen, Verschlämmungen oder Beschattung durch Bäume reagiert Mohn empfindlich. Es ist darauf zu achten, steinarme Böden für den Anbau von Mohn zu nutzen (mechanische Unkrautregulierung). Böden mit guter Phosphor- und Kali-Versorgung sind zu bevorzugen.

Es sollten unbedingt Flächen gewählt werden, die kein hohes Unkrautpotential aufweisen. Besonders auf einen geringen Besatz mit Weißem Gänsefuß (Chenopodium album) ist zu achten.

Mohn akkumuliert Schwermetalle wie beispielsweise Cadmium. Bodenuntersuchungen können hier Aufschluss über hohe Ausgangsgehalte geben. Da bei niedrigen pH-Werten die Verfügbarkeit der Schwermetalle zunimmt, sollte bei Bodengehalten von Cadmium über 0,4 Milligramm pro Kilogramm Boden mit der landwirtschaftlichen Beratung Rücksprache gehalten werden.

Fruchtfolge

Als Vorfrucht eignen sich fast alle Kulturen. Der hohe Stickstoffbedarf von Wintermohn im zeitigen Frühjahr muss bei der Stellung in der Fruchtfolge beachtet werden. Es werden Anbaupausen von drei bis fünf Jahren empfohlen.

Sorten

In Deutschland ist nur der Anbau von morphinarmen Sorten möglich. Darunter fallen die Wintermohnsorte "Zeno Morphex" und die Sommermohnsorte "Viola", für die eine Verwendung von zertifiziertem Saatgut vorgeschrieben ist. Weiterhin ist die Sommermohnsorte "Mieszko" zugelassen, die jedoch aktuell nicht mehr vermehrt wird und für die demnach kein zertifiziertes Saatgut verfügbar ist. Alle drei Sorten sind Blaumohne. Weiß- oder grausamige Sorten sind derzeit in Deutschland nicht zugelassen.

"Zeno Morphex" ist eine lila blühende Sorte mit dunklem Basalfleck. Die Sorte wird im Schnitt bis 160 Zentimeter hoch, unter guten Anbaubedingungen auch bis 180 Zentimeter. Bei ausreichend Standraum kann eine Pflanze bis zu zehn Triebe ausbilden. Wintermohn bildet vor Winter eine bodennahe Rosette und geht günstigenfalls mit acht Laubblättern in den Winter. Die Sorte "Viola" wächst als Sommermohnsorte tendenziell aufrechter und bildet keine flache Rosette aus. Sie ist mit 120 bis 160 Zentimetern meist kleiner als der Wintermohn. Je nach Bestandesdichte bildet sie ein bis fünf Triebe und verzweigt erst im oberen Drittel der Pflanzen. "Viola" blüht helllila mit dunkellila Basalfleck. Während "Viola" noch bis Ende April gesät werden kann, reagiert "Mieszko" positiv auf einen frühen Saatzeitpunkt im Kurztag mit guter Bestockung. Die polnische Sorte "Mieszko" blüht rot bis rosa mit einem hellrosa Basalfleck.

Als Langtagpflanze geht Mohn ab Ende April (Wintermohn) beziehungsweise Anfang Mai (Sommermohn) in die Schossphase. Die Blühdauer beträgt zehn bis 14 Tage. Wintermohn geht Ende Mai in die Blüte, Sommermohn je nach Saatzeitpunkt ab Ende Juni. Die Tausendkornmasse schwankt bei allen drei Sorten zwischen 0,38 und 0,44 Gramm.

Bodenvorbereitung und Aussaat

Die Saatbettvorbereitung muss sehr sorgfältig durchgeführt werden. Mohn benötigt ein feines, gut rückverfestigtes und ebenes Saatbett, dass eine gleichmäßig flache Saatgutablage ermöglicht. Mohn reagiert sehr empfindlich auf Bodenverdichtung und Verschlämmung.

Aussaattermin:

  • Wintermohn: Mitte bis Ende September
  • Sommermohn: Ende März – Mitte April

Als Langtagpflanze bestockt der Mohn im Kurztag. Daher werden für den Sommermohn oftmals frühe Saattermine ab Ende März empfohlen, damit der Mohn kräftige, stark verzweigte Einzelpflanzen entwickeln kann. Die Aussaat ist allerdings bis Mitte/Ende April möglich. Die gute Befahrbarkeit des Bodens für die Saatbettbereitung sollte dabei im Vordergrund stehen. Leichte Spätfröste verträgt der Mohn gut.

Der Wintermohn wird Mitte September gesät. Eine zeitigere Aussaat ist nicht zu empfehlen, da zu weit entwickelte Pflanzen durch Kälte und Schnee stärker geschädigt werden könnten.

Aussaatstärke: 0,8 bis 1 Kilogramm pro Hektar

Anzustrebende Bestandesdichten sind bei Wintermohn 60 bis 80 Pflanzen pro Quadratmeter und bei Sommermohn 80 bis 100 Pflanzen pro Quadratmeter. Das entspricht einer Aussaatstärke von 0,8 bis 1 Kilogramm pro Hektar. Bei höheren Bestandesdichten bilden sich oft zu schwache Einzelpflanzen aus.

Aussaattiefe: 0,5 bis 1,5 Zentimeter

Die Triebkraft der Mohnsamen ist gering, weshalb auf eine flache Ablage geachtet werden muss. Maßgeblich für die Saattiefe ist aber auch die Ablage an die wasserführende Schicht im Boden.

Gut geeignet für diese geringe Saatgutmenge und die exakte, flache Ablage sind Drillmaschinen für Feinsämereien oder Einzelkornsägeräte. Günstig sind nachlaufende Andruckrollen für eine gute Rückverfestigung der Saatreihe. Der Bodenschluss wird dadurch verbessert und ein rascher Feldaufgang ermöglicht.

Reihenabstand: 20 bis 50 Zentimeter

Da Mohn im ökologischen Anbau als Hackkultur geführt wird, sollte sich der Reihenabstand an der vorhandenen Hacktechnik orientieren. Günstig sind Reihenabstände von 30 bis 50 Zentimeter, die auch ein Anhäufeln der Pflanzen ermöglichen.

Unkrautregulierung

Mohn hat eine langsame Jugendentwicklung und reagiert deshalb sehr empfindlich auf Unkrautkonkurrenz. Im ökologischen Landbau müssen Mohnbestände deshalb gehackt werden, gegebenenfalls auch mehrmals.

Während in Wintermohn neben Klatschmohn und Kamille der Durchwuchs der Vorkultur die Bestandesetablierung gefährdet, ist es in Sommermohn vor allem der Weiße Gänsefuß, der zur Aussaat problematisch ist. Ein hoher Besatz an Weißem Gänsefuß ist außerdem zur Ernte ungünstig, weil er Feuchtigkeit ins Druschgut bringt und der kleine Samen des Gänsefußes sehr schlecht aus dem Erntegut gereinigt werden kann.

Mohn lässt sich in frühen Stadien nur mit Hohlschutzscheiben nah an der Reihe hacken, im späteren Verlauf ist das Hacken mit Winkelmesser, Scharhacken oder Häufelkörpern gut möglich. In der Reihe kann mit der Fingerhacke bis zum Schossen der Pflanzen gearbeitet werden. Vorsichtiges Striegeln ist vom (4 bis) 6-Blattstadium bis zum ersten Sichtbarwerden des Schosstriebs möglich.

Für Vorauflaufmaßnahmen (Blindstriegeln, Abflammen) sind meist keine ausreichenden Zeitfenster vorhanden. Bei günstigen Saatbedingungen und flacher Ablage kann der Mohn bereits nach sieben Tagen auflaufen.

Düngung

Mohn hat einen relativ hohen Nährstoffbedarf, aber ein geringes Nährstoffaneignungsvermögen.

Stickstoffdüngung (unter Berücksichtigung des Bodenvorrats): 80 Kilogramm Stickstoff pro Hektar gestaffelt – 2/3 zur Saat und 1/3 im 4- bis 6-Blattstadium bei Sommermohn. Bei Wintermohn sollte im Frühjahr zur Bestockungsphase im April ausreichend Stickstoff zur Verfügung stehen. Mit der Stickstoffversorgung sollte auch auf ausreichend pflanzenverfügbaren Schwefel geachtet werden.

Mohn weist einen hohen Borbedarf auf, bei Mangel ist eine Gabe von 100 Gramm Bor pro Hektar beispielsweise als Blattdüngung zu empfehlen. Besonders bei hohen pH-Werten kann es zu schlechter Verfügbarkeit von Bor kommen.

Pflanzenschutz

Von den pilzlichen Krankheitserregern ist vor allem der Falsche Mehltau erwähnenswert, der besonders bei Wintermohn auftritt, bei Beständen mit hoher Stickstoffversorgung. Schadinsekten sind vor allem Blattläuse, wie die Schwarze Bohnenlaus, die quasi den Mohnanbau begleiten. Im ökologischen Anbau stehen keine Regulierungsmaßnahmen zur Verfügung.

Ernte

Sobald die Samen in den Kapseln beim Schütteln rascheln, ist der optimale Erntezeitpunkt des Mohns erreicht. Bei Sommermohn kommt es bei Niederschlägen in der Ausreifezeit oft zur Bildung von Nachtrieben. Wichtig ist, dass zur Ernte alle Kapseln ausgereift sind, um Fehlaromen, Alkaloid-Kontaminationen und Feuchtigkeit im Erntegut zu verhindern. Die zur Verfügung stehenden Sorten sind sogenannte Schließmohne, die nicht ausfallen und demnach bis zur vollständigen Reife auf dem Feld stehen können.

Druschreife: Wintermohn ab Mitte Juli, Sommermohn ab Mitte/Ende August

Meist wird Mohn mit einer Feuchte von etwa neun Prozent gedroschen. Beim Drusch wird ein möglichst hoher Anteil an Kapselteilen und Beimengungen (wie Unkräuter) angestrebt, um den Verlust von Mohnsamen gering zu halten. Aus diesem Grunde muss der Mohn nach dem Drusch zügig vorgereinigt und anschließend kalt belüftet oder bei maximal 30 °C getrocknet werden, um lagerstabil zu sein. Es ist auch möglich, erst zu belüften und dann vorzureinigen.

Mähdreschereinstellung:

  • Dreschkorb nicht zu weit öffnen! Nur so weit öffnen, dass die Kapseln gerade noch zerschlagen werden.
  • Drehzahl der Dreschtrommel reduzieren (auf 400-500 U/min.).
  • Reinigung (Schüttler und Wind) so einstellen, dass viele gebrochene Kapselteile im Ernteprodukt verbleiben, um ein Quetschen der Mohnsamen an Schnecken und Elevatoren zu vermeiden. Die groben Verunreinigungen lassen sich beim ersten Reinigungsgang leicht entfernen.
  • Wind auf ein Minimum reduzieren.
  • Zügig fahren.
  • Verluste auf dem Acker überprüfen!

Zum Einlagern in BigBags oder Säcken sollte der Mohn vorgereinigt sein und eine Restfeuchte zwischen sechs und acht Prozent haben.

Die Erträge schwanken stark, da Mohn sehr sensibel auf ertragswirksame Faktoren wie Stickstoff-Verfügbarkeit, Niederschlagsmenge oder Unkrautdruck reagiert. Sie liegen im Mittel der Jahre zwischen 0,6 und 1,5 Tonnen pro Hektar.

Aufbereitung

Für viele Abnehmer ist eine hohe Reinheit der Rohware von großer Bedeutung. Daher sollte mit Spezialfirmen kooperiert werden, die über entsprechende Aufbereitungstechnik verfügen. Für Backwaren wird eine Reinheit der Saat von 99,95 Prozent gefordert, für die Ölpressung sind 99,5 Prozent ausreichend. Die Qualitätsanforderungen sind in den jeweiligen Produkt-Spezifikationen der Verarbeiter einzusehen.

Weiterführende Literatur

  • Dobos, G., Lohwasser, U., Schliephake, E., Schmatz, R. Mohn (Papaver somniferum L.) In Handbuch des Arznei- und Gewürzpflanzenanbaus, Band 5 Saluplanta e.V., Eigenverlag: Bernburg, 2012.
  • Quelle für das Anbautelegramm: Mohn-Telegramm: Prof. Dr. K. Schmidtke (2006). FibL e.V.

Versuchsergebnisse und Informationsmaterial

Kontakt Bundesopiumstelle

Bundesopiumstelle

Saatgutbezug

Ökologische Landwirtschaft Marold
Hauptstraße 7
99955 Mittelsömmern
Telefon:  036 04 1 / 57 67 6

Projekt REGIO-Mohn

Mehr Informationen zu den Ergebnissen des Projekts REGIO-Mohn finden sie auf der Projekt-Webseite von Ökoplant e. V.

Ansprechpartnerinnen:  Hanna Blum (hblum@uni-bonn.de)

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Letzte Aktualisierung 12.04.2021

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