Ökologischer Buchweizenanbau

Ökologischer Buchweizenanbau

Buchweizen ist eine Kulturart, die für den ökologischen Anbau ideal geeignet ist: Das Pseudogetreide stellt geringe Ansprüche an Boden und Nährstoffversorgung, kennt nahezu keine Krankheiten und Schädlinge und ist durch die schnelle Jugendentwicklung und Bodenbedeckung in der Lage, Unkräuter hervorragend zu überwachsen. Buchweizen bereichert zudem die Fruchtfolge und bietet Insekten Nektar und Pollen zu einer Zeit, in der sonst nicht viel blüht.

Buchweizen gehört wie Amaranth oder Quinoa zu den sogenannten Pseudogetreidearten. Deren Samen werden oft ähnlich verwendet und verarbeitet wie Getreide, botanisch gehören sie jedoch zu einer anderen Familie. Buchweizen zählt zur Familie der Knöterichgewächse (Polygonaceae), zu der sonst nur sehr wenige Kulturarten gehören.

In Europa werden überwiegend zwei Arten von Buchweizen kultiviert: Der Echte oder Gewöhnliche Buchweizen (Fagopyrum esculentum) und der Tatarische Buchweizen (Fagopyrum tataricum).

Der Echte Buchweizen wird wegen seiner großen und gut schälbaren Körner gerne als Speisebuchweizen verwendet. Als Fremdbefruchter ist er auf eine gute Bestäubung durch Insekten angewiesen. Der Tatarische Buchweizen dagegen ist Selbstbefruchter. Er bildet nur kleine Körner, die sich nicht gut schälen lassen, und ist daher nicht so gut geeignet als Lebensmittel für die menschliche Ernährung. Im Gegensatz zum Echten Buchweizen entwickelt der Tatarische Buchweizen aber kräftigere Pflanzen mit mehr Blattmasse. Daher wird er gerne als Gründüngungspflanzen im Zwischenfruchtanbau verwendet.

Die im Folgenden gemachten Angaben beziehen sich in der Hauptsache auf den Echten Buchweizen.

Gewinnt eine fast vergessene Kultur wieder an Bedeutung?

Vom 16. bis zum 19. Jahrhundert war Buchweizen in Deutschland noch ein bedeutendes Nahrungs- und Futtermittel. Mit fortschreitender Intensivierung der Landwirtschaft wurde er dann jedoch immer mehr verdrängt. Erst in den letzten 20 Jahren rückt Buchweizen aufgrund sich ändernder Ernährungsgewohnheiten wieder in den Fokus. Heute gilt er als ausgesprochen wertvolles Lebensmittel und ist vor allem für Menschen mit einer Glutenunverträglichkeit (Zöliakie) eine Alternative zu Getreidemehl.

Aber auch in der (ökologischen) Tierernährung kann Buchweizen zukünftig eine Rolle spielen. Denn er enthält qualitativ hochwertiges Eiweiß mit einem günstigen Aminosäuremuster und kann somit heimische Eiweißfuttermittel wie Erbsen oder Ackerbohnen sinnvoll ergänzen. Sowohl die Landwirtschaftskammer Niedersachsen als auch das Schweizer Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) haben dazu bereits Untersuchungen gemacht:

Laut Agrarmarkt-Informations-Gesellschaft (AMI) hat die Anbaufläche für Bio-Buchweizen in den letzten Jahren stark zugenommen. Allein zwischen 2020 und 2022 ist die Fläche von 1.600 Hektar auf 4.100 Hektar gewachsen. Der Anbauschwerpunkt liegt in Brandenburg, wo 2022 auf 1.500 Hektar Bio-Buchweizen angebaut wurde.

Insgesamt ist die Anbaufläche in Deutschland jedoch so gering, dass der weitaus überwiegende Teil an Buchweizen importiert werden muss. 2022 lag die Importmenge bei rund 6.700 Tonnen. Das meiste aus Polen und Russland.

Buchweizen ideal geeignet für den Öko-Anbau?

Pflanzenbaulich ist Buchweizen für ökologisch wirtschaftenden Betriebe höchst interessant: Seine Ansprüche an den Boden sind sehr gering und auch in Sachen Nährstoffversorgung ist er sehr genügsam. Buchweizen kennt nahezu keine Krankheiten und Schädling und ist durch seine schnelle Jugendentwicklung und gute Bodenbedeckung in der Lage, Unkraut gut zu unterdrücken. Auch bei der Nematodenbekämpfung zeigt Buchweizen positive Wirkungen, denn durch den Buchweizenanbau wird der Entwicklungszyklus der Nematoden durchbrochen.

Ein weiterer Pluspunkt ist die lange intensive Blütezeit von rund sechs Wochen. Damit bietet Buchweizen zahlreichen Insekten wertvollen Nektar und Pollen – und zwar in einer Zeit, in der sonst nur wenig blüht.

Standort

Buchweizen bevorzugt leichte, sandige und mäßig feuchte Böden. Er gedeiht aber auch an extremen Standorten wie zu Beispiel auf sauren Moorböden oder flachgründigen Mittelgebirgsböden. Buchweizen gilt allgemein als trockentolerant. Was er nicht mag, sind staunasse und verdichtete Standorte.

 Fruchtfolge

Wegen seines geringen Nährstoffanspruchs steht Buchweizen optimal nach Kulturen, die wenig Reststickstoff hinterlassen, wie zum Beispiel Getreide. Da Buchweizen den Acker unkrautfrei und im Zustand einer guten Bodengare hinterlässt, gilt er als ideale Vorfrucht. Wegen seiner nematodenunterdrückenden Wirkung ist er außerdem eine beliebte Nematodenfeindpflanze.

Was ist bei der Aussaat zu beachten?

Buchweizen gilt als sehr kälteempfindlich und keimt erst ab Temperaturen von acht Grad Celsius. Deswegen ist eine Saat erst nach den Eisheiligen ab Mitte Mai zu empfehlen. Wegen der relativ kurzen Vegetationszeit von nur 14 bis 18 Wochen hat die Kultur auch bei einer Saat um Mitte Juni noch Zeit genug, sich gut zu entwickeln und ausreichend hohe Erträge zu liefern.

Als Saatmenge werden 60 bis 80 Kilogramm pro Hektar empfohlen. Die Saattiefe sollte zwischen zwei und drei Zentimeter betragen. Gesät werden kann mit einer üblichen Getreidedrillmaschine.

Neben der Kornnutzung kann Buchweizen auch als Sommerzwischenfrucht zur Gründüngung verwendet werden. Dabei dient der Buchweizen als Stickstofffänger und bietet einen guten Erosionsschutz. Der Tatarische Buchweizen liefert im Gegensatz zum Echten Buchweizen mehr Pflanzenbiomasse und ist winterfest.

Gibt es verschiedene Arten von Buchweizen-Saatgut?

Es gibt verschiedene Buchweizensorten am Markt, einige auch aus ökologischer Vermehrung. Infos zur generellen Verfügbarkeit von Öko-Saatgut gibt es auf organicXseeds.de.

Wie eine Studie der Universität Hohenheim zeigen konnte, liegen Sorten mit einem determinierten Blütentyp (siehe Infokasten) in Sachen Ertrag und Tausendkorngewicht vorne. Fast alle diese Sorten kommen jedoch aus Russland beziehungsweise Osteuropa und sind laut der Uni Hohenheim derzeit nur schwer verfügbar.

Vergleich: Determinierte versus indeterminierte Sorten?

Buchweizen zählt prinzipiell zu den sogenannten indeterminierten Pflanze. Das heißt, es werden fortlaufend neue Blütenstände generiert, während die alten schon abreifen. Dies führt dazu, dass bei der Ernte oft ein Kompromiss gefunden werden muss, zwischen noch grünen Blütenteilen und bereits ausfallenden Früchten.

In Osteuropa beziehungsweise Russland, wo Buchweizen eine bedeutende Kulturart darstellt, hat intensive Züchtungsarbeit zu Sorten mit determinierten Blütentypen geführt. Solche Sorten reifen deutlich homogener und zum Teil auch früher ab.

Düngung bei Buchweizen?

Wegen der geringen Nährstoffansprüche und dem guten Nährstoffaneignungsvermögen ist eine Düngung bei Buchweizen in der Regel nicht notwendig.

Unkrautregulierung

Aufgrund einer schnellen Jugendentwicklung und raschen Bodenbedeckung ist die Gefahr der Verunkrautung gering.

Allerdings kann Durchwuchs-Buchweizen selbst zu einer Verunkrautung in der Folgekultur führen. Das ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die Samen ungleichmäßig keimen und einige Samen eine ausgeprägte Keimruhe besitzen.

Krankheiten und Schädlinge

Krankheiten und Schädlinge treten bisher sehr selten auf.

Ernte

Bei einer Aussaat Mitte Mai kann meist zwischen Ende August und Ende September geerntet werden. Wegen der ungleichmäßigen Abreife – vor allem bei indeterminierten Sorten – ist die Festlegung eines idealen Erntetermins bei Buchweizen recht schwierig. Geerntet werden sollte nach Möglichkeit, wenn 70 bis 80 Prozent der Samen reif sind.

Da die Samen des Buchweizens sehr locker sitzen und leicht ausfallen, müssen beim Mähdrescher die Dreschtrommel und das Gebläse niedriger eingestellt werden als für Getreide.

Die Ertragsleistung von Buchweizen variiert in einem weiten Bereich zwischen 0,5 und 3 Tonnen je Hektar. Da Echter Buchweizen ein Fremdbefruchter ist, können Bienenstöcke in der Nähe der Buchweizenflächen den Ertrag deutlich steigern.

Lagerung und Verarbeitung

Die Feuchtegehalte des Ernteguts liegen mit 25 Prozent und mehr recht hoch. Daher sind eine sofortige Reinigung und Trocknung nach der Ernte unabdingbar. Getrocknet werden sollte schonend, bei 30 bis 40 Grad Celsius – bis auf einen Restfeuchtegehalt von 12 bis 14 Prozent.

Vermarktung

Die Nachfrage nach Produkten aus Buchweizen steigt. Zudem legt der Bio-Großhandel zunehmend Wert auf Ware aus Deutschland. In der Regel wird Buchweizen zu Mehl, Flocken, Grütze oder Kernen verarbeitet.

Eines der Hauptprobleme bei der Vermarktung von Buchweizen ist es, eine (ökozertifizierte) Mühle zu finden, die Buchweizen schälen und verarbeiten kann. Öko-Landwirtinnen und -Landwirte müssen daher mitunter lange Transportwege in Kauf nehmen.


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Letzte Aktualisierung 10.01.2024

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