Eine wichtige Rolle für den über die Jahre kontinuierlichen Anstieg spielen staatliche Vorgaben: Das EGALIM-Gesetz schreibt unter anderem vor, dass öffentliche Einrichtungen bei ihrer Verpflegung ab dem Jahr 2022 (mindestens) 20 Prozent Bio-Produkte einsetzen. Grundlage für die Berechnung sind die Netto-Einkaufspreise der Lebensmittel über ein Jahr inklusive Getränke. Noch erreichen nicht alle Schulen, Kitas, Kliniken und andere Kantinen dieses Ziel. "Trotzdem war und ist das EGALIM-Gesetz eindeutig ein wichtiger Treiber für die Einführung von Bio-Produkten in der Gemeinschaftsverpflegung", weiß Dr. Burkhard Schaer, Geschäftsführer des Ingenieurbüros Ecozept. Ab dem 1. Januar 2024 gilt diese 20-Prozent-Marke auch für die private Gemeinschaftsverpflegung. Das dürfte nochmals dazu beitragen, den Bio-Anteil auf den Tellern der Kantinen zu erhöhen. Nach einer von Ecozept im Jahr 2023 durchgeführten Befragung ist das EGALIM-Gesetz für die Verantwortlichen in den Großküchen der wichtigste Grund, sich für Bio zu entscheiden.
Politische Ziele und bioregionale Beschaffungsplattformen
Viele für die öffentlichen Kantinen zuständigen Verwaltungseinheiten auf verschiedenen Ebenen (Kommunen, Departments, Regionen) verfolgen beim Bio-Einsatz noch ehrgeizigere Ziele als die nationalen Vorgaben. Positiv wirkt sich dabei aus, dass Ganztagesschulen in Frankreich eine viel längere Tradition haben. Die Strukturen für die Bio-Beschaffung in Frankreich haben sich seit vielen Jahren auf diesen Markt angepasst, wissen Camille Lacour und Michael Böhm von Ecozept.
In vielen Regionen Frankreichs gründeten sich zahlreiche regionale Bio-Erzeugergemeinschaften, die sich auf die Nachfrage der Außer-Haus-Verpflegung spezialisiert haben. Meist sind das Genossenschaften, die das Bio-Angebot bündeln, im Bereich der Verarbeitung nach Lösungen suchen und regionale Lieferketten aufbauen. Über eine Karte und die Postleitzahl finden interessierte Küchen auf einer Webseite in fast allen Regionen eine Beschaffungsplattform in ihrer Nähe. Beim digitalen Anspruch dieser Plattformen ist noch Luft nach oben – aber es gibt sie. Und inhaltlich ist der Anspruch konsequent: 100 Prozent Bio, lokal und saisonal.