Rückstände von Pflanzenschutzmitteln stellen die Öko-Branche immer wieder vor Probleme. Immer mehr Studien weisen auf eine ubiquitäre Belastung der Umwelt mit Pflanzenschutzmitteln hin. Ist es also überhaupt noch möglich komplett rückstandsfreie Ware zu erzeugen?
Im Jahr 2021 sind 1774 verschiedene Wirkstoffe als chemisch-synthetische Pflanzenschutzmitteln in Deutschland zugelassen. Gesetzlich gelten nach den EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau die gleichen Grenzwerte für Rückstände von Pflanzenschutzmitteln wie für die konventionelle Lebensmittelwirtschaft. Häufig werden jedoch in privatrechtlichen Lieferverträgen Orientierungswerte ausgehandelt, was Lebensmittel verarbeitende Unternehmen zunehmend vor Herausforderungen stellt. Denn innerhalb der Wertschöpfungskette entstehen bei Nichteinhaltung und durch zusätzliche aufwendige Warenüberprüfungen hohe Kosten. Zudem wird das ohnehin schon knappe Rohstoffangebot dadurch verschärft.
Gesetzlich unterschiedlich interpretierbar
In den EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau ist der Begriff "Anwesenheit" von unerlaubten Stoffen nicht weiter definiert. Erst wenn chemisch-physikalische Nachweismethoden Rückstände finden, kann von einem nachweisbar kontaminierten Lebensmittel gesprochen werden.
Es gibt bereits Länder, die für einzelne Stoffe einen Grenzwert eingeführt haben, der eine Hintergrundbelastung miteinberechnet. So gilt in den USA zum Beispiel ein Grenzwert von 0,05 Milligramm je Kilogramm für Glyphosat, da die Hintergrundbelastung mit Glyphosat dort inzwischen so hoch ist, dass ein Wert unterhalb dieser Grenze auch ohne aktive Anwendung des Mittels kaum erreicht werden kann. In Europa gibt es eine solche Regelung aktuell jedoch nicht. Hier gilt, dass bei jedem Befund im Einzelfall untersucht werden muss, ob ein Verstoß gegen die Verordnung vorliegt.
Langzeitstudie über Rückstände von Pflanzenschutzmitteln
Auf die Problematik der dauerhaften Belastung der Natur durch Pflanzenschutzmittel sowie der Belastung von ökologischen Flächen durch konventionellen Landwirtschaftsmethoden, möchte auch das Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft e.V. aufmerksam machen und hat deshalb eine Studie dazu in Auftrag gegeben. Die von 2014 bis 2018 durch TIEM – Integrierte Umweltüberwachung GbR durchgeführte Studie "Biomonitoring der Pestizid-Belastung der Luft" untersuchte an 47 verschiedenen Standorten in Deutschland auf Pflanzenschutzmittelrückstände und wies über 100 Wirkstoffe nach. Egal, ob die Messstation in einer landwirtschaftlichen Region, einem Naturschutzgebiet oder einer Großstadt stand. Zur Erfassung einer Immissionsbelastung der Wirkstoffe wurde das Luftgüte-Rindenmonitoring eingesetzt. Bei dem Verfahren werden Probenahmen der äußeren Rinde von Bäumen genommen.
Pendimethalin, DDT und Glyphosat
Der in der Studie am häufigsten und mit den höchsten Konzentrationen gefundene Wirkstoff war Pendimethalin. Der Anbauverband Bioland verlangt bereits ein Verbot von Pflanzenschutzmitteln mit diesem Wirkstoff, da biologisch betriebene Felder damit oft kontaminiert werden, was zu aufwendigen Untersuchungen und ökonomischen Schäden für den Betrieb führt. Dichlordiphenyltrichlorethan (DDT) erzielte die zweithöchste Konzentration an Rückständen in der Studie, obwohl dieses seit dem Jahr 1972 in Deutschland verboten ist. Und auch Glyphosat wurde an den Messstationen häufig gefunden.