Um die angestrebten Ausbauziele des Ökolandbaus zu erreichen, muss auch die Nachfrage nach heimischen Bio-Produkten wachsen. Um dies zu erreichen, setzen viele Akteurinnen und Akteure auf den verstärkten Einsatz von biologischen Lebensmitteln in öffentlichen Kantinen. So ist es auch ein wichtiges Ziel der neuen Bio-Strategie 2030 des Bundes, dass über die Außer-Haus-Verpflegung eine zusätzliche Nachfrage nach heimischen Bio-Produkten generiert wird.
Aber wie groß ist denn überhaupt der Nachfrageimpuls, den die AHV theoretisch bei einer Bio-Umstellung oder Steigerung des Bio-Anteils leisten kann? Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Hochschulen Reutlingen und Rottenburg am Neckar haben im Rahmen des Forschungsprojekts ÖkoTrans dazu eine Potenzialanalyse für die öffentliche Außer-Haus-Verpflegung in Baden-Württemberg durchgeführt.
Im ersten Schritt dieser Überschlagsrechnung wurde die Anzahl der Essen in öffentlichen Einrichtungen im Südwesten ermittelt.
Anzahl der Essen in öffentlichen Einrichtungen in Baden-Württemberg pro Jahr
Einrichtung | Essen im Jahr |
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Kitas | 31.806.452 |
Ganztagesschulen (Primär- und Sekundärstufe) | 46.157.787 |
Hochschulen | 11.527.425 |
Öffentliche Betriebe | 28.212.720 |
JVA (3 Essen am Tag) | 6.471.192 |
Krankenhäuser (3 Essen am Tag) | 40.606.020 |
Reha (3 Essen am Tag) | 4.263.168 |
Pflegeheime (3 Essen am Tag) | 9.018.075 |
Summe | 178.062.838 |
Quelle: zitiert nach Forschungsprojekt ÖkoTrans 2023
Für vier Produktgruppen wurde dann errechnet, welche verzehrfähigen Mengen in diesen Einrichtungen pro Jahr benötigt werden: Für Getreide, Kartoffeln, Gemüse und Hülsenfrüchte. Zugrunde gelegt wurden dabei die Speiseplan-Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Auf der Basis durchschnittlicher Erträge und Verluste bei Ernte sowie bei der Sortierung und Verarbeitung hat das Forschungsteam die theoretisch notwendige zusätzliche Öko-Anbaufläche errechnet, um diese Nachfrage-Steigerung dann aus heimischen Quellen zu bedienen. Und zwar für zwei Szenarien: Wenn die Küchen die genannten Lebensmittel zu 30 Prozent auf Bio umstellen und wenn sie diese Lebensmittel zu 100 Prozent in Bio-Qualität einsetzen.
Mehrbedarf an Öko-Flächen durch Bio-Umstellung in öffentlichen Kantinen
| Prozentuale Steigerung **) der aktuellen Fläche bei einem Wareneinsatz von: |
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| Ökologische Anbaufläche BW *) | 30 Prozent Bio-Produkte | 100 Prozent Bio-Produkte |
Getreide | 35.526 Hektar | 3 Prozent | 9 Prozent |
Kartoffeln | 737 Hektar | 14 Prozent | 47 Prozent |
Gemüse | 2.020 Hektar | 18 Prozent | 61 Prozent |
Hülsenfrüchte | 5.440 Hektar | 10 Prozent | 33 Prozent |
Quellen: *) Statistisches Landesamt Baden-Württembergund Landesanstalt für Landwirtschaft, Entwicklung und Ländlicher Raum Schwäbisch Gmünd (2020), **) Berechnungen ÖkoTrans (pers. Mitteilung 2023)
Lesebeispiel: Bei einem Bio-Anteil von 30 Prozent in öffentlichen Küchen müsste die Öko-Ackerfläche für Kartoffeln im Südwesten um 14 Prozent steigen. Wenn alle Küchen nur noch Bio-Kartoffeln einsetzen, muss die bereits vorhandene Öko-Fläche für Kartoffeln um 47 Prozent wachsen, um diesen Bedarf rechnerisch zu befriedigen.