Schafwolle

Wohlig warm mit Wolle vom Bio-Schaf

Atmungsaktiv, flauschig, wärmend und noch dazu aus Naturfasern – so wünschen sich viele Verbraucherinnen und Verbraucher ihre Winterbekleidung. Wolle von deutschen Bio-Schäfereien erfüllt all diese Anforderungen und es gibt sie reichlich. Im Gegensatz zu Schafwolle aus Neuseeland oder Australien hat sie keine weiten Transportwege hinter sich.

Gut für Natur und Schäfereien

In jeder Schäferei fällt automatisch Wolle bei der Erzeugung von Schafmilch und Lammfleisch an. "Das Scheren der Schafe im Frühjahr bereitet zusätzlich Mühe, die sich für die Schäfereien eigentlich nur rechnet, wenn sie die Wolle verkaufen können", erklärt Andreas Kern, gelernter Schäfer und Berater für Schaf- und Ziegenhaltung beim Bioland e.V. Bio-Wolle lässt sich für Textilien, aber neuerdings auch als nachhaltiger Gartendünger einsetzen.

Wer Wollprodukte heimischer Herkunft kauft, hilft nicht nur einem bedrohten Berufsstand, sondern nützt auch dem Naturschutz. "Dank der traditionellen Wanderschäferei haben Kulturlandschaften wie die Lüneburger Heide oder die Schwäbische Alb über Jahrhunderte hinweg ihren ursprünglichen Charakter bewahren können", erläutert der Bio-Schafexperte. Denn die Schafe halten die Wiesen kurz und  bewahren so die offene Landschaft davor, zu verbuschen und dadurch sonnenliebende Arten wie etwa Heide, Orchideen und Silberdistel zu verdrängen. Einigen engagierten Bio-Schäfereien ist es auch zu verdanken, dass alte Rassen wie etwa das Rhönschaf oder das Coburger Fuchsschaf hierzulande erhalten bleiben.

Bio-Wolle muss vom Bio-Schaf stammen

Natürlich muss Bio-Wolle auch von Bio-Schafen stammen. Welche Anforderungen der Wolle liefernde Ökobetrieb bei der Haltung und Fütterung seiner Bio-Schafe zu erfüllen hat, regeln im Detail die EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau und die Richtlinien der Öko-Anbauverbände. Bio-Schäfereien sorgen dafür, dass ihre Tiere ihre natürlichen Bedürfnisse ausleben können. Dazu gehört zum Beispiel, dass Bio-Schafe ausreichend Auslauf, frische Luft und Tageslicht bekommen. Im Sommer fressen sie frisches Gras, im Winter Heu oder Silage - alles aus ökologischem Anbau. Nur in der Bio-Wwanderschäferei ist es zulässig, dass die Schafe zu zehn Prozent auf konventionellen Flächen grasen. Sonst können sie ihren Job als Landschaftspfleger in Naturschutzgebieten nicht machen. Wie bei anderen Bio-Tieren auch ist der Einsatz von Medikamenten stark reglementiert.

Qualitätsstandards für Naturtextilien

Erst in verarbeiteter Form, also nach dem Waschen, Kämmen und Spinnen, eignet sich Wolle zum Stricken, Häkeln oder Weben.  Auch wenn die Wolle von Bio-Schafen stammt, muss sie nicht zwangsläufig naturbelassen oder pflanzengefärbt sein. Denn Vorgaben für den Wollverarbeitungsprozess sind in den EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau und den Richtlinien der Öko-Anbauverbände nicht enthalten. Dafür liefern eigens für den Naturtextilsektor entwickelte Qualitätsstandards Anhaltspunkte für eine möglichst umweltverträglich hergestellte Wolle – vom Schaf bis zum Verkauf. Wegweisend sind hier der Richtlinienkatalog des internationalen Verbands der Naturtextilwirtschaft e.V. (IVN) sowie der Global Organic Textile Standard (GOTS). Beide beinhalten umfangreiche Anforderungen an möglichst umweltverträglich hergestellte Kleidung, Wollfasern und sonstige Textilfasern. Beim IVN-Siegel "Naturtextil Best" müssen 100 Prozent der Wollfasern aus kontrolliert biologischer Tierhaltung stammen, beim GOT-Standard 70 Prozent.

Unzulässige Zusätze

Welche Zusätze und Verfahren im Einzelfall zum Einsatz kommen dürfen, hängt vor allem vom Verwendungszweck der Wolle ab. Für Handstrickwolle ist vorrangig der GOT-Standard relevant. Verboten sind hier problematische Zusätze wie zum Beispiel toxische Schwermetalle in Wollfarben, Formaldehyd und aromatische Lösungsmittel. Zudem schreibt der GOT-Standard vor, dass Bio-Wolle mit Sauerstoff statt mit Chlor gebleicht wird.

Der IVN geht bei seinem Siegel "Naturtextil Best" in manchen Punkten über den GOT Standard hinaus: Grundsätzlich sind keine Substanzen zulässig, die gemäß dem Global Harmonisierten System (GHS) der Vereinten Nationen als umweltschädlich und gesundheitsgefährdend eingestuft sind. Darüber hinaus verbietet der IVN explizit bestimmte, besonders bedenkliche Substanzen beziehungsweise schränkt deren Einsatz stark ein. Dazu zählen primär Halogen-Verbindungen.

Breite Pflanzenfarbpalette

Viel Chemie vermeiden lässt sich beim Färben. So hat sich die in der Nähe von Osnabrück ansässige Woll-Manufaktur Filges auf Naturfarben spezialisiert. Sie färben die Bio-Wolle unter anderem mit Birkenblättern, Zwiebelschalen, Indigoblättern, Walnussschalen oder Cochenille, einem aus Läusen gewonnenem roten Farbstoff. "Dabei sind der Farbenvielfalt keine Grenzen gesetzt, denn durch Überfärbungen können wir fast alle Farben produzieren", sagt Kathrin Filges, die seit rund dreißig Jahren Wolle von Bioschäfereien aus der Region färbt. Die Farbstoffe bezieht die niedersächsische Bio-Wollverarbeiterin von einem Arzneipflanzen- und Gewürzkräuteranbieter, der die Pigmente sorgfältig auf etwaige Rückstände hin untersucht.

Neben pflanzengefärbter Wolle gibt es aber auch Bio-Wolle mit chemischen Farbstoffen.GOTS- oder IVN-zertifizierte Färbereien verzichten auf Azofarbstoffe und auf schwermetallhaltige Farben (Ausnahme: bei GOTS sind Eisen und Kupfer erlaubt, beim IVN Best-Standard Eisen).

Hülle und Fülle zum Filzen und Stricken

Von naturfarbener Bio-Dochtwolle, Bio-Sockenwolle, pflanzengefärbter Bio-Bastel- und Bio-Handstrickwolle bis hin zu edler chemisch gefärbter Bio-Merinowolle reicht die Angebotspalette. Zu kaufen gibt es Bio-Wolle unter anderem bei Bio-Schäfereien mit dazugehörigem Hofladen und Onlineshop oder beim Umweltversandhändlern.


Ausgewählte Anbieter

(Diese Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wenn Ihr Angebot ebenfalls aufgenommen werden soll, melden Sie sich bitte unter info@oekolandbau.de.)

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