Oekolandbau.de: Wie genau hat die Stadt Freiburg die Ernährungsbildung im Vergabeverfahren verankert?
Siebenmorgen: Jeder Caterer muss die Schulen, die er beliefert, mit 20 Stunden pro Schule und Schuljahr bei der Ernährungsbildung unterstützen. Konkret heißt das: Das Catering-Unternehmen benennt landwirtschaftliche Betriebe aus der Region, von denen es Produkte bezieht und die sich für halb- oder ganztägige Besuche von Schulklassen eignen. Alternativ können die Kinder auch den Caterer in seiner Großküche besuchen oder ihn zu einem Kochkurs in die Schulküche einladen. Die Kinder sollen so erfahren, woher die Lebensmittel auf dem Teller der Schulmensa kommen, von wem und wie die Gerichte zubereitet werden und wie regionale Wertschöpfungsketten funktionieren.
Bei den Kindern und Jugendlichen kommen diese Hofbesuche meist sehr gut an. Praktisch organisiert werden sie in der Regel von der jeweiligen Schulkindbetreuung, vorwiegend im Rahmen der Ferienbetreuung.
Oekolandbau.de: Also nicht von den Lehrkräften?
Siebenmorgen: Aus unserer Sicht könnten das gerne auch Lehrerinnen und Lehrer organisieren und die Chance nutzen, um so die Themen Landwirtschaft und Ernährung in ihren Unterricht einzubauen. An manchen Schulen funktioniert das auch, an anderen jedoch weniger gut. Das kann an einer mangelnden Kommunikation zwischen der Schulkindbetreuung und den Lehrkräften liegen, am Zeitaufwand für die Organisation oder an anderen Gründen. So genau wissen wir das im Einzelfall nicht.
Oekolandbau.de: Führt die Integration der Ernährungsbildung in das Vergabeverfahren dazu, dass sich automatisch nur regionaler Catering-Unternehmen bewerben?
Siebenmorgen: Tatsächlich können sich auch Catering-Unternehmen aus anderen Bundesländern für so einen Auftrag bewerben, wenn sie eine entsprechende Kooperation mit landwirtschaftlichen Betrieben in der Region vorweisen können. Das Verfahren schließt also niemanden aufgrund der Lage des Betriebes aus. Aber aktuell stammen alle drei Caterer für die Schulverpflegung aus dem Raum Freiburg.
Oekolandbau.de: Welche Empfehlungen können Sie anderen Kommunen geben, die über Ausschreibungen das Speiseangebot an Schulen nachhaltiger gestalten wollen?
Siebenmorgen: Nach unseren Erfahrungen ist Vernetzung der goldene Schlüssel für den Erfolg. Noch vor Beginn eines Vergabeverfahren macht es Sinn, mit Catering-Unternehmen Markterkundungsgespräche zu führen. Was können diese in Sachen Bio und bei der Ernährungsbildung leisten?
Dieser Austausch, diese Gespräche sind sehr wichtig. Wir haben uns deshalb von Anfang an um eine Kommunikation auf Augenhöhe mit den Caterern bemüht.
Oekolandbau.de: Das heißt: Die Caterer bestimmen, was geht…?
Siebenmorgen: Nein, so kann man das nicht sagen. Wir hören uns die Sichtweise der Caterer an, aber setzen die Messlatte dann etwas höher. Am Ende geht es darum, eine Balance zwischen ambitionierten und realistischen Zielen zu finden. Im weiteren Prozess lassen wir niemanden allein. Wir begleiten die Catering-Unternehmen und die Schulen bei der Umsetzung, lassen auch mal Zeit zum Wachsen, organisieren Netzwerktreffen und führen auch bilaterale Feedback-Gespräche sowie Qualitätszirkel mit allen Beteiligten an den Schulen.