Kälberaufzucht im Biomilchviehbetrieb – kuhgebunden oder per Eimertränke

Kälberaufzucht im Bio-Milchviehbetrieb – kuhgebunden oder per Eimertränke

Im Rahmen des Forschungsprojektes "ProYoungStock" identifizierten Fachleute verschiedene kuhgebundene Kälberaufzuchtsysteme in acht Ländern und befragten die Betriebsleitung nach ihren Erfahrungen. Zudem untersuchten sie, ob Aufzuchtkälber hinsichtlich Tierwohl und Leistung von erhöhten Milchmengen bei Eimertränke profitieren.

Empfehlungen für die Praxis

Haltungssysteme in der kuhgebundenen Kälberaufzucht

  • Sollen Kuh und Kalb zweimal täglich Kontakt haben (restriktives System), wird ein Begegnungsbereich benötigt - etwa im Laufhof der Kühe, im Laufbereich zwischen Kuh- und Kälberstall (siehe Bild) oder im benachbarten Kälberstall.
  • Permanenter Kontakt zwischen Müttern und Kälbern lässt sich entweder in der Herde der laktierenden Kühe umsetzen (Achtung Kälbersicherheit!) oder in einem abgetrennten Stallbereich mit Melkstandzugang für die Kühe.
  • Eine ammengebundene Kälberaufzucht ist räumlich flexibel in einem separaten Stall oder Stallbereich ohne Melkstandzugang möglich.

Trennen und Absetzen in der kuhgebundenen Aufzucht

Um den Trennungsschmerz von Kühen und Kälbern gering zu halten und Gewichtsverluste bei Kälbern zu vermeiden, sollte das Trennen und Absetzen nicht abrupt erfolgen. Die Milchmenge und/oder die Kontaktzeit zwischen Kuh und Kalb sollte zunächst nach und nach verringert werden. Später erfolgt dann das Absetzen von der Milch bzw. die Trennung von der Mutter. Die graduelle Kontaktzeitverringerung kann dabei in vielen Fällen kombiniert werden mit der Strategie "erst Trennen, dann Absetzen" (Weitertränken an Eimer, Automat oder Amme) oder "erst Absetzen, dann Trennen" (mit Noseflaps).

Tränkemengen bei Eimertränke

Lange Zeit wurde empfohlen, Aufzuchtkälber restriktiv mit circa sechs bis sieben Liter Milch pro Tag zu tränken. Das entspricht etwa zehn Prozent des Körpergewichts. Kälber nehmen bei freier Verfügbarkeit aber bis zu 20 Prozent ihres Körpergewichts an Milch auf. Eine Erhöhung auf zehn Liter pro Tag per Eimertränke, also etwa 15 Prozent des Körpergewichts, führt zu höheren täglichen Zunahmen während der Tränkeperiode und höheren Kälbergewichten kurz vor und nach dem Absetzen. Es führte aber nicht unbedingt zu einer besseren Gesundheit und einer Verringerung des gegenseitigen Besaugens. Wahrscheinlich hängt das mit der Begrenzung auf die zweimal tägliche Tränkung am Eimer zusammen. Diese sollte überdacht werden.


Beim Stallbau für die kuhgebundene Kälberaufzucht ist es vorteilhalft, eine möglichst flexible Buchtenunterteilung und einen Kälberschlupf einzuplanen.
(Landwirtin in Praxisumfrage)


Informationen zum Projekt


Letzte Aktualisierung 29.03.2022

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