Unternehmen aus der Lebensmittelverarbeitung, Verpflegungsdienstleistung und dem Einzelhandel prägen den Lebensmittelmarkt und somit auch das Ernährungsverhalten der Verbraucherinnen und Verbraucher. Denn durch die Art und Nährwertzusammensetzung der Lebensmittel, die Auswahl ihrer Lieferantinnen und Lieferanten, die Erzeugungsmethoden und auch Verpackung und Vermarktung haben die Unternehmen Einfluss darauf, welches Produkt die Konsumentin oder der Konsument im Handel am Ende in den Einkaufswagen legt. Daher plant die EU-Kommission auch die Unternehmen selbst etwas genauer in den Fokus zu nehmen.
Nachhaltigkeit in der Unternehmensstrategie
Zum Beispiel soll es eine Initiative zur Verbesserung des Corporate-Governance-Rahmens geben. Dadurch soll die gesamte Lebensmittelindustrie verpflichtet werden, Nachhaltigkeit in die Unternehmensstrategie zu integrieren. Die Bio-Branche kann diese Verpflichtung als Chance nutzen, um zu zeigen, wie nachhaltiges Handeln aussehen kann. Heute schon engagiert sich zum Beispiel die Neumarkter Lammsbräu Gebr. Ehrnsperger KG auch für Themen außerhalb des eigenen Unternehmens. Sie fördert den ökologischen Landbau und die Artenvielfalt. Ein nachhaltiger Wasserschutz und eine agrogentechnikfreie Welt stehen ebenfalls auf der Agenda des Unternehmens.
Für ihr Engagement wurde ihr unter anderem der deutsche Corporate-Social-Responsibility-Preis in der Kategorie Biodiversitätsmanagement verliehen.
Verantwortungsvolle Unternehmens- und Marketingpraktiken
Weiterhin sollen die Lebensmittelindustrie und der Einzelhandel eine Vorreiterrolle für nachhaltiges Wirtschaften übernehmen. Beide Seiten sollen dazu beitragen den ökologischen Fußabdruck des Lebensmittelsystems zu verkleinern. Damit das gelingen kann, erarbeitet die Kommission im Rahmen des Aktionsplans einen Verhaltenskodex für verantwortungsvolle Unternehmens- und Marketingpraktiken.
Wie das heute schon umgesetzt werden kann, zeigt beispielsweise die BIOVEGAN GmbH. Das Unternehmen, das biovegane Backmischungen und Backzutaten herstellt, versucht unter anderem plastikfrei zu werden. "Wandel beginnt zuerst bei uns selbst, daher möchten wir als positives Beispiel für Unternehmen und Privatpersonen vorangehen", kommentiert Nicole Gärtner, die geschäftsführende Gesellschafterin, ihr Engagement in der unternehmenseigenen Pressemitteilung. Für die Arbeit erhielt BIOVEGAN die Auszeichnung National Winner des European Business Awards.
Produktneuformulierungen und Höchstgehalte für Nährstoffe
Die EU-Kommission will die Umstellung der Bevölkerung zu einer gesünderen Ernährung erleichtern. Dafür sollen die Rezepte für verarbeitete Lebensmittel angepasst werden. In Planung ist ebenfalls, Höchstgehalte für bestimmte Nährstoffe festzulegen. Die Idee, eine gesündere Ernährung der Bevölkerung zu fördern, wirkt sich sicherlich positiv auf den Absatz von Bio-Lebensmitteln aus. Allerdings kann es herausfordernd sein, die Nährstoffe und Produktformulierungen an die Forderungen der EU anzupassen, denn in ökologischen Lebensmitteln können nur sehr begrenzt Zusatzstoffe eingesetzt werden. So kann zum Beispiel Zucker nicht durch kalorienfreie Zuckerersatzstoffe ersetzt werden. Hier müssen die Öko-Lebensmittelhersteller innovative Rezepturen entwickeln, die auch ohne Höchstmengen von Fett, Salz oder Zucker den Geschmack der Verbraucherinnen und Verbraucher treffen. Neu kombinierte Geschmacksrichtungen können eine Alternative sein.
Umschwung bei Lebensmittelkontaktmaterialien
Lebensmittelverpackungen spielen im Hinblick auf die Nachhaltigkeit eines Produktes eine entscheidende Rolle. Deshalb will die Kommission diese ökologischer gestalten und wird einen Vorschlag zur Überarbeitung der entsprechenden EU-Rechtsvorschriften machen. Die Nachhaltigkeit eines Produktes ganzheitlich zu betrachten, spielt bei ökologischen Unternehmen schon lang eine wichtige Rolle. Die ökologische und nachhaltige Verpackung muss bei den meisten Produkten immer produktspezifisch ausgewählt werden. Zur besseren Orientierung, welche nachhaltigen Verpackungsmöglichkeiten in Frage kommen können, gibt es einen Leitfaden des Bundes ökologischer Lebensmittelwirtschaft (PDF-Datei) und das Biokunststofftool der Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller. Da viele Bio-Unternehmen bereits nachhaltige Verpackungen führen, bieten sie ihrer Kundschaft positive Kaufargumente. Der Teigwaren-Hersteller ALB-GOLD benutzt beispielsweise für einige seiner Nudelsorten eine umweltschonende Papiertüte. 2019 erhielt das Unternehmen dafür den deutschen Verpackungspreis in der Kategorie Nachhaltigkeit.