Natur pur im Schul-Nutzgarten

Natur pur im Schul-Nutzgarten

Wo gibt es eine bessere Möglichkeit, eigenhändig biologischen Pflanzenbau auszuprobieren, als im Schulgarten? Hier lassen sich die im Unterricht angesprochenen Aspekte des Ökolandbaus praktisch nachvollziehen. Die Schülerinnen und Schüler gewinnen durch die Arbeit im Schulgarten vertiefte Kenntnisse über die Vermehrung von Pflanzen und ihre Lebensgrundlagen. Sie beobachten die Pflanzen in ihrer Entwicklung. Bei der Pflege der Pflanzen erhalten die Kinder über einen längeren Zeitraum erste Einblicke in deren Lebensbedingungen (Keim- und Wachstumsbedingungen) und den jahreszeitlichen Rhythmus. Es werden nicht nur vielfältige Fertigkeiten und Fähigkeiten gestärkt, sondern auch das Planen und Durchführen eines gemeinsamen Vorhabens. Beim Anbau von Gemüse sollen die Kinder die einfachsten Grundlagen des Gartenbaus kennen lernen. Sie erleben hier unmittelbar, dass sich ihr Arbeitseinsatz lohnt. Reiche Ernteergebnisse fördern eine positive Einstellung zur körperlichen Arbeit.

Gemüsebeete mit einer Pflanzenart sind Monokulturen, welche die Artenvielfalt einschränken und die Gefahr der starken Schädlingsentwicklung in sich tragen. Der Anbau von Mischkulturen auf einem Beet vereinigt dagegen verschiedenartige Pflanzen, deren Nebeneinander bewusst gewählt wurde, da sich manche Pflanzen gegenseitig günstig beeinflussen. Mischkultur beachtet die unterschiedlichen Nährstoffansprüche der Pflanzen. Darüber hinaus gestatten Mischkulturen die ökonomische Nutzung der vorhandenen Flächen. Durch die Vielzahl der Pflanzen entwickelt sich auch die Kleintierwelt artenreicher.

Durch die Anlage eines Komposthaufens können die Schülerinnen und Schüler den natürlichen Stoffkreislauf vom Boden über die Pflanze zum Kompost und zurück auf das Beet praktisch erleben. Sie erfahren, wie wichtig im Naturgarten die Kompostierung ist und dass Kompost die natürliche Bodenfruchtbarkeit erhält und fördert.

Der vorgestellte Projektvorschlag ist kein Bioanbau nach den Vorgaben den EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau. Hierzu würden unter anderem Kreislaufwirtschaft sowie Zertifizierung und Anerkennung gehören. Der Projektvorschlag soll aber Lehrkräften, Schülerinnen und Schülern deutlich machen, wie die grundlegenden Vorgehensweisen für einen ökologischen Gartenbau aussehen. Er soll die Einsicht und Anerkennung dafür fördern, wie viel Arbeit, Sorgfalt und Expertenwissen bei der Erzeugung von Nahrungsmitteln nötig sind. Gleichzeitig soll damit die Wertschätzung von Lebensmitteln aus ökologischem Landbau steigen.

Unterrichtsskizze

Der Schulgarten ist ein ökologisches System, ein Netzwerk. Alle Teile sind miteinander verbunden: Erde, Pflanzen, verschiedene Insekten und Tiere sowie der Mensch. Außerdem natürlich Sonnenlicht und Wasser. Wie dieses Zusammenspiel funktioniert, erfahren die Kinder, wenn sie die Vorgänge in der Natur genau beobachten und sich beim Gärtnern nach ihnen richten. Wer mit der Natur arbeitet, wird Teil dieses Netzes und profitiert von ihm. Diese Vorgehensweise trägt zur Artenvielfalt bei, sorgt für einen lebendigen Boden und ermöglicht die Ernte von gesundem Obst und Gemüse.

Vorbereitung

Das Schulgartenprojekt ist dann erfolgreich, wenn die Schulleitung, der Hausmeister und möglichst viele Kolleginnen und Kollegen dahinter stehen.

  • Falls schon ein Schulgarten vorhanden ist, muss vorab geklärt werden, wer ihn nutzt, welche "Spielregeln" es gibt und welcher Teil des Gartens genutzt werden kann.
  • Falls Sie einen neuen Schulgarten anlegen wollen, müssen Sie zunächst eine geeignete Fläche auf dem Schulgelände in sonniger, windgeschützter Lage ausfindig machen. Die baulichen Voraussetzungen müssen geklärt werden: ein Geräteschuppen ist sinnvoll, eventuell muss der Garten durch einen Zaun oder eine Hecke abgegrenzt werden, Sie brauchen einen Wasseranschluss, einen schattigen Platz für den Komposthaufen, dazu eventuell einen Kompostbehälter, Bohnenstangen und Klettergerüste. Bei der Neuanlage eines Schulgartens muss eine Genehmigung beim Schulleiter eingeholt werden. Hilfreiche Tipps für die Neuanlage finden Sie in den Broschüren "Lernort Schulgarten - Projektideen aus der Praxis".
  • Je nach Bodenqualität sind Maßnahmen zur Bodenverbesserung vorzunehmen.
  • Mit den Kindern sollten Sie besprechen und planen, was im Garten alles wachsen soll.
  • Die Verantwortlichkeiten müssen geregelt werden. Hierzu gehören der Gießdienst und die Betreuung in den Ferien. Eventuell kann die Hausmeisterin oder der Hausmeister helfen oder Nachbarn und Eltern mit einbezogen werden.
  • Holen Sie Fachberatung bei außerschulischen Expertinnen und Experten ein, zum Beispiel bei den Anbauverbänden der ökologischen Landwirtschaft (zum Beispiel Demeter, Bioland, Naturland), in einer Biologischen Station oder Ökostation oder einem Schulbiologiezentrum. Als Einstimmung für die Klasse empfiehlt sich ein Besuch in einem Kleingartenverein oder die Einladung einer Fachperson zum ökologischen Gartenbau.
  • An Gartengeräten benötigen Sie: Grabegabel, Spate, Hacke, Schaufel, Harke, Pflanzschaufel, Handgrubber, Gartenschere, Kompostsieb, Gießkanne und/oder Wasserschlauch, Pflanzschnur, Pflanzschilder, Eimer, Schubkarre.
  • Kosten fallen an für: Saatgut, Pflanzen und Setzlinge, Aussaaterde, Töpfe. Vielleicht lässt sich hier eine Patenschaft durch Eltern arrangieren.
  • Gartenliteratur, Kalender mit Angaben über Saat- und Pflanztermine.

Durchführung

In der Rubrik Projektvorschläge werden einzelne Ideen vorgestellt, die den Schülerinnen und Schülern ermöglichen, das ökologische, nachhaltige Gärtnern selbst zu erfahren. Begonnen wird mit allgemeinen Gärtnerfertigkeiten, die die Schülerinnen und Schüler bei den Arbeiten im Gartenjahr benötigen. Daneben können verschiedene andere Projekte durchgeführt werden, die sich nicht nur auf die direkte Arbeit im Garten beschränken, sondern auch fächerübergreifend den ökologischen Gartenbau erlebbar machen.

Bei jüngeren Schülerinnen und Schülern sollte mit schnell wachsenden Pflanzen begonnen werden (Radieschen, Möhren, Kräuter, ...). In der Sekundarstufe I bietet sich auch ein Langzeitprojekt wie die Erdbeere, Tomate, Kürbis oder Kartoffel an.

Die Unterrichtseinheit "Natur pur im Schul-Nutzgarten" sowie weitere Informationen können Sie hier als Word-Datei und als PDF-Datei kostenlos herunterladen.

Zeitaufwand für die Unterrichtsdurchführung

Der Zeitaufwand für die Betreuung des Schulgartens umfasst zunächst eine Vegetationsperiode (bei einjährigen Pflanzen von der Keimung bis zum Absterben). Ist das nicht möglich, kann das Projekt in eine Periode im Herbst und eine Periode von Frühling bis Sommer aufgeteilt werden.

Empfohlene Fächer

Biologie, Sachunterricht

Ideen und Anregungen

  • Die Gemüseackerdemie bietet attraktive  Bildungsprogramme rund um den Schulgarten an.
  • Marienkäfer und Co. helfen gegen Schädlinge. Daher sind entsprechende Nisthilfen für Vögel und Insekten sind im Biogarten wichtig. In den Fächern Werken oder Kunst können solche Nisthilfen gebaut werden.
  • Der Garten bietet eine Fülle an Farben und Materialien, die Basis sein können für den Kunstunterricht: Malen mit Erde, Collagen aus Naturmaterialien, ...
  • Auch für den Deutschunterricht bietet der Biogarten Anknüpfungspunkte: Nach der Aussaat der Radieschen kann im kreativen Schreiben das Leben dieses Gemüses beschrieben werden.
  • Bauernregeln, Mythen und Märchen rund um Garten und Gemüse können in verschiedenen Fächern bearbeitet werden: Interpretationen in Deutsch, Glaube und Brauchtum in Religion, wissenschaftliche Belegbarkeit in Biologie, ...
  • Über einen bestimmten Zeitraum können Temperatur und Niederschlag gemessen und grafisch dargestellt werden. Auch Wachstumsmessungen bieten sich hierfür an. Ein Einstieg ins Diagramme zeichnen im Physik- und Mathematikunterricht.
  • Mit den Kräutern aus dem eigenen Garten kann Pflanzenheilkunde im Hauswirtschaftsunterricht anschaulich thematisiert werden.
  • Der Besuch eines Gartens oder Gartenbaubetriebs als außerschulischen Lernort kann sich an diese Unterrichtseinheit anschließen.
  • In vielen Städten gibt es inzwischen Versuchsgärten, Ökologiestationen, Jugendfarmen, die gerne mit Schulen zusammenarbeiten. Die Umweltverbände BUND oder NABU können hier oft unterstützen. Auch Kleingartenvereine bieten sich als Experten an.

Lehrplanbezug

Für die Umsetzung der Einheit in der Sekundarstufe I bietet sich die Anknüpfung an die Themenkomplexe "Tiere und Pflanzen in ihren Lebensräumen" im Fach Biologie und "Landwirtschaft in Deutschland" im Fach Erdkunde an.

Aufgrund der Vielzahl an länderspezifischen Lehrplänen für die Grundschule werden in diesem Material exemplarisch die Pläne von Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen und Bayern zugrunde gelegt:

  • Hamburg: Kompetenzbereich Orientierung in unserer Welt (Naturphänomene, Zeit und Geschichte, Räume); Kompetenzbereich Erkenntnisgewinnung (Naturphänomene untersuchen, Technik begreifen); Kompetenzbereich Urteilsbildung (Mit der Natur verantwortlich umgehen)
  • Mecklenburg-Vorpommern: Themenfeld: Naturphänomene erschließen; Themenfeld: Räume entdecken; Themenfeld: Zeit und Geschichte verstehen
  • Nordrhein-Westfalen: Bereich: Natur und Leben; Bereich: Technik und Arbeitswelt; Bereiche: Raum, Umwelt und Mobilität; Bereich: Zeit und Kultur
  • Bayern: Themenbereich: Ich und meine Erfahrungen; Themenbereich: Leben mit der Natur; Themenbereich: Orientierung in Zeit und Raum

An dieser Stelle wird detailliert nur der Bezug zum Lehrplan für Biologie und Sachunterricht dargestellt. Der Schulgarten bietet den Schülerinnen und Schülern aber auch fächerübergreifend die Möglichkeit, handlungsorientiert zu arbeiten.

Kompetenzziele

Die Schülerinnen und Schüler ...

  • planen ein gemeinsames Vorgehen bei der Bewirtschaftung des Schulgartens und führen dieses durch.
  • beobachten und beschreiben das Wachstum von Pflanzen.
  • kennen die Bedeutung des ökologischen Netzes im Garten.
  • übernehmen Verantwortung für die Arbeiten im Garten.
  • schätzen die Bedeutung des ökologischen Pflanzenbaus für Bodenfruchtbarkeit und Artenvielfalt ein.
  • entwickeln eine Wertschätzung gegenüber den Produkten aus ihrem Garten.
  • kennen grundlegende Fähigkeiten des Gärtnerns und können diese anwenden.
  • arbeiten miteinander und unterstützen sich gegenseitig.
  • stellen Daten und Ergebnisse aus ihren eigenen Beobachtungen dar und präsentieren sie ihren Mitschülerinnen und Mitschülern.

Literatur und Links

BZL-Medien

Informationsbroschüren, Lehrmaterialien und Plakate zu verschiedenen Themen im Bereich der Landwirtschaft und Ernährung können Sie über den BLE-Medienservice bestellen oder dort direkt herunterladen.

Weblinks

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