Die Katholische Inklusive Natur- und Tierkita Villa Lerchenheide in Stuttgart geht bereits in ihre dritte Gartensaison. Etwa zwanzig Drei- bis Sechsjährige gärtnern in Kleingruppen auf ihrem gut 50 Quadratmeter großen Beet direkt hinter der Kita. Der Leiter Philipp Gottschlich berichtet, was die Kinder dabei alles lernen und erleben.
Oekolandbau.de: Warum machen Sie bei dem Projekt mit?
Philipp Gottschlich: Wir haben schon vorher mit Hochbeeten gegärtnert. Aber keiner von uns wusste genau, wie es geht. Unsere Erzieherinnen und Erzieher sind alle Stadtkinder. Daher brauchten wir eine Fortbildung. Fachleute von AckerRacker unterstützen uns beim Anlegen der Beete. Danach hilft uns die wöchentliche Erinnerungs-E-Mail. Die beschreibt, was die Woche über zu tun ist, zum Beispiel Tomaten ausgeizen oder Schnecken sammeln.
Oekolandbau.de: Schnecken sammeln, ekeln sich die Kinder nicht davor?
Gottschlich: Am Anfang schon, besonders die Nacktschnecken fanden sie ekelig. Aber mit der Zeit gewöhnen sie sich daran. Im Folgejahr lernen die neuen, Dreijährigen, dann von den Älteren und nehmen die Schnecken sogar auf die Hand. Inzwischen haben die Kinder keine Berührungsängste mehr. Sie achten beim Hacken und Umgraben darauf, keine Regenwürmer zu verletzen. Die Würmer setzen wir dann an den Beetrand.
Oekeolandbau.de: Was machen die Kinder denn am liebsten?
Gottschlich: Alle Arbeiten machen wir inzwischen sehr entspannt. Am liebsten ernten die Kinder die Früchte zum Naschen wie Tomaten. Da heißt es dann zwei für mich und eine für alle. Sehr gerne verarbeiten sie ihr Gemüse selbst. Das schmeckt ihnen viel besser als gekauftes Gemüse. Wenn sie beim Kochen dabei sind, essen sie es sogar lieber, als wenn unsere Hauswirtschaftskraft das allein für sie zubereitet. Ein Höhepunkt ist es, frisch geerntete Kartoffeln auf dem offenen Feuer zu braten. Dafür haben wir extra eine große Pfanne gekauft und mit den Kindern einen langen Pfannenwender geschnitzt.
Mir gefällt, dass das Gartenprojekt unsere Angebote vielfältiger macht. Zu Erntedank kommt die Gemeinde zum Gottesdienst hierher und genießt Suppe aus unseren Kürbissen. Und wenn wir mal zu viel Gemüse haben, machen wir einen Marktstand und verkaufen es an die Eltern. Mit dem Geld können wir dann neue Gartengeräte anschaffen.
Oekolandbau.de: Was raten Sie anderen Kitas? Wer kann und sollte einsteigen?
Gottschlich: Jede Kita, die einen sonnigen Platz für ein Beet hat, kann gärtnern. Die Kinder lernen dabei so viel rund um die Ernährung. Beispielsweise kannten unsere Kinder früher keinen Palmkohl oder Mangold. Sie erleben auch, dass sie sich gut um das Gemüse kümmern müssen, wenn sie etwas ernten möchten. Ganz wichtig finde ich, dass die Kinder ihre Ernte auch selbst zubereiten und essen. Dafür lohnt es sich, eine Kochplatte anzuschaffen. Wer gar nicht kochen kann, pflanzt einfach Gemüse, das man roh essen kann, wie Möhren, Tomaten, Gurken oder Zucchini.