Oekolandbau.de: Wo sehen Sie kurzfristig die größten Einsparpotenziale für den Lebensmittelhandel angesichts der steigenden Energiekosten?
Marcel Riethmüller: Die kurzfristigen und größten Einsparungen liegen im Bereich der Beleuchtung, welche einfach gegen eine LED-Beleuchtung ersetzt werden kann. Sehr oft sind die ganzen Anlagenparameter der Heizungs-, Klima,- und Lüftungstechnik nicht richtig eingestellt. Dort können kurzfristig fünf bis 15 Prozent an Energiekosten eingespart werden, ohne große Investitionen zu tätigen.
Oekolandbau.de: Welche Projekte lassen sich mittelfristig planen und angehen?
Marcel Riethmüller: Die Kältetechnik stellt mit etwa 45 Prozent einen großen Anteil am Energieverbrauch dar. Hier zu investieren ist jedoch sehr kostenintensiv, aber es lohnt sich trotzdem in neue Kältetechnik zu investieren. Pauschale Aussagen lassen sich nicht treffen, denn es kommt immer auf den Zustand und das Alter der Anlagen an. Somit ist jede Investition in die Kältetechnik eine Einzelbetrachtung. Der Bereich Lüftung, Klima und Heizung ist sehr oft Sache des Eigentümers beziehungsweise der Eigentümerin und nicht des Betreibenden. Hier lohnt es sich trotzdem mit dem Eigentümer oder der Eigentümerin Kontakt aufzunehmen und gemeinsame Lösungswege zu suchen. Das sogenannte "Vermieter-Mieter-Dilemma" ist oft ein selbstgemachtes Problem, weil dem Vermietenden nicht aufgezeigt wird, was dieser von einer neuen Anlagentechnik hat. Sehr oft rechnen sich Maßnahmen innerhalb der Mietzeit und können über eine Umlage auf die Nettomiete refinanziert werden, so dass alle Beteiligten sparen. So wird eine Win-Win-Win-Situation für den Vermietenden, den Mietenden und die Umwelt erreicht.
Oekolandbau.de: Welche Fördermöglichkeiten können von den Unternehmen in Anspruch genommen werden?
Marcel Riethmüller: In den meisten Fällen kommt im Gebäudebestand die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) in Betracht. Hier werden Bereiche wie LED-Beleuchtung, Klimaanlagen, Lüftungsanlagen und die Beheizung mit erneuerbaren Energien, wie zum Beispiel Wärmepumpen, mit 15 bis 40 Prozent der förderfähigen Nettoinvestitionskosten als Einzelmaßnahmen gefördert. Diese Fördermaßnahme wurde leider zum 15. August 2022 durch das Bundeswirtschaftsministerium eingekürzt. Gerade in der jetzigen Zeit ist dies das falsche Signal. Im Bereich der Kältetechnik gibt es auch ein Förderprogramm, wenn in eine Kälteanlage mit natürlichen, klimafreundlichen Kältemitteln investiert wird. Mit dem BAFA-Förderprogramm des Bundesumweltministeriums werden energieeffiziente Kälte- und Klimaanlagen, die mit nicht-halogenierten Kältemitteln betrieben werden, gefördert.
Förderung und Beratung
Während große (Bio-)Handelsketten zumeist einen hohen Grad an Energieeffizienz erreicht haben, stehen kleinere Lebensmittelgeschäfte, und damit auch inhabergeführte Bio-Läden, vielfach noch vor Herausforderungen. So besteht laut eines Berichts von Kälte Klima Aktuell (KKA) gerade bei kleinen Lebensmittelläden ein hoher Informations- und Beratungsbedarf hinsichtlich nachhaltiger Kältetechnik sowie der gültigen rechtlichen Vorgaben. Abhilfe können in diesen Fällen Kälte-Klima-Fachfirmen und Energieberatungen schaffen. Zudem bietet das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) diverse Förderprogramme an.