Verzicht auf gedruckte Angebotsflyer im Handel

Verzicht auf gedruckte Angebotsflyer – Wie ist die Resonanz im Handel?

Einige Handelsunternehmen verzichten auf den Druck von Angebotsflyern und setzen stattdessen auf digitale Alternativen. Wie kommt diese Entscheidung bei der Kundschaft an? Und wie wirkt sie sich auf den Umsatz aus? Zwei Marketingexpertinnen berichten von ihren Erfahrungen.

Viele Jahre lang galt der gedruckte Angebotsflyer für den Lebensmitteleinzelhandel (LEH) als unersetzlich, für Generationen von Verbraucherinnen und Verbraucher gehörte er zum Alltag. Mehr als 26 Milliarden nicht adressierter Werbeprospekte landen jährlich in den Briefkästen der Haushalte, das sind pro Briefkasten rund 34 Kilogramm im Jahr. Oft werden die Prospekte ungelesen im Mülleimer entsorgt. "Die milliardenfache Herstellung gedruckter Werbung führt zu Unmengen unnötigen Abfalls, verschwendet Ressourcen und heizt massiv den Klimawandel an", klagt die Deutsche Umwelthilfe. Durch die jährliche Produktion von ungefragt zugestellten Werbeprospekten in Deutschland werden massenhaft Wasser, Energie und Rohstoffe verschwendet.

In einer Umfrage im Rahmen einer Studie des EHI Retail Institutes 2022 gaben deutsche Handelsunternehmen Auskunft auf die Frage nach dem möglichen Verzicht auf den gedruckten Handzettel in der Werbung ihres Unternehmens. Insgesamt gaben knapp 30 Prozent der Unternehmen aus dem Lebensmitteleinzelhandel an, in Zukunft auf den Prospekt verzichten zu können.

Eine umweltfreundliche Lösung zur Informationsbereitstellung ist der verstärkte Einsatz von digitalen Medien. Einige Handelsunternehmen sind bereits den Schritt gegangen, den traditionellen Papierprospekt zugunsten digitaler Alternativen abzuschaffen. Die Kundschaft hat nun die Möglichkeit sich über digitale Kanäle, beispielsweise einer App, über einen E-Mail-Newsletter, über die Webseite oder auf WhatsApp über die aktuellen Angebote zu informieren.

Die BIO COMPANY setzt auf digitale Werbung

Im Bio-Bereich gibt es mit der BIO COMPANY einen Vorreiter, der seit Anfang 2023 auf den Druck von Werbeprospekten verzichtet. Nicole Korset-Ristic, Vorständin für Marketing, Einkauf, Verkauf bei der BIO COMPANY, erläutert die Entscheidung:

"Hintergrund ist zum einen, dass wir als nachhaltiges Unternehmen Ressourcen schonen wollen. Durch das Weglassen des Drucks sparen wir beispielsweise rund 6,7 Tonnen Papier sowie 6,5 Tonnen CO2 und 96.000 Liter Wasser pro Jahr ein. Zum anderen sind unsere Kundinnen und Kunden zunehmend digitaler unterwegs."

Über die aktuellen Angebote könne sich die Kundschaft über die BIO COMPANY App, den Newsletter, sowie über die Webseite und Social Media informieren, so Nicole Korset-Ristic. Zudem bestätigt sie, dass diese Form der Werbung gut von den Kundinnen und Kunden angenommen wird. "Spürbare Veränderungen im Käuferverhalten aufgrund des Wegfalles der Druckvariante des Angebots konnten wir aus unserer Sicht nicht feststellen" lautet ihr Fazit.

Für ihr nachhaltiges Engagement wurde die BIO COMPANY mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2023 im Bereich Lebensmittel-Einzelhandel ausgezeichnet. Das bestärkt auch Nicole Korset-Ristic mit ihrer Strategie auf dem richtigen Kurs zu sein.

"Unser Mut ist belohnt worden"

Eines der ersten Unternehmen, das keine gedruckten Prospekte mehr verteilt, sondern verstärkt auf die digitale Angebotskommunikation setzt, ist REWE. Elke Wilgmann, Geschäftsleiterin im Marketing bei REWE, erläutert die Hintergründe für diese Entscheidung und die bisherigen Erfahrungen seit 2023.

Oekolandbau.de: Was hat REWE dazu veranlasst, auf die gedruckten Angebotsflyer zu verzichten?

Elke Wilgmann: Mit der Digitalisierung des Handzettels leistet REWE einen wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit und spart mehr als 73.000 Tonnen Papier, 70.000 Tonnen CO2, 1,1 Millionen Tonnen Wasser und 380 Millionen Kilowattstunden Energie pro Jahr ein, die für Produktion, Lieferung und Verteilung entstehen. Die Kosteneinsparungen durch die Einstellung des gedruckten Prospekts investieren wir sinnvoll – einerseits in offensive breitere Angebotswerbung bei Tageszeitungen, im Radio und im Fernsehen und andererseits in ausgewählte Nachhaltigkeitsprojekte.

Oekolandbau.de: Wie lautet Ihr bisheriges Fazit? Wie haben sich die Umsätze entwickelt?

Wilgmann: Wir wussten, dass wir mit der Abschaffung des gedruckten Handzettels die Planung des Wocheneinkaufs für Millionen von Menschen in Deutschland revolutionieren werden. Immerhin druckten und verteilten wir zuletzt jeden Samstag 25 Millionen Prospekte – mehr als das Doppelte der Gesamtauflage aller Tageszeitungen in Deutschland. Unser Mut ist belohnt worden: Wir verzeichnen seit der Einstellung des gedruckten Papierhandzettels weiterhin eine positive stabile Geschäftsentwicklung mit einer Umsatzentwicklung, die über dem Vorjahr liegt.

Oekolandbau.de: Über welche alternativen Kanäle bewerben Sie nun Ihre Angebotsaktionen? Welche Kanäle werden von der Kundschaft besonders häufig benutzt?

Wilgmann: Mit der Abschaffung des gedruckten Handzettels haben wir unsere Angebotskommunikation zukunftsfähiger, digitaler, variantenreicher und zielgerichteter aufgestellt. Kundinnen und Kunden können sich in der REWE-App, auf der REWE Webseite, im REWE-Newsletter, via WhatsApp oder in klassischen Medien wie Tageszeitungen, TV oder im Radio über die Wochenangebote informieren. Damit erreichen wir Kundinnen und Kunden aller Altersklassen auf den Kanälen, die sie täglich nutzen. Einen Mehrwert bietet die REWE App, die wir weiter stärken und optimieren. Schon heute bündelt sie diverse Vorteile, die sich per einfachem QR-Code-Scan an der Kasse aktivieren lassen. In Summe haben wir mit unseren digitalen Angeboten das Leseverhalten unserer Kundinnen und Kunden in neue Medien transferiert.

Letzte Aktualisierung 06.11.2024

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