Importe schließen Lücke bei der Versorgung mit Bio-Produkten

Importe schließen Lücke bei der Versorgung mit Bio-Produkten

Trotz des steigenden Angebots an Bio-Produkten aus der deutschen Produktion wird zur Marktversorgung auf Importe zurückgegriffen. Dabei schwankt der Importanteil von Jahr zu Jahr. Wie haben sich die Importzahlen im Wirtschaftsjahr 2021/22 entwickelt? Und wie schauen zwei Bio-Importeure auf die Entwicklungen der Bio-Apfelimporte?

Jahr für Jahr erhebt die Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) die Importmengen und Herkunftsländer der wichtigsten Bio-Produkte auf dem deutschen Markt. Im Rahmen der Außenhandelsstatistik ermittelt das Statistische Bundesamt monatlich zwar die Exporte und Importe Deutschlands, allerdings ohne hierbei eine Unterscheidung nach ökologischer und konventioneller Erzeugung zu treffen. Daher schätzt die AMI die Importmengen für ausgewählte Bio-Produkte mit Hilfe verschiedener Werkzeuge:

  • Befragung von rund 350 Importeuren,
  • betriebsindividuelle Daten aus der Außenhandelsstatistik des Statistischen Bundesamtes von Unternehmen, die sich dazu bereit erklärt haben,
  • Produktions- und Flächenanalyse in der Europäischen Union und den weltweit jeweils wichtigsten Lieferländern,
  • Analyse der GfK-Paneldaten für Produkte, bei denen der Handel im Laden die Herkunft kennzeichnen muss (zum Beispiel bei Obst, Gemüse, Kartoffeln oder Eiern).

Zuletzt meist weniger Bio-Importe

Bei den meisten pflanzlichen Bio-Produkten wie Sojabohnen, Möhren sowie insbesondere Futtererbsen und Körnermais verkleinerten sich die Importraten im Wirtschaftsjahr 2021/22 aufgrund der gestiegenen Inlandsproduktion sowie der zum Teil gesunkenen Nachfrage. Auch die Bio-Getreideimporte sind 2021/22 weiter zurückgegangen. Zum einen fiel die inländische Versorgung besser aus, zum anderen sind die Logistikkosten so stark gestiegen, dass sich die Transporte aus vielen Ländern kaum gelohnt haben. Außerdem spielen deutsche Herkünfte für viele Herstellerbetriebe eine zunehmend größere Rolle. Mit rund 133.500 Tonnen lag der Importanteil bei Bio-Getreide zuletzt bei zehn Prozent und damit unter dem Vorjahresniveau.

Die heimische Ernte der Futtererbsen fiel wegen der feuchteren Witterung im Jahr 2021 umfangreicher aus und somit wurde weniger Ware aus dem Ausland benötigt. Die Saison 2021/22 war erneut eine starke Einkaufssaison für Bio-Möhren. Bemerkenswert ist, dass der Mehrbedarf ausschließlich durch die große Inlandsernte 2021 gedeckt werden konnte. Damit einhergehend wurden weniger Importe benötigt.

Schweine- und Rindfleisch aus ökologischer Produktion wurden im Wirtschaftsjahr 2021/22 verstärkt aus dem Ausland bezogen. Die Ausweitung der inländischen Bio-Milchproduktion hingegen führte bei schwächerer Nachfrage zu kleineren Importmengen.

Immer mehr hiesige Bio-Äpfel am Markt

Wie bei anderen land- und gartenbaulichen Erzeugnissen, hängt die Marktversorgung bei Bio-Äpfeln stark von den Witterungsverhältnissen während der Vegetationsperiode ab. Frost, Trockenheit oder intensive Regenfälle beeinflussen die Erntemenge erheblich und bestimmen über eine gute oder geringe Eigenversorgung. Mitentscheidend ist zudem die Flächenentwicklung, das Alter der Bäume sowie die Sortenauswahl.

Nach dem Rekordjahr 2020 fiel die Bio-Apfelernte im Herbst 2021 in Deutschland etwas kleiner aus. Innerhalb des Melderkreises des Europäischen Bioobst-Forums (EBF) wurden 74.000 Tonnen Bio-Äpfel gepflückt und damit sieben Prozent weniger als im Vorjahr. Gegenüber dem Mittel der Jahre 2012 bis 2020 zeigte sich aber ein Mengenanstieg von 45 Prozent. Da die tendenziell steigende Erntemenge auf eine immer größer werdende Nachfrage trifft, waren in der Saison 2021/22 mehr Importe gefragt. Vor allem aus Italien wurden wieder mehr Bio-Äpfel dem deutschen Markt zugeführt. Insgesamt lag der Importanteil bei Bio-Äpfeln bei 34 Prozent. Im Vergleich dazu: 2020/21 betrug der Importanteil 27 Prozent, 2019/20 lag er bei 28 Prozent.

Zur selben Zeit wurde in den italienischen Anbaugebieten in Südtirol und Norditalien die Rekordernte von 2019 noch einmal getoppt. Auch in der Steiermark, in Frankreich, Belgien und den Niederlanden stieg die Bio-Apfelernte. Gewarnt durch die große Menge in der EU wurden aus Übersee deutlich weniger Bio-Äpfel Richtung Deutschland verladen als im schwachen Erntejahr 2019/20.

Bio-Apfelimporte aus Übersee könnten sinken

Tendenziell nimmt die Eigenversorgung mit Bio-Äpfeln am deutschen Markt immer mehr zu. Mittlerweile stehen bei einer normalen Ernte rund ums Jahr bis zum Beginn der neuen Ernte inländische Äpfel zur Verfügung. Der Importanteil geht trotz der steigenden Nachfrage parallel dazu zurück. Das Nachsehen haben insbesondere die Zufuhren von der Südhalbkugel. Über aktuelle Entwicklungen geben die beiden Bio-Importeure Alexander Krings, Geschäftsführer der BioRheinFrucht GmbH, und Markus Schraff, Verkaufsleiter bei der Obst vom Bodensee Vertriebsgesellschaft mbH, Auskunft.

Oekolandbau.de: Kooperationen zwischen Anbauverbänden und dem Einzelhandel werden immer populärer. Schränkt das die Exporte einzelner Herkunftsländer ein? Wer profitiert davon?

Alexander Krings: Die Kooperationen sind gut, da die Verbände schon seit längerem in Sinne der Erzeugerinnen und Erzeuger besser zusammenarbeiten sollen und müssen. Hier darf es nicht zu inländischer Ausgrenzung kommen. Wie auch im konventionellen Bereich müssen wir heimische Ware schützen und dieser einen besonderen Wert beziehungsweise Wertigkeit zukommen lassen. Und ja, dadurch werden Importe eingeschränkt, solange heimische Ware da ist, was auch gut ist! Wir exportieren auch nicht nach Italien.

Markus Schraff: Kurzfristig schränkt das den Export einzelner Herkunftsländer sicherlich etwas ein. Allerdings muss berücksichtig werden, dass zwei der großen Bio-Anbauverbände auf der Produktionsseite eine internationale Ausrichtung haben und weitere zumindest nicht nur auf Deutschland ausgerichtet sind. Die Erfahrung zeigt daher, dass auch Erzeugerinnen und Erzeuger aus dem internationalen Umfeld auf die Entwicklung hin zu mehr Ware aus Anbauverbänden reagieren. Von Seiten der Produktsicherheit bei Bio-Produkten unterstützen wir diese Entwicklung.

Wir bei uns am Bodensee sehen es seit vielen Jahren als Selbstverständlichkeit und Voraussetzung an, dass alle unsere Erzeugenden nach den Standards der Bio-Anbauverbände arbeiten und deren Leitsätze des ökologischen Landbaus unterstützen. Wir unterstützen unsere Erzeugerinnen und Erzeuger in ihrem Bestreben, nachhaltig zu wirtschaften und die Artenvielfalt auf ihren Flächen zu erhöhen.

Wer profitiert davon? Der Lebensmitteleinzelhandel durch den Transfer des guten Images der Anbauverbände. Die Erzeugenden durch eine erhöhte Abnahmesicherheit beim Lebensmitteleinzelhandel. Die Konsumentinnen und Konsumenten durch eine hohe Produktsicherheit und zusätzliche Leistungen der Bio-Anbauverbände wie den Einsatz für die Artenvielfalt oder Sozialstandards.

Oekolandbau.de: Das Ziel der Bundesregierung ist ein Bio-Anteil von 30 Prozent bis 2030. Reicht das Angebot aus inländischer Produktion, um dieses Ziel zu erreichen - woran hapert es?

Alexander Krings: Generell ist der Anbau steigend und das Angebot ausreichend. Wir sind in der Lage das zu erreichen, aber die Kundschaft muss auch wechselbereit sein. Wir müssen für Bio noch eine größere Reichweite schaffen und mehr Aufklärung betreiben. Der Preis muss auf jeden Fall bleiben und somit eine Wertschätzung für den Erzeugenden und das Produkt geschaffen werden. Mehr Ware darf nicht heißen mehr Aktionen oder ein Verramschen von Bio-Ware.

Markus Schraff: Aus unserer Sicht wird eine Erreichung des Ziels aus heutiger Sicht eher unwahrscheinlich. Wir haben am Bodensee aktuell einen Flächenanteil bei Bio von rund 18 Prozent, bezogen auf die Erntemenge liegt der Bio-Anteil bei rund zwölf Prozent. Der Bio-Anbau am Bodensee wächst zwar stetig und die geerntete Qualität zeigt das Engagement und die lange Erfahrung unserer Erzeugerinnen und Erzeuger. Dennoch sind in der aktuellen Situation der Markt und auch die Produktion bis 2030 nicht bereit für einen 30-prozentigen Bio-Anteil. Um sich mittelfristig in diese Richtung zu bewegen, bedarf es der Unterstützung des Lebensmitteleinzelhandels, der Konsumierenden sowie politischer Rahmenbedingungen. Ferner bleibt zu beobachten, inwieweit der Klimawandel die Produktion beeinflussen wird.

Oekolandbau.de: Welche Rolle werden Importe in der Zukunft spielen?

Alexander Krings: Sie müssen weniger werden beziehungsweise nur den Bedarf decken, wenn heimische Ware in Quantität oder Qualität nicht verfügbar ist. Auf der anderen Seite kämpfen wir jedes Jahr mit unterschiedlichen Erntekatastrophen (Hagel, Hitze, Minderernte, Schädlingsbefälle), die sich auf die Warenversorgung auswirken.

Markus Schraff: Der Import bei unseren Produkten, insbesondere aus Übersee, wird mittelfristig weiter zurückgehen.


Letzte Aktualisierung 28.07.2023

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