Steigende Ladenpreise

Ladenpreise für Bio-Lebensmittel übertreffen das Vorjahresniveau

Die Preise für frische Lebensmittel zogen laut AMI-Verbraucherpreisspiegel im Jahr 2022 ordentlich an. Dabei verteuerten sich vor allem Milch- und Milchprodukte, Kartoffeln und Fleisch. Die Preissteigerungen sind bei konventionellen Lebensmitteln jedoch höher ausgefallen als bei Bio-Produkten.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes betrug die Inflationsrate im Jahr 2022 durchschnittlich 7,9 Prozent und legte dabei mit einem Plus von knapp fünf Prozentpunkten zum Vorjahr mächtig zu. Als Hauptgründe für den starken Anstieg der Jahresteuerungsrate gelten höhere Preise für Energieprodukte und Nahrungsmittel. Seit Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine herrschen Rohstoffknappheiten und Lieferengpässe, hinzu kamen noch kleinere Ernten sowie höhere Futtermittel-, Lohn- und Personalkosten. Diese stark angezogenen Kosten auf allen Stufen der Wertschöpfungskette schlagen sich auch in den Ladenpreisen nieder: Frische Lebensmittel aus konventioneller wie auch aus ökologischer Produktion kosteten im Jahr 2022 deutlich mehr als noch im Jahr zuvor. Laut AMI-Verbraucherpreisspiegel betrug die Teuerungsrate über alle betrachteten Bio-Frischeprodukte etwa sieben Prozent. Dabei verzeichneten Bio-Milch und -Milchprodukte, -Kartoffeln und -Fleisch die höchsten Preisaufschläge.

AMI-Verbraucherpreisspiegel

Der Verbraucherpreis ist der Endpreis, den Konsumentinnen und Konsumenten für die Ware im Supermarkt bezahlen. Ein wichtiges Instrument der AMI-Verbraucherforschung ist der Verbraucherpreisspiegel. Dieser ermöglicht die kontinuierliche Beobachtung der Preisentwicklung im Einzelhandel von rund 160 Produkten aus konventioneller und weiteren 100 Produkten aus ökologischer Erzeugung. Darüber hinaus existieren produktabhängige Spezifikationen wie Angebotsformen bei Fleisch und Wurst, in- oder ausländische Herkunft bei Erdbeeren, Spargel und weiteren Obst- und Gemüsearten oder auch Gewichtsklassen bei Eiern. Der Verbraucherpreisspiegel wird auf Grundlage der GfK-Haushaltspanels erstellt. Die GfK-Haushalte fungieren dabei als Preismelder für die AMI. Erklärtes Ziel des AMI-Verbraucherpreisspiegels ist die zeitnahe Ermittlung realistischer absoluter Preise.

Teuerungsraten für konventionelle Produkte übersteigen die des Bio-Sortiments

Bei dem betrachteten Warenkorb verteuerten sich die Bio-Produkte im Jahr 2022 gegenüber dem Vorjahr um durchschnittlich sieben Prozent, während konventionelle Lebensmittel um etwa zwölf Prozent im Preis zulegten. Hauptgrund hierfür ist das höhere Preisniveau bei Bio-Produkten gegenüber den preisgünstigeren konventionellen Produkten, bei denen sich Preiserhöhungen deutlicher abheben. Die größten Unterschiede bei den Preissteigerungen zwischen den beiden Varianten liegen bei Eiern, Kartoffeln, Milch/Milchprodukten, Käse sowie beim Geflügel und Margarine/Speiseöl vor.

Nachfragerückgang bei Bio-Fleisch

Beim Bio-Fleisch dauerte es lange, bis sich die Verbraucherpreise an die Erzeugerpreise anglichen. Die Preiserhöhungen bei den erzeugenden Betrieben, die schon seit Mitte 2021 anhalten, kamen erst im Frühjahr 2022 im Laden an. Die höheren Fleischpreise bremsten die Einkäufe. Mit der geringeren privaten Nachfrage ist es für verarbeitende Unternehmen immer schwieriger beim Handel höhere Preise durchzusetzen. Dabei müssen diese für die Rohwaren höhere Preise zahlen, was an sich schon einen höheren Ladenpreis rechtfertigen würde. Die Preiserhöhungen für Bio-Rindfleisch liegen in der gleichen Größenordnung wie für konventionelles Rindfleisch, bei Schweinen und Geflügel aber deutlich darunter.

Höhere Futterkosten befeuern die Eierpreise

Futtermittelknappheit und hohe Energiepreise führen auch in der Eierproduktion zu höheren Kosten. Diese wurden sowohl im konventionellen als auch im Bio-Sektor an die Verbraucherinnen und Verbraucher weitergegeben. Auch das Verbot des Tötens männlicher Küken seit Beginn des Jahres 2022 wirkte sich auf die Preise aus, da die Produktion angepasst werden musste. Die Aufzucht von Bruderhähnen oder Zweinutzungshühnern ist zwar teurer, gleichzeitig aber ein Gewinn für das Tierwohl.

Der Preisanstieg fällt mit etwa sieben Prozent bei Eiern aus ökologischer Legehennenhaltung wesentlich moderater aus als bei Eiern aus konventioneller Boden- oder Freilandhaltung. Hier liegt die Teuerungsrate bei 18 Prozent. Aufgrund gestiegener Ladenpreise ist die Nachfrage nach Bio-Eiern um etwa zwölf Prozent zurückgegangen.

Hoher Preisanstieg im weißen Sortiment

Die Preise für ökologische Milch- und Molkereiprodukte sind im Jahr 2022 erheblich gestiegen, Konsummilch und Butter stehen dabei an den Spitzenpositionen. Während sich die Erzeugerpreise für die konventionellen Milchbetriebe positiv entwickelten, schrumpfte der Preisabstand auf Erzeuger- wie auch Verbraucherebene zwischen der konventionellen und der ökologischen Variante zu Lasten der Bio-Milch. Denn diese wurde lange zum festen Ladenpreis im Einstiegssegment angeboten. Thomas Els, stellvertretender Bereichsleiter für den Fachbereich Verbraucherforschung in der Agrarmarkt-Informations-Gesellschaft (AMI), fasst die weitere Entwicklung der Milchpreise im Jahr 2022 wie folgt zusammen: "Die Preise für Milch und Milchprodukte lagen im August rund 38 Prozent über dem Vorjahresniveau. Maßgeblich waren dafür die Preisrunden im Monat zuvor. Anfang Juli verteuerten sich Milch und Milchfrischprodukte im Basissortiment des Lebensmitteleinzelhandels (LEH). Später folgten Deutsche Markenbutter und Streichmischfette. Erst im August kamen die Preiserhöhungen daher voll zur Geltung, zumal sich die Anpassungsprozesse im LEH über mehrere Tage zogen. Zudem wurden nicht nur Bio-Produkte durch die Preisentwicklung der konventionellen Standardware getrieben, sondern auch Herstellermarken."

Bio-Kartoffelangebot übertrifft Nachfrage

Die Bio-Landwirtinnen und -Landwirte in Deutschland brachten in der Saison 2022/23 aufgrund von Flächenausdehnungen und umfangreicher Bewässerungstechniken im Hauptanbaugebiet Niedersachsen eine Rekordernte an Bio-Kartoffeln ein. Ihre konventionell arbeitenden Kolleginnen und Kollegen mussten wegen den ungünstigen Witterungsbedingungen jedoch starke Ertragseinbußen auf dem Feld hinnehmen. Gleichzeitig hinkt die Nachfrage der Verbraucherinnen und Verbraucher nach Bio-Kartoffeln deutlich dem Vorjahresniveau hinterher. Die Verbraucherpreise für Kartoffeln in Bio-Qualität sind um etwa 13 Prozent gestiegen, bei konventionellen Kartoffeln beträgt der Preisanstieg rund 19 Prozent.

Stabile Preise für Bio-Gemüse

Trockenheit und anschließender Starkregen im Sommer schmälerten zwischenzeitlich das Angebot an Bio-Gemüse aus dem Inland wie auch aus den führenden Importländern. Die Verbraucherinnen und Verbraucher zahlten für frisches Gemüse in Bio-Qualität etwa vier Prozent mehr als noch im Vorjahr. Insgesamt legten die Gemüsepreise im konventionellen Bereich jedoch um etwa fünf Prozent zu. Die Nachfrage hat sich bei den verschiedenen Bio-Gemüsearten unterschiedlich entwickelt: Während hochwertiges Gemüse wie Spargel von massiven Konsumeinbrüchen gezeichnet war, kauften die Verbraucherinnen und Verbraucher deutlich mehr Bio-Kürbis und Bio-Zwiebeln als im Jahr 2021.


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Letzte Aktualisierung 28.02.2023

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