Die kleinsten Ertragsunterschiede finden sich bei Feldsalat, Kopfsalat und Radies. Hier erreichte der Ertragsunterschied im Durchschnitt der Jahre 2012 bis 2022 keine 25 Prozent. Bei Bio-Paprika wird hingegen im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre gerade mal 43 Prozent der konventionellen Erträge erreicht.
Wie sind die geringeren Erträge im Öko-Landbau zu bewerten?
Dass die ökologische Landwirtschaft niedrigere Erträge einfährt als die konventionelle Landwirtschaft, ist im Prinzip nichts Neues. Ein klarer Vorteil liegt in den deutlich stabileren Erträgen unter ungünstigen Witterungsbedingungen, die sich durch die Klimakrise höchstwahrscheinlich weiter intensivieren: 2023 war das wärmste Jahr seit Beginn der Klimaaufzeichnungen im Jahre 1881.
Darüber hinaus minimiert die ökologische Landwirtschaft Umweltbelastungen, Biodiversitätsverluste sowie einen übermäßigen Energieinput. Zudem wurden in Systemvergleichen bisher fast ausschließlich die Erträge einzelner Fruchtarten verglichen. Hierbei zeigten sich oftmals bei der Hauptkultur deutlich geringere Erträge als in konventionellen Systemen, bei anderen Fruchtarten wie Leguminosen jedoch nur geringe Ertragsunterschiede. Zudem ist in vielen Studien bislang unberücksichtigt, dass in ökologischen Milchvieh-Gemischtbetrieben auf Fruchtfolgeebene ähnlich hohe Trockenmasse und Energieerträge wie in konventionellen Betrieben erreicht werden können. Reine Marktfruchtbetriebe sind demgegenüber benachteiligt.
Neben der Steigerung der gesamtbetrieblichen Leistungen ist die nachhaltige Ertragssteigerung der Fruchtarten und Sorten zur Verringerung der Ertragslücke, dem sogenannten „yield gap“, im Vergleich zu den konventionell angebauten Kulturpflanzen eine Herausforderung im Öko-Landbau. Hierzu gibt es verschiedene Ansätze:
- Züchtung leistungsfähiger, an die Bedingungen des ökologischen Landbaus adaptierter Sorten,
- die Optimierung von Anbauverfahren durch technische Innovationen,
- die optimierte Nährstoffversorgung durch die Schließung betrieblicher und überbetrieblicher Nährstoffkreisläufe (zum Beispiel Nährstoffrecycling, Minderung von Nährstoffverlusten)
- die Gesunderhaltung der Kulturpflanzen durch resiliente beziehungsweise resistente Sorten,
- die Optimierung der Anwendung von Pflanzenbehandlungsmitteln,
- die Entwicklung neuer Wirkstoffe zur Regulierung von Pflanzenkrankheiten,
- ein verbesserter biologischer Pflanzenschutz.
Generell könnte der höhere Flächenbedarf durch einen nachhaltigeren Ernährungsstil bis zu einem gewissen Grad kompensiert werden, denn insbesondere der Konsum tierischer Produkte steigert den Flächenbedarf enorm. Aber nicht nur die Flächen für den Futteranbau stehen in Konkurrenz zu jenen, die für die pflanzliche Ernährung der Menschen zur Verfügung stehen könnten. Auch der Anbau von Energiepflanzen benötigt derzeit mehr Fläche als ökologisch bewirtschaftet wird.