Preisvergleich: Bio-Produkte sind preisstabiler

Preisvergleich: Bio-Produkte sind preisstabiler als konventionelle

Die Preise für Bio-Produkte waren in den vergangenen Krisenjahren deutlich stabiler als die für Produkte aus konventioneller Erzeugung. Darüber hinaus sind die Preisaufschläge für Bio-Lebensmittel in den zurückliegenden Jahren bei fast allen Warengruppen gesunken.

Der höhere Preis von ökologisch erzeugter Ware im Vergleich zu der aus konventioneller Herstellung ist ein wesentlicher Faktor für die Umstellungsbereitschaft der Landwirtinnen und Landwirte. Ein langfristiger Vergleich der Preisentwicklung von Leitprodukten aus konventioneller und ökologischer Erzeugung zeigt, dass die Preise für Bio-Produkte auf Erzeugerebene deutlich stabiler sind als die entsprechenden Produkte aus konventioneller Erzeugung. Dies hängt nicht nur mit dem höheren Anteil vertraglich gebundener Ware bei Bio-Produkten zusammen, sondern auch mit den häufig längeren Vertragslaufzeiten zwischen den Verarbeitungsunternehmen und dem Handel.

Bio-Erzeugerpreise weisen weniger Schwankungen auf

Dass die Preise für Bio-Produkte auf Erzeugerebene deutlich stabiler sind als die Preise für die entsprechenden Produkte aus konventioneller Produktion, kann in Zahlen gefasst werden. Dazu wird der sogenannte Variationskoeffizient herangezogen.

Was ist der Variationskoeffizient?

Der Variationskoeffizient beschreibt die Streuung der Daten einer Stichprobe um ihren Mittelwert herum. Im Gegensatz zur Standardabweichung ist er unabhängig von der Maßeinheit der Daten aus der Stichprobe. Angegeben wird der Variationskoeffizient meistens in Prozent. Je größer der Variationskoeffizient ist, desto größer ist die Streubreite der Daten.

Der Variationskoeffizient der Monatspreise von 2010 bis Juni 2023 liegt bei Bio-Brotweizen bei elf Prozent und bei Bio-Brotroggen bei 18 Prozent, bei der konventionellen Variante sind es 27 Prozent beziehungsweise 28 Prozent. Der Preisabstand schwankte also stark. So erzielte Bio-Brotweizen im April 2017 einen um 220 Prozent höheren Preis als konventioneller Brotweizen. Im April 2022, als die konventionellen Preise nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine in die Höhe schnellten, waren es aber nur 43 Prozent mehr. Bei Brotroggen schwankt der monatliche Preisaufschlag für die Bio-Variante seit 2010 zwischen 16 Prozent und 195 Prozent.

Bei allen Preisreihen ist ein leicht steigender Trend der nominalen, also nicht inflationsbereinigten, Preise zu beobachten. Bei Getreide stiegen die Preise für Bio-Roggen etwas stärker, für Bio-Weizen jedoch deutlich langsamer als die für das entsprechende konventionelle Produkt. Dadurch ist der Bio-Aufschlag bei Weizen gesunken, bei Roggen aber leicht gestiegen. Im Betrachtungszeitraum lag der Preisaufschlag bei Bio-Weizen im Schnitt bei 131 Prozent und bei Bio-Roggen bei durchschnittlich 104 Prozent.

Bio-Milchpreise sind von konventionellen Preisen entkoppelt

Die Umstellungsbereitschaft von Landwirtinnen und Landwirten lässt sich sehr gut an den Milchpreisen ablesen. Bei konventioneller Milch kam es in den Jahren 2015 und 2016 zu einem Preisverfall aufgrund der stark gestiegenen Milchmenge. Grund dafür war der Wegfall der Milchquote und die Liberalisierung der Märkte. Bei Bio-Milch hingegen sah die Situation anders aus, da die gute Absatzlage sogar zu steigenden Erzeugerpreisen führte. Der große Unterschied zu den Preisen für konventionelle Milch und der aufnahmefähige Markt für Bio-Milch führten zu einer erhöhten Umstellungsbereitschaft. In der Folge nahm die Bio-Milchmenge in Deutschland in den Jahren 2017 und 2018 stark zu.

Auch während der Pandemie, als die Erzeugerpreise für konventionelle Milch sanken, blieben die Erzeugerpreise für Bio-Milch auf einem hohen Niveau. Das veränderte Einkaufsverhalten während der Corona-Krise und die Listung zahlreicher Bio-Milchprodukte im konventionellen Lebensmitteleinzelhandel kurbelten den Absatz an.

Andererseits hat der geringe Preisabstand zwischen Bio-Milch und konventioneller Milch im Jahr 2022 die Umstellungsbereitschaft deutlich gedämpft. Zwar ist der Erzeugerpreis für Bio-Milch auch im Jahr 2022 gestiegen, aber deutlich langsamer als der Erzeugerpreis für konventionelle Milch.

Preisaufschläge auf Verbraucherseite tendenziell gesunken

Auf der Verbraucherseite liegen die Preisaufschläge für Bio-Lebensmittel zwischen 140 Prozent für Margarine oder Geflügelfleisch und weniger als 20 Prozent für Olivenöl oder saure Sahne. Bei pflanzlichen Milch- und Fleischalternativen sind die Bio-Produkte sogar günstiger als ihre konventionellen Pendants. Das liegt daran, dass es sich bei den konventionellen Produkten meist um Markenprodukte handelt, während die Bio-Varianten meist unter einer Handelsmarke verkauft werden.

Der Preisunterschied zwischen Bio-Produkten und konventioneller Ware ist umso kleiner, je größer der Marktanteil des betrachteten Produkts ist. So ist der Bio-Marktanteil bei Margarine und Geflügel mit etwa drei Prozent eher gering, während er bei Olivenöl bei 23 Prozent und bei pflanzlichen Milchalternativen bei über 60 Prozent liegt. Bei fast allen Warengruppen sind die Aufpreise für Bio-Produkte mit steigendem Marktanteil fast durchgängig gesunken. So sank der Bio-Aufschlag bei Rinderhackfleisch in den vergangenen fünf Jahren von 40 Prozent auf 25 Prozent, bei Freilandeiern ging er von 60 Prozent auf 46 Prozent zurück.

Eine Ursache für die sinkenden Preisaufschläge bei Bio-Produkten ist das veränderte Einkaufsverhalten der Konsumentinnen und Konsumenten. Discounter haben ihr Bio-Sortiment kontinuierlich ausgebaut und Kundschaft aus dem Naturkosthandel abgeworben.

Handel reagiert verzögert auf Preisbewegungen

Preisschwankungen fallen für Verbraucherinnen und Verbraucher in der Regel geringer aus als für Erzeugerinnen und Erzeuger, da der Handel Preisbewegungen oft nur gedämpft weitergibt. Die Vertragsbedingungen zwischen den Herstellungsunternehmen und dem Handel können die Preisgestaltung beeinflussen. Beispielsweise können Bio-Händlerinnen und -Händler langfristige Verträge mit festen Preisen oder Mengen haben, die nicht von den aktuellen Marktschwankungen abhängen.

Oder sie haben Preisanpassungsklauseln, die es ihnen erlauben, die Preise zu ändern, wenn sich die Erzeugerpreise ändern. Beispielsweise haben viele Bio-Verarbeitungsunternehmen nach der Ernte 2022 große Mengen Getreide zu relativ hohen Preisen gekauft, die dann nur langsam verbraucht wurden. Durch die lange Verwendung der hochpreisigen Bio-Rohware blieben auch die Ladenpreise für Mehl, Müsli und andere Trockenprodukte noch bis zum Sommer 2023 auf hohem Niveau, obwohl die Erzeugerpreise längst gesunken waren.

Letzte Aktualisierung 13.12.2023

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