Umsatz mit Naturkosmetik

Umsatzsteigerung bei Naturkosmetik

Nicht nur das Angebot an Naturkosmetik hat sich in den letzten Jahren vergrößert, auch der Umsatz konnte – mit einem kleinen Dämpfer im Jahr 2022 – kontinuierlich gesteigert werden. Wichtige Absatzkanäle für Naturkosmetik sind neben Drogerien, Parfümerien und Verbrauchermärkten auch der Online-Handel.

Nach Jahren des Wachstums konnte der Umsatz mit Naturkosmetik im Jahr 2022 erstmals nicht mehr zulegen, nachdem er in den Vorjahren um durchschnittlich 6,5 Prozent pro Jahr gestiegen war. Mit 1,43 Milliarden Euro lag der Umsatz um 3,5 Prozent unter dem Vorjahreswert. Steigende Energie- und Lebensmittelpreise haben die Konsumlaune im Krisenjahr 2022 gedämpft und das Einkaufsverhalten geändert. Günstigere Eigen- und Handelsmarken haben – wie auch bei Lebensmitteln – einen Aufschwung erlebt.

Dennoch sprechen Branchenexpertinnen und -experten nicht von einer Trendwende. Das Interesse an Naturkosmetik ist ungebrochen, zumal der Kundschaft Themen wie Nachhaltigkeit beim Einkauf wichtig sind. Der deutsche Markt für Naturkosmetik ist nach wie vor der umsatzstärkste in Europa. Bemessen am Gesamtkosmetikmarkt hatte Naturkosmetik im Jahr 2022 in Deutschland einen Umsatzanteil von zehn Prozent, wie Mirja Eckert, Inhaberin des Beratungsunternehmens The New, auf der Vivaness 2023 berichtete.

Anders als bei Bio-Lebensmitteln ist der Begriff Naturkosmetik nicht gesetzlich geschützt. Orientierung beim Kauf zertifizierter Naturkosmetik bieten beispielsweise das NATRUE-Siegel oder Produkte, die mit dem COSMOS-Standard, einem gemeinsamen internationalen Naturkosmetikstandard, ausgezeichnet sind. In beiden Fällen sind die Anforderungen der Siegel bezüglich des Einsatzes synthetischer Stoffe umfangreicher als die der EU-Kosmetik-Verordnung. Auch ein Blick auf die Inhaltsstoffe, die in abnehmender Reihenfolge ihrer Konzentration auf der Verpackung aufgeführt sind, kann hilfreich sein. Seit 1997 ist die Angabe kosmetischer Inhaltsstoffe in der Europäischen Union nach dem INCI-System (International Nomenclature of Cosmetic Ingredients) vorgeschrieben.

Gesundheits- und Umweltaspekte sind wichtige Treiber für den Umsatz mit Naturkosmetik

Im Jahr 2020 führte Splendid Research eine Online-Befragung unter Nutzerinnen und Nutzern von Naturkosmetik durch. Demnach sind fast drei Viertel der Verwenderinnen und Verwender von Naturkosmetik weiblich, in der Regel relativ jung und gut gebildet. 57 Prozent der Nutzenden sind jünger als 40 Jahre, 32 Prozent haben einen Hochschulabschluss. Als Gründe für die Verwendung von Naturkosmetik werden vor allem Gesundheits- und Umweltaspekte genannt. So möchten 87 Prozent der Befragten ihrer Haut etwas Gutes tun sowie 81 Prozent der Befragten durch die Nutzung naturkosmetischer Produkte Rücksicht auf die Natur und Umwelt nehmen.

Zu den fünf wichtigsten Produkteigenschaften von Naturkosmetik zählen laut Umfrage die Hautverträglichkeit, der Einsatz natürlicher Rohstoffe, der Verzicht auf Tierversuche, die Abwesenheit von Mikroplastik sowie eine umwelt- und ressourcenschonende Herstellung.

Bei den am häufigsten verwendeten Produktkategorien liegen Gesichtspflege, Körperpflege und Handpflege vorn. Warengruppen wie Düfte und dekorative Kosmetik, die im Jahr 2022 stark zum Wachstum des konventionellen Kosmetikmarktes beigetragen haben, machen laut Mirja Eckert bisher nur einen geringen Umsatzanteil der Naturkosmetik aus.

Umsatz von Naturkosmetik im Naturkosthandel kaum relevant

Elfriede Dambacher gründete im Jahr 1984 nicht nur das erste Fachgeschäft für Naturkosmetik, sondern blieb der Branche über die Jahre hinweg in beratender Funktion treu und initiierte unter anderem den Naturkosmetik Branchenmonitor sowie den Naturkosmetik Jahresreport. Mit Blick auf die Absatzwege für Naturkosmetik stellt sie folgende Entwicklung fest: "Naturkosmetik und Naturkosthandel haben gemeinsame Wurzeln, aber der Naturkosthandel hat sich im Lauf der Jahre immer stärker als Fachhandel für Bio-Lebensmittel spezialisiert. Darunter litt die Naturkosmetik-Abteilung, die im Naturkosthandel zunehmend an strategischer Bedeutung verlor. Im Bio-Fachhandel fehlt vor allem der aktive Verkauf. Die Beratungskompetenz ist oft nicht gegeben und eine Bewerbung mit dem Handzettel über den Preis neben Salat und Co. ist meines Erachtens kontraproduktiv und spricht keine neue Kundinnen und Kunden an. Man setzt auf Selbstbedienung, aber das funktioniert nicht für Menschen, die sich in Sachen Kosmetik neu orientieren wollen und kompetente Beratung benötigen. So nahm der Umsatzanteil stetig ab und liegt nun bei unter fünf Prozent. Die Naturkosmetikbranche hat sich in den letzten 20 Jahren zu einer eigenständigen Branche entwickelt und spielt heute dort eine wichtige Rolle, wo hauptsächlich Kosmetik und Körperpflege gekauft wird – also in Drogerien, Parfümerien, Verbrauchermärkten, im Lebensmitteleinzelhandel und nicht zu letzt im Netz."

Welche Trends gibt es bei der Naturkosmetik? Zwei Fragen an Julia Keith von beautyjagd.de

Seit 2010 bloggt Julia Keith auf beautyjagd.de über aktuelle Entwicklungen und Trends im Bereich der Naturkosmetik. Als leidenschaftliche Reisende ist sie weltweit als Trendscout auf der Suche nach spannenden Kosmetikprodukten unterwegs. Auch Besuche auf Fach- und Rohstoff-Messen stehen auf ihrer Agenda. Beautyjagd habe sich mittlerweile zum bekanntesten deutschsprachigen Blog für Naturkosmetik entwickelt.

Oekolandbau.de: Wie hat sich der Markt für Naturkosmetik im Laufe der Zeit aus Ihrer Sicht gewandelt?

Julia Keith: Seit ungefähr zehn Jahren hat sich das Angebot an Naturkosmetik stark vergrößert. Es gibt nun nicht mehr nur die bekannten Pionierfirmen, sondern auch viele junge Start-ups, die Naturkosmetik entwickeln und/oder vertreiben. Das liegt auch daran, dass Social Media die Möglichkeit bietet, als unbekanntere Marke eine reichweitenstarke Community bilden zu können.

Oekolandbau.de: Auf welche Trends oder speziell auch welche Inhaltsstoffe setzt die Branche?

Julia Keith: Die Texturen von Naturkosmetik haben sich deutlich gewandelt. Sie sind anwendungsfreundlicher geworden und orientieren sich an konventioneller Kosmetik. Diese wiederum setzt übrigens schon seit einiger Zeit vermehrt auf Inhaltsstoffe natürlicher Herkunft – denn Naturkosmetik liegt eindeutig im Trend. Apropos Trends. Insbesondere junge Naturkosmetik-Marken greifen Beauty-Trends auf und verwenden in ihren Produkten natürliche Alternativen zu angesagten Wirkstoffen. Ein Beispiel dafür ist Bakuchiol, dieser Wirkstoff gilt als eine Art pflanzliches Retinol.

Auch das Thema nachhaltige Verpackungen ist ein Dauerbrenner: Neben der Suche nach neuen, biologisch abbaubaren Materialen ist feste oder auch nachfüllbare Naturkosmetik zu einem wichtigen Segment geworden. Überhaupt spielt der gesamte Produktlebenszyklus inklusive Energie- und Wasserverbrauch eine immer größere Rolle, der von der Herkunft beziehungsweise dem Anbau der Inhaltsstoffe sowie der Herstellung des Produkts über die Verpackung bis hin zur biologischen Abbaubarkeit reicht.


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Letzte Aktualisierung 31.08.2023

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