Die Gemeinwohl-Bilanz wird auf Grundlage einer Matrix durchgeführt. Anhand eines Kriterienkataloges wird die Unternehmensleistung jährlich mit Punkten bewertet. Es gibt 17 Indikatoren, für die insgesamt maximal 100 Punkte vergeben werden. Ziel ist es dabei weniger, einen exakten Wert zu vermitteln, als vielmehr dem Unternehmen eine Einschätzung an die Hand zu geben. Mit dem Ergebnis soll nachvollziehbar werden, in welche Richtung sich das Unternehmen in Bezug auf das Gemeinwohl bewegt.
In der Gemeinwohl-Matrix werden die oben genannten Werte in Hinblick auf fünf Berührungsgruppen (Lieferantinnen und Lieferanten, Geldgeberinnen und Geldgeber, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter inklusive Eigentümerinnen und Eigentümern, Kundinnen und Kunden/ Produkte/ Dienstleistungen/ Mitunternehmen und gesellschaftliches Umfeld) beschrieben. Hieraus entwickeln sich Indikatoren, wie zum Beispiel "Solidarität mit Mitunternehmen" oder "Gerechte Verteilung des Einkommens".
Chancen und Potenziale der Gemeinwohl-Bilanz
Mit der Gemeinwohl-Bilanz können Unternehmen glaubwürdig und zugleich transparent darstellen, was sie in punkto Nachhaltigkeit leisten. Für Handelsunternehmen bietet sie eine einfache Möglichkeit, Stärken und Schwächen zu erfassen und Maßnahmen zur Verbesserung gezielter zu planen. Zudem können über die Gemeinwohl-Bilanz Nachhaltigkeitsleistungen sowie Anstrengungen in diese Richtung einfach kommuniziert werden.
Beispiele aus der Praxis zeigen: Es geht!
Viele Betriebe haben bereits die Gemeinwohl-Bilanzierung durchgeführt. Darunter sind auch einige Bio-Handelsunternehmen. Aus deren Erfahrungen lässt sich ablesen, wie vielfältig die gewonnenen Erkenntnisse sein können. Florian Gerull, Geschäftsführer des Tiefkühlhandels Ökofrost, beschreibt seinen Eindruck folgendermaßen: "Mit der Gemeinwohlbilanz kann man Fortschritte bei der Erreichung eigener Ziele messen. Außerdem stellt sie eine sehr gute Grundlage für eine Werteauseinandersetzung mit unseren Partnern dar und trägt zur Vernetzung bei." Für Ökofrost fällt die Gemeinwohl-Bilanz aufgrund eines vorbildlichen Gehaltsmodells besonders gut im Indikator "gerechte Einkommensverteilung" aus. Eine andere Möglichkeit kann eine Solaranlage sein, mit der das Unternehmen einen Beitrag zur ökologischen Nachhaltigkeit leistet.
Beim Naturkostgroßhandel Bodan beispielsweise wird insbesondere auf die sozialen Aspekte eingegangen: "Statt die Ellenbogen auszufahren, reicht Bodan allen Beteiligten des Wertschöpfungskreislaufs die Hand und setzt auf ein Miteinander im konstruktiven Dialog und gegenseitigem Respekt."
Die bewusste Auseinandersetzung mit den Indikatoren birgt einen reichen Erfahrungsschatz für interessierte Betriebe. Der innerbetriebliche Prozess der Gemeinwohl-Bilanzierung, in den Mitarbeitende und Unternehmen eingebunden sind, trägt zur Bewusstseinsbildung zu den Fragestellungen der Indikatoren bei. Und dies ist bereits ein wichtiger Schritt hin zu einem Gemeinwohl-orientierten Unternehmen.