Per Lastenrad zur Kundschaft

Per Lastenrad zur Kundschaft

Immer mehr Unternehmen verwenden Lastenräder zum Warentransport. Gegenüber motorisierten Fahrzeugen bieten sie gerade im Innenstadtbereich einige Vorteile und machen sie daher zu einer attraktive und nachhaltigen Alternative.

Immer mehr Unternehmen setzen beim Warentransport auf das Lastenrad, insbesondere in Städten. Je nach Modell und Antriebsunterstützung lassen sich große Mengen umweltfreundlich an den Zielort transportieren. Zum Beispiel können Abokisten mit dem Lastenrad an die Kundschaft geliefert werden.

Welches Potenzial Lastenräder für die gewerbliche Nutzung haben, haben Forschende des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) im Projekt "Ich entlaste Städte" von 2017 bis 2019 untersucht. Über 750 Unternehmen und öffentliche Einrichtungen haben deutschlandweit den Einsatz von Lastenrädern im Alltag getestet und ihre Fahrten jeweils drei Monate lang aufgezeichnet. Das Ergebnis: Bei rund zwei Drittel der Fahrten haben Lastenräder die Fahrt mit einem PKW ersetzen können. 58 Prozent der Fahrten wurden mit dem Lastenrad dabei zur Erbringung einer Dienstleistung getätigt, 42 Prozent der Fahrten zum Transport von Waren und Gütern. Nicht nur ökologische, auch ökonomische und soziale Aspekte haben nach Testende fast jeden dritten Teilnehmenden des Projekts zum Kauf eines eigenen Lastenrades motiviert.

Gegenüber motorisierten Fahrzeugen bringen Lastenräder einige Vorteile mit sich:

  • Umwelt- und Klimaschutz durch emissionsfreie Fahrt: Kein Ausstoß von CO2 oder Feinstaub.
  • Zuverlässige und planbare Fahrten ohne Stau und Parkplatzsuche. Lastenräder kommen auch dorthin, wo das Autofahren verboten ist. Abkürzungen durch Parks oder für den Radverkehr freigegebene Fußgängerzonen können genutzt werden, so dass Ziele direkter und einfacher erreichbar sind.
  • Imagegewinn für das Unternehmen durch ein innovatives und nachhaltiges Transportmittel, das auch als Werbefläche dienen kann.
  • Gesündere und zufriedenere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wenn Mitarbeitende Spaß an Bewegung haben, kann das Nützliche mit dem Angenehmen verbunden werden.
  • Geringere Anschaffungs- und Betriebskosten als bei einem PKW.

Den oben aufgeführten Vorteilen stehen im Wesentlichen zwei Nachteile gegenüber. Zum einen die begrenzte Frachtkapazität bezogen auf Gewicht und Volumen, zum anderen die Reichweite.

Für jeden Einsatzzweck ein geeignetes Modell

Grundsätzlich wird bei Lastenrädern zwischen Modellen mit zwei Rädern und Modellen mit drei Rädern unterschieden. Während sich Lastenräder mit zwei Rädern schneller fahren lassen und wendiger sind, fällt es im Stand und bei langsamerer Fahrt schwerer, die Last auszugleichen. Lastenräder mit drei Rädern sind schwerfälliger, benötigen mehr Stellfläche und sind für manche Engstellen zu breit, dafür bieten sie mehr Stauraum und kippen weder im Stand noch bei niedriger Geschwindigkeit um. Fast alle Lastenradmodelle werden auch in einer Variante mit E-Antrieb angeboten. Daneben gibt es Unterschiede in der Bauform.

Lastenradtypen im Detail

Worauf sollten Unternehmen beim Kauf achten?

Wer mit dem Gedanken spielt, ein Lastenrad für sein Unternehmen zu kaufen, sollte sich laut DLR im Vorfeld mit folgenden Fragen beschäftigen:

  • Wie groß, wie schwer und wie sperrig ist das, was ich transportieren möchte?
  • Wie schnell möchte ich fahren?
  • Wie lang sind die Touren? Auf welche Strecke am Tag komme ich zusammen?
  • Wie oft stoppe ich? Wie häufig brauche ich etwas aus der Cargobox?
  • Wie viel Platz habe ich für das Lastenrad? Passt es durch alle Durchfahrten? Wie breit, lang und hoch darf es sein?
  • Wo kann ich das Lastenrad sicher unterstellen?
  • Ist ein mehrspuriges oder einspuriges Modell sinnvoll für mich?
  • Brauche ich eine elektrische Unterstützung?

Anhand dieser Kriterien kann der passende Modelltyp gewählt werden, der hinsichtlich Ergonomie und Komfort am besten zum Unternehmen und zu den Mitarbeitenden passt. Daneben ist ein zuverlässiger Servicepartner, der bei Wartung und Reparatur zur Seite steht, unerlässlich. Zudem sollte das Lastenrad nach DIN- beziehungsweise EN-Normen geprüft und gekennzeichnet und konform der Straßenverkehrsordnung ausgestattet sein.

Förderprämie nutzen

Bis zum 29. April 2024 wird der Kauf von gewerblich genutzten E-Lastenrädern und Lastenanhängern mit elektrischer Antriebsunterstützung vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) mit einer Förderprämie in Höhe von 25 Prozent der Anschaffungskosten beziehungsweise maximal 2.500 Euro bezuschusst. Förderfähig sind E-Lastenräder sowie E-Lastenradanhänger, die

  • serienmäßig und fabrikneu sind,
  • eine Nutzlast von mindestens 120 Kilogramm haben, und
  • Transportmöglichkeiten aufweisen, die unlösbar mit dem Fahrrad verbunden sind und mehr Volumen aufnehmen können als ein herkömmliches Fahrrad.

Antragsberechtigt sind private Unternehmen, unabhängig von ihrer Rechtsform und der Art der Tätigkeit, Unternehmen mit kommunaler Beteiligung, Kommunen (Städte, Gemeinden, Landkreise), Körperschaften/Anstalten des öffentlichen Rechts (Hochschulen) sowie rechtsfähige Vereine und Verbände.

Achtung: Von der Förderung ausgenommen sind Lastenräder der Bauform Liferbike!

Drei Fragen an Jonathan Kümmerle, Mitgründer von Himmel un Ääd

Während der Corona-Pandemie haben sich sechs Studierende im Mai 2020 mit einem eigenen Lastenrad-Unternehmen selbstständig gemacht und gründeten "Himmel un Ääd". Ausgeliefert werden regionale Lebensmittel in Bio-Qualität an Kundinnen und Kunden, die in den Liefergebieten in Köln und Bonn wohnen. Zudem werden mit der Lastenradflotte Transporte für weitere Unternehmen unter der Marke VEMO durchgeführt – Stichwort Radlogistik. Die Leidenschaft für Fahrräder und das Thema Nachhaltigkeit lassen sich auf diese Weise perfekt kombinieren.

Oekolandbau.de: Als recht junges Unternehmen habt Ihr Euch für die Auslieferung von Bio-Lebensmitteln mit Lastenrädern entschieden. Nach welchen Kriterien habt Ihr die Lastenräder ausgewählt und wie viele davon habt Ihr aktuell im Einsatz?

Jonathan Kümmerle: Hauptsächlich sind das "langweilige" technische Details wie Ladevolumen, Nutzlast, Wartungsarmut, Langlebigkeit und Wendigkeit. Aber auch Ergonomie und Fahrgefühl spielen eine große Rolle, da wir unseren Fahrerinnen und Fahrern nicht nur einen sicheren, sondern auch einen bequemen und damit gesunden Arbeitsplatz bieten wollen. All das hat der Lademeister von Tricargo, von dem wir inzwischen sieben Stück in Betrieb haben. Entscheidend für die Zusammenarbeit war auch, dass Tricargo viel Wert auf Nachhaltigkeit und Regionalität legt.

Gemeinsam entwickeln wir die Lastenräder so weiter, dass sie für die Anforderungen der Stadt und unserer Kundschaft perfekt gerüstet sind – und Autos sowie Transporter auf lange Sicht in der Stadt ersetzen können.

Oekolandbau.de: Wie viele Kilometer können mit einer Tour per Lastenrad abgedeckt werden? Ist Euch zwischendurch schon einmal "der Saft" ausgegangen?

Jonathan Kümmerle: Mit einem Akku kann man etwa 30 bis 40 Kilometer fahren. Dabei kommt es auf die Beladung und die Gegebenheiten der Straße an. Man kann aber ohne Probleme einen zweiten Akku mitnehmen. Der Saft ist uns bis heute also noch nicht ausgegangen. Hinzu kommt, dass sich die Technik in der Hinsicht in den nächsten Jahren noch weiterentwickeln wird.

Oekolandbau.de: Ganz ohne Auto geht es nicht, wenn die Bio-Lebensmittel aus der Region von den Erzeugerbetrieben zu den Packstationen gefahren werden. Spielt Ihr mit dem Gedanken, künftig auf Elektroautos umzusteigen?

Jonathan Kümmerle: Richtig! Das Auto ist aus unserer Lieferkette momentan noch nicht rauszudenken, aber wir spielen schon mit Ideen, wie wir auch in diesem Bereich die Logistik effizienter und nachhaltiger gestalten können. Unser erster Schritt ist es, einen E-Sprinter zu leasen. Mit diesem werden wir unsere "Autowege" so nachhaltig wie möglich machen. Betankt wird dieser natürlich mit Ökostrom.


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Letzte Aktualisierung 02.02.2022

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