Beleuchtung und Kühlung – Energieeffizienz im Lebensmittelhandel verbessern

Beleuchtung und Kühlung – Energieeffizienz im Lebensmittelhandel verbessern

Die steigenden Energiekosten bereiten auch Händlerinnen und Händlern zunehmend Sorgen. Zu den größten Stromfressern im Lebensmitteleinzelhandel zählen Beleuchtung und Kühlung. Wie können Bio-Ladnerinnen und -Ladner Strom sparen und welche Beratungs- und Förderungsmöglichkeiten gibt es?

Die Entwicklung der Energiekosten bereitet den Handelsunternehmen nach Angaben des Handelsverband Deutschland (HDE) aktuell große Sorgen. Laut einer Umfrage unter mehr als 900 Handelsunternehmen spüren 89 Prozent der befragten Händlerinnen und Händler die Auswirkungen des von Russland begonnenen Kriegs in der Ukraine und der damit verbundenen Sanktionen in Form von höheren Energie- und Lieferantenpreisen. Der Abschluss neuer Energieverträge ging zuletzt beispielsweise mit deutlichen Preiserhöhungen einher.

Insbesondere im Handel mit (Bio-) Lebensmitteln ist der Energieverbrauch hoch. Laut EHI-Studie „Energiemanagement im Einzelhandel kompakt“ zählen Kühlung und Beleuchtung zu den Stromfressern im Lebensmitteleinzelhandel. Während im Food-Bereich der meiste Strom durch die Kältetechnik zum Kühlen der Waren verbraucht wird, ist die Beleuchtung im Non-Food-Bereich der größte Faktor hinsichtlich des Stromverbrauchs. Im Jahr 2021 entfielen laut EHI Retail Institute e.V. (EHI) 78 Prozent des Energieverbrauchs im Food-Bereich auf elektrischen Strom und 22 Prozent auf Wärmeenergie.

Jede nicht verbrauchte Kilowattstunde wirkt sich dementsprechend positiv auf den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens aus. Und auch das Klima wird weniger belastet. Daher sollten Händlerinnen und Händler Maßnahmen zum effizienten Energiemanagement im Blick behalten. Hilfestellung beim Thema Energiesparen bietet die Klimaschutzoffensive des Handels. Auf der Webseite können unter anderem Leitfäden und Checklisten zu allen wichtigen Themen rund ums Energiesparen heruntergeladen werden.

Beleuchtung – LED-Technik den Vorzug geben

In den vergangenen Jahren ist der Stromverbrauch im Lebensmitteleinzelhandel tendenziell gesunken. Lag der Stromverbrauch im Food-Bereich im Jahr 2016 laut Erhebung des EHI noch bei 330 Kilowattstunden pro Quadratmeter Verkaufsfläche, waren es 2021 gut 314 Kilowattstunden je Quadratmeter Verkaufsfläche. Das entspricht einem Rückgang von fünf Prozent. Zum einen tragen hierzu Investitionen in effizientere Kältetechnik bei, zum anderen aber auch der vermehrte Einsatz von LED-Beleuchtung. Laut eines Berichts der Lebensmittelpraxis bieten LED-Lampen beim Einsatz im Lebensmittelhandel gleich mehrerer Vorteile:

  1. Lange Lebensdauer mit bis zu 50.000 Stunden
  2. Kein Aufheizen der Verkaufsfläche, da die Lampen keine Wärme emittieren
  3. Überschaubare Wartungskosten
  4. Vielfältige Einsatzmöglichkeiten durch den großen Spektralbereich. So lassen sich einzelne Warenbereiche stimmig in Szene setzen.

Je nach eingesetzter Technologie kann eine Umrüstung auf LED-Technik bei der Beleuchtung bis zu 50 Prozent Energie einsparen, so die Lebensmittelzeitung. Sofern Händlerinnen oder Händler keine Möglichkeit haben, eine komplette Umrüstung auf LED-Technik durchzuführen, ist das sogenannte Retrofit eine Option. Die Retrofit-LEDs können herkömmliche Leuchtmittel, wie zum Beispiel Glühlampen, unkompliziert und schnell ersetzen, da sie in die vorhandenen Fassungen und Vorrichtungen passen.

Tipps zum Energiesparen

  • Umstellung der Beleuchtung auf LED-Technik oder Retrofit-Option.
  • Intelligente Lichtsteuerung angepasst an Tages- und Jahreszeiten sowie die aktuellen Witterungsverhältnisse.
  • Bei Neubauten: Nutzung von natürlichem Tageslicht durch Oberlichter oder große Fensterfronten als Ergänzung zur Beleuchtungstechnik.
  • Bedarfsgerechte Beleuchtung durch Tageslichtsensoren, Bewegungsmelder und Zeitschaltuhren.

Kühlung – Auf effiziente Kältetechnik setzen

Ohne Kühlung kommt der Lebensmittelhandel nicht aus. So wundert es kaum, dass sich Händlerinnen und Händler laut Studie des EHI immer mehr mit ihren Kühlflächen – unterteilt nach Pluskühlung (Kühlung bei +7°C), Minuskühlung (Kühlung bei unter -18°C) und Bedientheken – auseinandersetzen. Vor allem die Energieeffizienz der Kühlmöbel, aber auch die Optik der Geräte sind wichtige Kaufkriterien für Händlerinnen und Händler. Mitunter ist dies mit hohen Investitionen in die Kältetechnik verbunden. Vor dem Hintergrund der Energie- und Klimakrise sind vor allem zukunftsfähige Energiekonzepte gefragt. Dazu zählt beispielsweise der Ausbau von Photovoltaik-Anlagen zur Stromerzeugung oder die Nutzung von Wärmepumpentechnik zur Beheizung der Verkaufsflächen.

Infos zur F-Gas-Verordnung

Seit dem 1. Januar 2015 gilt die F-Gas-Verordnung (EU) Nr. 517/2014. In dieser wird die industrielle Verwendung fluorierter Treibhausgase (F-Gase) in den EU-Mitgliedsstaaten geregelt. Ziel ist, die Emissionen von F-Gasen in der EU bis 2030 um 70 Millionen CO2-Äquivalent auf 35 Millionen CO2-Äquivalent zu senken. Hierzu werden Emissionsbegrenzungen, Verwendungsbeschränkungen bei Wartung und Instandhaltung sowie Mengenbegrenzungen (Phase-Down) für das Inverkehrbringen von teilfluorierten Kohlenwasserstoffen (HFKW) erlassen. Als Maßstab zur Bewertung von F-Gasen dient das "Global Warming Potential" (GWP), das Erderwärmungs- beziehungsweise Treibhauspotenzial einer Substanz. Je höher der GWP-Wert ist, desto klimaschädlicher ist die entsprechende Substanz.

Seitens der Politik sollen mit der F-Gas-Verordnung Anreize zur Verwendung von umwelt- und klimafreundlichen Alternativen im Bereich der Kühlung und Klimatisierung geschaffen werden. Natürliche, klimafreundliche Kältemittel bieten solche Optionen und werden zunehmend in Kühlmöbeln eingesetzt. Allerdings werden in über 90 Prozent der bestehenden Kälteanlagen noch immer Kältemittel mit hohem Treibhauspotenzial (hohen GWP-Werten) eingesetzt, so der Handelsverband Deutschland (HDE).

Im Bereich der Kühlgeräte wird im Wesentlichen zwischen steckerfertigen Kühlmöbeln (mit oder ohne Wasseranschluss) und zentral gesteuerten Verbundanlagen unterschieden. Effiziente Kühlmöbel verfügen zudem über Schiebedeckel beziehungsweise Glastüren, um den Kälteverlust in den Raum zu begrenzen. Während steckerfertige Kühlmöbel in der Regel günstiger in der Anschaffung und flexibler hinsichtlich des Aufstellortes sind, wird die Abwärme der Geräte in der Regel nicht weiter genutzt. Das kann den Verkaufsraum im Sommer zusätzlich aufheizen. Kälteverbundanlagen erfordern deutlich höhere Investitionen, dafür kann die Abwärme der Anlage über einen Wärmetauscher für die Warmwasserbereitung oder zur Klimatisierung des Verkaufsraums genutzt werden. Durch den Austausch veralteter Kühlmöbel durch moderne, effiziente Geräte können laut HDE zwischen 35 und 50 Prozent Energie eingespart werden.

Tipps zum Energiesparen

  • Ersatz alter Kühlmöbel durch moderne Kühlmöbel mit klimafreundlichen Kältemitteln wie Propan (R-290), Propen (R-1270), Ammoniak (R-717), CO2 (R-744) oder Wasser (R-718). Wichtig: Beim Kauf auf die Energieeffizienzklasse der Geräte achten!
  • Regelmäßige Wartung der Kühlanlagen verlängert die Lebenszeit der Geräte. Dabei auch auf die Türdichtungen achten!
  • Kühlgeräte regelmäßig enteisen.
  • Nur Produkte beziehungsweise Lebensmittel kühlen, die wirklich gekühlt werden müssen. Bei der Kühlung auf die optimale Temperatureinstellung achten!
  • Maximale Füllhöhe der Geräte einhalten.

Jetzt in Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz investieren!

Nach den Miet- und Personalkosten bilden die Energiekosten den größten Kostenfaktor im Lebensmitteleinzelhandel. Daher sollten die Unternehmen jetzt in Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz investieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben, so Marcel Riethmüller, Geschäftsführer und Fördermittelexperte der ecogreen GmbH & Co. KG.

Oekolandbau.de: Wo sehen Sie kurzfristig die größten Einsparpotenziale für den Lebensmittelhandel angesichts der steigenden Energiekosten?

Marcel Riethmüller: Die kurzfristigen und größten Einsparungen liegen im Bereich der Beleuchtung, welche einfach gegen eine LED-Beleuchtung ersetzt werden kann. Sehr oft sind die ganzen Anlagenparameter der Heizungs-, Klima,- und Lüftungstechnik nicht richtig eingestellt. Dort können kurzfristig fünf bis 15 Prozent an Energiekosten eingespart werden, ohne große Investitionen zu tätigen.

Oekolandbau.de: Welche Projekte lassen sich mittelfristig planen und angehen?

Marcel Riethmüller: Die Kältetechnik stellt mit etwa 45 Prozent einen großen Anteil am Energieverbrauch dar. Hier zu investieren ist jedoch sehr kostenintensiv, aber es lohnt sich trotzdem in neue Kältetechnik zu investieren. Pauschale Aussagen lassen sich nicht treffen, denn es kommt immer auf den Zustand und das Alter der Anlagen an. Somit ist jede Investition in die Kältetechnik eine Einzelbetrachtung.  Der Bereich Lüftung, Klima und Heizung ist sehr oft Sache des Eigentümers beziehungsweise der Eigentümerin und nicht des Betreibenden. Hier lohnt es sich trotzdem mit dem Eigentümer oder der Eigentümerin Kontakt aufzunehmen und gemeinsame Lösungswege zu suchen. Das sogenannte "Vermieter-Mieter-Dilemma" ist oft ein selbstgemachtes Problem, weil dem Vermietenden nicht aufgezeigt wird, was dieser von einer neuen Anlagentechnik hat. Sehr oft rechnen sich Maßnahmen innerhalb der Mietzeit und können über eine Umlage auf die Nettomiete refinanziert werden, so dass alle Beteiligten sparen. So wird eine Win-Win-Win-Situation für den Vermietenden, den Mietenden und die Umwelt erreicht.

Oekolandbau.de: Welche Fördermöglichkeiten können von den Unternehmen in Anspruch genommen werden?

Marcel Riethmüller: In den meisten Fällen kommt im Gebäudebestand die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) in Betracht. Hier werden Bereiche wie LED-Beleuchtung, Klimaanlagen, Lüftungsanlagen und die Beheizung mit erneuerbaren Energien, wie zum Beispiel Wärmepumpen, mit 15 bis 40 Prozent der förderfähigen Nettoinvestitionskosten als Einzelmaßnahmen gefördert. Diese Fördermaßnahme wurde leider zum 15. August 2022 durch das Bundeswirtschaftsministerium eingekürzt. Gerade in der jetzigen Zeit ist dies das falsche Signal. Im Bereich der Kältetechnik gibt es auch ein Förderprogramm, wenn in eine Kälteanlage mit natürlichen, klimafreundlichen Kältemitteln investiert wird. Mit dem BAFA-Förderprogramm des Bundesumweltministeriums werden energieeffiziente Kälte- und Klimaanlagen, die mit nicht-halogenierten Kältemitteln betrieben werden, gefördert.

Förderung und Beratung

Während große (Bio-) Handelsketten zumeist einen hohen Grad an Energieeffizienz erreicht haben, stehen kleinere Lebensmittelgeschäfte, und damit auch inhabergeführte Bio-Läden, vielfach noch vor Herausforderungen. So besteht laut eines Berichts von Kälte Klima Aktuell (KKA) gerade bei kleinen Lebensmittelläden ein hoher Informations- und Beratungsbedarf hinsichtlich nachhaltiger Kältetechnik sowie der gültigen rechtlichen Vorgaben. Abhilfe können in diesen Fällen Kälte-Klima-Fachfirmen und Energieberatungen schaffen. Zudem bietet das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) diverse Förderprogramme an. Hilfestellung bietet zum Beispiel der Förderwegweiser Energieeffizienz.


Letzte Aktualisierung 25.08.2022

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