Tiergesundheit

Krankheitsvorsorge und tierärztliche Behandlung

Vorbeugender Schutz der Tiergesundheit

Auch in der Aquakultur steht der vorbeugende Schutz der Tiergesundheit im Vordergrund. Entsprechend ist eine schriftliche Vereinbarung über eine der Anlage angemessene Gesundheitsberatung mit qualifizierten Gesundheitsdiensten für Aquakulturtiere abzuschließen. Der Gesundheitsdienst besichtigt den Betrieb mindestens einmal im Jahr und bei Muschelzucht mindestens einmal alle zwei Jahre.

Gegebenenfalls vorhandene Fischfutterreste, Ausscheidungen und tote Tiere sind sofort zu entfernen, um die Wasserqualität nicht zu beeinträchtigen. Damit werden Krankheitsrisiken eingeschränkt und keine Insekten oder Nager angelockt. Weiterhin sind Haltungseinrichtungen, Ausrüstungen und Geräte regelmäßig zu reinigen und zu desinfizieren, um Infektionsrisiken zu minimieren.

Nach Entscheidung der zuständigen Behörde sind nach jedem Produktionszyklus in Haltungseinrichtungen im offenen Meer gegebenenfalls Ruhezeiten über einen angemessenen Zeitraum einzuhalten. Derartige Ruhezeiten werden auch für andere Produktionsmethoden in Becken, Teichen und Netzkäfigen empfohlen. Für die biologische Bekämpfung von Ektoparasiten werden vorzugsweise Putzerfische eingesetzt.

Behandlung von Krankheiten und Parasiten

Treten trotz der zuvor genannten Krankheitsvorsorge gesundheitliche Probleme auf, können tierärztliche Behandlungen gemäß der nachstehenden Rangfolge durchgeführt werden:

  1. Einsatz pflanzlicher, tierischer oder mineralischer Stoffe in homöopathischer Verdünnung;
  2. Einsatz von Pflanzen und Pflanzenextrakten, die keine betäubende Wirkung haben;
  3. Einsatz von Substanzen wie Spurenelementen, Metallen, natürlichen Immunostimulanzien oder zugelassenen Probiotika.

Nicht homöopathische beziehungsweise allopathische Behandlungen sind auf zwei Behandlungen jährlich beschränkt. Hiervon ausgenommen sind Impfungen und obligatorische Tilgungspläne. Bei einem Produktionszyklus von weniger als einem Jahr darf jedoch nur einmal allopathisch behandelt werden. Wird häufiger allopathisch behandelt, dürfen die betreffenden Tiere nicht als ökologisches Erzeugnis vermarktet werden.

Parasitenbehandlungen - obligatorische Bekämpfungsprogramme der Mitgliedstaaten ausgenommen - dürfen zweimal jährlich beziehungsweise bei einem Produktionszyklus von weniger als 18 Monaten einmal jährlich vorgenommen werden. Die Wartezeit nach Verabreichung allopathischer Tierarzneimittel und nach Parasitenbehandlungen ist doppelt so lang wie die übliche vorgeschriebene Wartezeit und beträgt, wenn keine Wartezeit festgelegt ist, generell mindestens 48 Stunden.

Der Einsatz von Hormonen und Hormonderivaten ist in der ökologischen Fischzucht generell verboten. Der Einsatz von Tierarzneimitteln ist der Kontrollstelle grundsätzlich zu melden, bevor die Tiere als ökologisch produziert vermarktet werden. Behandelte Tiere müssen eindeutig zu identifizieren sein.

Praxisbeispiel: Alternative Behandlung des Problemschädlings Lachslaus

In der ökologischen Aquakultur sind natürliche Methoden und Produkte wie pflanzliche Extrakte, homöopathische Arzneimittel oder die biologische Parasitenbekämpfung vorzugsweise einzusetzen. Ganz konkret wird dieses Thema zum Beispiel in der ökologischen Lachszucht. Sie muss ebenso wie die konventionelle Lachszucht mit dem Problem Lachslaus fertig werden. Dabei handelt es sich um blutsaugende Kleinkrebse, die auf den Fischen als Parasiten leben und erhebliche Schäden anrichten können.

Die zuständigen Behörden der europäischen Lachszuchtnationen - Irland, Schottland und Norwegen - schreiben eine Behandlung mit entsprechenden Medikamenten (Avermectinen) vor, sobald die Anzahl an Parasiten pro Fisch einen Grenzwert erreicht. Es gibt mittlerweile einige alternative Medikamente und Verfahren, die Lachslaus ohne den Einsatz von allopathischen Präparaten wirksam zu bekämpfen. In Irland beispielsweise werden von ökologisch wirtschaftenden Lachsfarmen verschiedene Verfahren eingesetzt: So genannte Putzerfische werden gemeinsam mit den Lachsen in den Netzgehegen gehalten und fressen den Lachsen die Parasiten vom Körper.

Versuche mit Schallgeräten zeigen einen deutlich niedrigeren Parasitenbefall nach der Anwendung. Wasserstoff-Peroxyd-Anwendungen anstelle des Avermectin-Einsatzes bringen ebenfalls sehr gute Erfolge und sind gleichzeitig sowohl gut verträglich für die Fische als auch ökologisch unbedenklich. Und schließlich führen spezielle pflanzliche Beimischungen, beispielsweise auf Knoblauchbasis, im Futter ebenfalls zu deutlich geringeren Parasitenzahlen im Vergleich zu nicht behandelten Fischen. 

Letzte Aktualisierung 01.07.2015

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