Vermarktung

Vermarktung

Gemeinschaftliche Obstvermarktung setzt sich mit der steigenden Zahl von Erzeugerbetrieben durch. Daher hat der Betriebsleiter bei der Umstellung auf ökologischen Anbau immer häufiger die Wahl, ob er gemeinschaftlich auftreten will oder die Vermarktung seines Obstes zukünftig selbst in die Hand nimmt.

Vermarktung von Kernobst

Derzeit gibt es im ökologischen Obstbau drei Vermarktungswege: Die Vermarktung über den Naturkostgroßhandel und zunehmend über den Lebensmitteleinzelhandel (LEH) spielen die größte Rolle. Ein deutlich geringerer Anteil des Kernobstes wird in der Direktvermarktung verkauft.

Die zahlreichen Großhändler in Deutschland nehmen Waren an und beliefern damit die regionalen Naturkostfachgeschäfte. Für die Belieferung des LEH sind Erzeugerzusammenschlüsse erforderlich. Die Größe der geforderten Chargen und die kurzen Zeiträume zwischen Bestellung und Liefertermin erfordern zudem belastungsfähige logistische Strukturen.

Vermarktung von Steinobst

Beim ökologischen Steinobstanbau wird ein wesentlich größerer Anteil der Ware direkt vermarktet. Dies liegt zum einen daran, dass Steinobst leicht verderblich ist und somit nur sehr begrenzt gelagert werden kann. Zudem sind die Hauptanbaugebiete für Steinobst traditionelle Direktvermarktungsgebiete. Marktferne Betriebe vermarkten über den Naturkostfachhandel und bei Pflaumen und Zwetschgen zunehmend auch über den LEH. Eine Besonderheit beim Steinobst stellen die Sauerkirschen dar, da sie fast ausnahmslos in die Verarbeitung gehen (Saft, Fruchtaufstriche, Konserve).

Welche Vermarktungsform ist die richtige?

Kann bei der Umstellung auf den ökologischen Anbau die Vermarktungsform frei gewählt werden, sind die Alternativen sorgfältig abzuwägen. Insbesondere sollte der Aufwand im Umlaufvermögen genau geprüft werden. Häufig müssen spezielle Poolkisten oder Einwegleergut zur Vermarktung angeschafft werden. Auch ist der Erfahrungshorizont der Marktteilnehmer im Umgang mit Bio-Ware unterschiedlich. Eine nachhaltige „in Wert Setzung“ der besonderen Produkte des Öko-Landbaus verlangt Kontinuität und Weitsicht der Marktteilnehmer.

Bei der Entscheidung, welche Vermarktungsform gewählt werden soll, müssen neben den Standortbedingungen (Marktnähe, Größe des Betriebes, Spezialisierungsgrad) auch die Neigungen der Betriebsangehörigen mitberücksichtigt werden. Außderdem muss man beachten, dass bei der Direktvermarktung zwar höhere Preise erzielt werden, aber auch ein sehr viel höherer Aufwand erforderlich ist. Die verschiedenen Vermarktungswege lassen sich folgendermaßen charakterisieren:

1. Naturkostgroßhandel

Vorteile:

  • Absatz großer Mengen pro Lieferung möglich
  • Geringer Zeitbedarf

Nachteile:

  • Abhängigkeit vom Abnehmer
  • Kein Kontakt mit Verbraucherinnen und Verbrauchern
  • Große Preisschwankungen möglich

2. Direktvermarktung

Vorteile:

  • Hohe Preise
  • Geringere Preisschwankungen als bei Ablieferung an Handel
  • Direkter Kontakt mit den Verbraucherinnen und Verbrauchern

Nachteile:

  • Hoher Zeit- und Investitionsbedarf
  • Infrastruktur nötig
  • Kundenkreis muss aufgebaut und gepflegt werden.

3. Vermarktung über eine Obstgenossenschaft oder private Händler

Vorteil:

Kein zusätzlicher Zeitaufwand und Investitionsbedarf für die Vermarktung erforderlich. Der Betrieb kann sich ausschließlich auf den Anbau konzentrieren.

Nachteile:

  • Kein Einfluss auf den Vermarktungserfolg
  • Kein Kontakt mit den Verbraucherinnen
  • Große Preisschwankungen möglich

Aus der Forschung - für die Praxis

Im Rahmen des Bundesprogramms Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) werden zahlreiche Forschungsprojekte durchgeführt.

Welche Bedeutung haben ausländische Ökoäpfel für die deutschen Erzeuger? (2011)

Äpfel sind die wichtigste inländische Obstart auf dem deutschen Markt, und Obst hat einen erheblichen Anteil am Markt für ökologische Produkte. Wissenschaftler der Uni Kassel (Fachgebiet Agrar- und Lebensmittelmarketing) haben den deutschen Markt für ökologische Äpfel analysiert und dabei auch die Maßnahmen betrachtet, die deutsche Erzeuger bzw. Erzeugerzusammenschlüsse ergriffen haben, um sich am Markt zu behaupten. Darauf aufbauend erstellten sie Handlungsempfehlungen für die deutschen Erzeuger von Ökoäpfeln und leiteten Vorschläge für andere Ökoproduktmärkte ab. Die Ergebnisse zeigen nach Ansicht der Wissenschaftler, dass die regionale Erzeugung und die besonderen Eigenschaften deutscher Äpfel im Vergleich zu ausländischer Ware stärker als bisher in der Kommunikation mit den Verbrauchern herausgestellt werden sollten. Für andere Produktmärkte empfehlen sie, sich mehr als bisher um den Aufbau von vertrauensvollen Geschäftsbeziehungen zu bemühen und ebenfalls den Regionalitätsaspekt stärker herauszustellen.

Projekt-Schlussbericht "Ausländisches Angebot an ökologischen Äpfeln: Bedeutung für deutsche Öko-Apfelerzeuger" in der Datenbank Organic Eprints

Letzte Aktualisierung 28.11.2017

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