Dr. Rudolf Nützel, Leiter des Geschäftsbereichs Naturschutz und Biodiversität, Referat für Klima- und Umweltschutz: "Viel zu oft ist es leise um die drängenden ökologischen Themen unserer Zeit, allen voran um den Schutz der Biodiversität, des Klimas, des Trinkwassers. Jetzt gerade können wir Menschen in unserer gemäßigten Klimazone wieder einmal körperlich spüren, was Hitzestress bedeutet. Unsere Stadt hat Strategien zum Schutz natürlicher Ressourcen und zur Anpassung gegen den Klimawandel entwickelt und sich zum Ziel gesetzt bis 2035 klimaneutral zu sein. Einen wichtigen Impact hat dabei auch, wie sich München ernährt und mit Lebensmitteln versorgt. Um notwendige Transformationsprozesse bestmöglich unterstützen zu können, wurde das Haus der Kost erfolgreich gestartet."
Claudia Frey, CFO der UnternehmerTUM & CEO des Munich Urban Colab: "Es ist schön zu sehen, wie viele engagierte Menschen zusammengekommen sind, um über die Zukunft unserer Ernährung zu sprechen – ein Thema, das uns alle betrifft und das enormes Potenzial für Innovation, Nachhaltigkeit und gesellschaftlichen Wandel birgt. Das Haus der Kost ist mehr als ein Veranstaltungsort – es ist ein lebendiger Ort des Austauschs, der Inspiration und der konkreten Veränderung. Hier treffen sich Akteurinnen und Akteuren aus Gastronomie, Landwirtschaft, Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft, um gemeinsam an einem nachhaltigen Ernährungssystem zu arbeiten."
Der Kongress bot den rund 250 Gästen vielfältige und inspirierende Einblicke. Entlang der gesamten Wertschöpfungskette "Vom Acker bis zum Teller" konnten die Besucherinnen und Besucher spannende Einblicke gewinnen:
- Daniel Anthes, Zukunftsforscher und "Sustainability Ninja" präsentierte in seiner Keynote "Protein Punks – über die Revolution auf den Tellern" alternative Proteinquellen als Schlüssel für eine zukunftsfähige Ernährung. Mit einem Blick auf kulinarische Potenziale rückte er in einem mitreißenden und mit zum Teil überraschenden Forschungserkenntnissen untermauerten Vortrag pflanzenbasierte und zellkultivierte Proteine in den Fokus und ordnete die Entwicklung unserer Esskultur sowie den gesellschaftlichen Wandel ein.
- Tanja Asmussen von der Königlich Dänischen Botschaft in Berlin stellte als Best Practice das House of Food bzw. Meyers Madhus in Kopenhagen vor. Es ist das große Vorbild für die deutschen Ernährungshäuser, zu denen neben dem „Haus der Kost“ in München die "Kantine Zukunft" in Berlin sowie das "Forum Küche" in Bremen gehören. Mit ihrer Aussage "Nicht drüber reden – einfach machen" betonte sie, wie wichtig konkrete Zielsetzungen, adäquate politische Rahmenbedingungen und der Austausch untereinander sind. Ein Auftrag, den für sie das Haus der Kost als Drehscheibe der Ernährungswende in München jetzt umsetzen kann.
- Viola Molkenthin vom Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat stellte die Eiweißpflanzenstrategie der Bundesregierung und Ansätze zu deren Weiterentwicklung vor, gab Einblicke in die aktuelle Förder- und Projektlandschaft des Ministeriums und stellt das Engagement des Ministeriums zu neuen und alten Hülsenfrüchten wie Erbse, Linse oder Kichererbse in Deutschland vor.
- Dr. Klaus Fleißner von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft stellte die Perspektive des Anbaus und damit "vom Acker aus" vor und in diesem Rahmen neue Kulturarten, die durch den Klimawandel und notwendige Anpassungsstrategien landwirtschaftlicher Systeme an Bedeutung gewinnen werden. Darunter etwa die Erdnuss, die afrikanische Augenbohne oder auch Sesam, die künftig auch auf bayerischen Äckern gedeihen könnten.
- Patrick Wodni von der Kantine Zukunft sprach in seinem Impuls über die Außer-Haus-Verpflegung und damit aus der Perspektive "bis zum Teller" über die Umsetzung von Bio in der Gemeinschaftsverpflegung und die Aktivitäten der Kantine Zukunft Berlin. Wichtig sei es zu verstehen, vor welchen Herausforderungen die Küchenteams in Anbetracht knapper finanzieller oder personeller Ressourcen stehen, wie wichtig es ist, auf Augenhöhe mit den Küchenteams zu sprechen, einfache, aber lecker schmeckende Rezepturen zu verwenden und Renner wie die Currywurst nicht zu streichen.
Beim Mitmach-Talk konnte sich das Publikum aktiv einbringen, mit den Referentinnen und Referenten ins Gespräch kommen und gemeinsam über Herausforderungen und Lösungsansätze diskutieren.
Begleitet wurde der Kongress von einer Vernetzungsmesse, auf der sich 17 Organisationen, Erzeugerbetriebe und Institutionen präsentierten. Auch das Bundesprogramm Ökologischer Landbau (BÖL) hat sich mit einem Stand an der Vernetzungsmesse beteiligt und neben den Fördermöglichkeiten des BÖL die Bio-AHV-Logos präsentiert. Mit vor Ort war das RIWERT-Projekt "BioLegu". Ziel des Projektes ist der Aufbau regionaler, tragfähiger Bio-Wertschöpfungsketten für verschiedene Speiseleguminosen und daraus hergestellte Lebensmittel, angefangen von der Saatgutverfügbarkeit über die Rohwarenerzeugung und die Verarbeitungsstufen bis hin zur Vermarktung der Lebensmittel. Es sollen in der Projektlaufzeit mehrere Wertschöpfungsketten für verschiedene Speiseleguminosen aufgebaut werden. Der Fokus liegt zunächst auf Bio-Kichererbsen und Bio-Trockenbohnen, im weiteren Projektverlauf werden für weitere Kulturen, wie Linsen, Lupinen und Trockenerbsen Wertschöpfungsketten entwickelt.
Mehr zum Haus der Kost
Als erstes Beratungszentrum der Landeshauptstadt München für nachhaltiges Kochen begleitet das Haus der Kost Küchenteams der Außer-Haus-Verpflegung praxisnah, kostenfrei und individuell auf ihrem Weg hin zu mehr Bio, Regionalität und Saisonalität. Das Haus der Kost ist ein Leitprojekt des Sachgebiets Nachhaltige Ernährung im Referat für Klima- und Umweltschutz. Mit seinem ersten Kongress kommt das Haus der Kost dem politischen Auftrag nach, Drehscheibe der Ernährungswende zu sein. Es zeigt auf, wie die Wertschöpfung in der Region gehalten und dadurch die lokale Wertschöpfungskette gestärkt werden kann und bringt relevante Akteurinnen und Akteure zusammen, um die Lebensmittelversorgung von München resilienter zu machen.
Quelle: Pressemitteilung Landeshauptstadt München / Referat für Klima- und Umweltschutz



