In den Interviews mit den Küchenleitungen wurden drei Faktoren genannt, weshalb die Erhöhung des Bio-Anteils nicht als relevanter Kostentreiber wahrgenommen wird. Erstens achten die Kitas und Betriebskantinen der Stichprobe darauf, so weit als möglich saisonales und regionales Obst und Gemüse zu verwenden. Dann bestehen häufig keine gravierenden Preisunterschiede zwischen biologischen und konventionellen Produkten. Zweitens wird in den Kitas der Stichprobe Fleisch nur einmal pro Woche beziehungsweise alle zwei Wochen angeboten. In Betriebskantinen ist das häufig eine größere Herausforderung. Aber auch hier gibt es Lösungen, zum Beispiel drei Menülinien, davon sind zwei attraktive vegetarische Gerichte und eines ein Fleischgericht. Drittens achten die Küchen stärker darauf, Lebensmittelabfälle zu vermeiden, wenn sie vorher die Speise selbst zubereitet haben.
"Grundsätzlich ist es unser Ziel, Mehrkosten beim Einkauf von Bio-Produkten durch Veränderungen in der Speiseplanung, bei Rezepturen und beim Einkauf möglichst abzufedern", so Dr. Philipp Stierand, Leiter der Kantine Zukunft Berlin. Aber er hält es nicht für möglich, hier einen Bio-Anteil anzugeben, bei dem generell eine kostenneutrale Umstellung möglich ist. Zu viel Variablen bestimmen im Einzelfall die Kosten.
Ambitionierte, aber realistische Ziele setzen
Die Erfahrungen mit der Kantinen-Werkstatt zeigen, wie viel in der Gemeinschaftsverpflegung möglich ist, wenn Leitungen und Küchenmitarbeitende motiviert an einem Strang ziehen. Gleichzeitig warnt der Berater Stierand davor, dass man eine Küche nicht mit zu hohen Ansprüchen überfordern sollte. Es kann sein, dass äußere Rahmenbedingungen das Erreichen von Zielen begrenzen, die von den Küchen selbst nicht beeinflusst werden können. Beratung kann viel, aber sie ist auch kein Allheilmittel. "Wenn unsere Gesellschaft einen höheren Bio-Anteil in der Gemeinschaftsverpflegung will, dann müssen das Leitungen und Träger als Ziel definieren und dafür auch die notwendigen Ressourcen bereitstellen", bekräftigt Dr. Philipp Stierand.